psychoneuro 2004; 30(3): 169-173
DOI: 10.1055/s-2004-823786
Übersicht

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Die Katharsis bei Aristoteles, Bernays und Freud” von Juan Dalma[1] - Teil II

Francisco Pedrosa Gil1 , Gerald Kreft2
  • 1Psychosomatische Ambulanz, Medizinische Klinik, Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • 2Neurologisches Institut (Edinger-Institut), Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Further Information
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Korrespondenzadresse:

Dr. med. Francisco Pedrosa Gil

Psychosomatische Ambulanz

Medizinische Klinik, Innenstadtklinikum Ludwig-Maximilians-Universität

Pettenkoferstraße 10

80336 München

Email: Francisco.Pedrosa.Gil@pk-i.med.uni-muenchen.de

Publication History

Publication Date:
20 April 2004 (online)

Table of Contents #

Zusammenfassung

1963 veröffentlichte der Psychiater Juan Dalma (1895-1977) seine Thesen zum Konzept der Katharsis in der Psychotherapie. Insbesondere bezieht er sich auf die Forschungen des Altphilologen Jacob Bernays (1824-1881), eines Onkels von Sigmund Freuds Frau Martha. Dalma sieht hier einen Weg, auf dem das klassische Konzept der Katharsis zur Psychoanalyse gelangt sein könnte. Die ursprünglich in spanischer Sprache geschriebene Arbeit wird hier erstmals in deutscher Übersetzung, allerdings gekürzt, veröffentlicht. Eine rezeptionsgeschichtliche Einleitung der Übersetzer erschien in psychoneuro 2004; 30 [2].

Der enorme Einfluss der klassischen Kultur auf die Bildung Sigmund Freuds sowie anderer bedeutender Psychologen der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts und zu Beginn des unsrigen ist allgemein bekannt und ein Thema, welches uns in einem in der „Zeitschrift der Medizinischen Fakultät” Tucumán veröffentlichten Aufsatz beschäftigt hat [22].

Man weiß, dass u.a. Charcot, Janet, Freud, Rank, Jung, und Philosophenpsychologen wie Husserl, Jaspers, Heidegger, Sartre, [Eugen] Minkowski, L[udwig] Binswanger etc. reichlich aus diesen Quellen schöpften.

Was Freud betrifft, insbesondere sein Konzept des Ödipuskomplexes, seine empedoklesianische Gegenüberstellung von Eros und Thanatos, seine Doktrin der Katharsis als Fundament einer vollständigen psychotherapeutischen Wirkung, so sind sie offensichtlich hellenistischer Herkunft.

Wir beziehen uns im folgenden speziell auf die Katharsis oder die heilende kathartische Methode.

Vom Standpunkt der therapeutischen Behandlung und auch wegen ihrer impliziten Doktrin ist dies wohl die Achse der psychoanalytischen Lehre.

Hier interessiert uns die Tatsache, dass in keiner der ersten Schriften Freuds und auch nicht in denen seines ersten Freundes und Mitarbeiters im therapeutischen Bereich, Dr. Josef Breuer, eine Definition dieses Konzepts vorliegt, welches in der Psychotherapie so transzendent und absolut neu ist.

Wir haben in den Gesammelten Schriften und den Briefen von Freud (Dr. A. Germa, Buenos Aires, gab uns freundlicherweise Auskunft) und im biographischen Basistext von Jones nachgespürt, fanden aber die gesuchte Definition nicht. Diesen Mangel bestätigte uns auch Dr. Ellenberger (Montreal), der sie auch nicht im Psychoanalytischen Lexikon von Fodor und Gaynor finden konnte.

Der Begriff selbst erscheint zum ersten Mal auf Seite 224 des ersten Bandes der Freud-Biographie von Jones, wo über den historischen Fall der Anna O. (richtig: Bertha Pappenheim) berichtet wird, die von Breuer zwischen Dezember 1880 bis Juni 1882 mit einer Methode, die er (Breuer) kathartisch nannte [[25], S. 267], behandelt wurde.

Freud interessierte sich sehr für diesen Fall, den er kurz nach Abschluss der Therapie kennen lernte [[25], S. 269]. Es war also Breuer, der Arzt, der ihn in die moderne Psychotherapie einführte. Aber die Methode fand die Kranke selbst, die lernte, sich in einen Zustand der Selbsthypnose zu versetzen, und unter diesen Bedingungen Breuer vergessene biographische Ereignisse erzählte, worauf die neurotische Symptomatik verschwand.

Sie nannte dieses Verfahren Kamin-Fegen, chimney sweeping, Schornstein-Fegen, oder auch talking cure, Behandlung mit dem Mittel des Sprechens. Breuer begriff die Bedeutung dieser Erfahrung und Erfindung seiner Patientin und machte sie sich zu eigen, indem er sie in einen hypnotischen Zustand versetzte und mit dieser Methode über fast zwei Jahre behandelte (über die sehr interessante Persönlichkeit der Pappenheim besitzen wir Notizen von Jones, die Ellenberger später mit viel Scharfsinn vervollständigt hat).

Aufgrund verschiedener Motive, die hier nicht näher im Detail erklärt werden können, und trotz Freuds Drängen, verfolgte Breuer diesen Weg nicht weiter. Er stimmte aber zu, seine Erfahrung in einem gemeinsam mit Freud verfassten Aufsatz Die psychischen Mechanismen der hysterischen Phänomene (Neurologisches Zentralblatt, Januar [1893][2]) zu publizieren und 1895 mit einem Fall von Breuer (dem der Anna O.) und vier Fällen von Freud in der Monographie Studien über Hysterie, die als die Geburtsstunde der Psychoanalyse gilt, erneut abzudrucken.

Freud selbst benutzte die kathartische Methode Breuers, Hypnose mit talking cure (welche konzeptionell der heute gängigen Hypnopsychoanalyse entspricht), zum ersten Mal im Falle der Frau Emmy v. N., deren Behandlung am 1. Mai 1889 begann, 18 Monate nachdem Freud zum ersten Mal die Methode der klassischen Hypnose angewandt hatte. Die Beschreibung des Falles findet sich in den oben genannten Aufsätzen.

Zu seiner persönlichen Methode, zur freien Assoziation als Ersatz der Hypnose, wechselte Freud später wiederum unter dem Einfluss einer Patientin, Frl. Elisabeth (ebenfalls in den fünf Fallgeschichten enthalten), welche ihm vorwarf, dass er sie mit seinen Fragen im Fluss ihrer Gedankentätigkeit störe [[25], S. 289]. Anna O. und Frl. Elisabeth sind also die Anreger der modernen Psychotherapie in ihren zwei Etappen: der psychokathartischen und der psychoanalytischen.

Um seine Methode (freie Assoziation) von der Breuers zu unterscheiden, führte Freud 1896 den Begriff Psychoanalyse ein, der zum ersten Mal in einer französischen (30. März 1896) und später in einer anderen deutschen Veröffentlichung (15. Mai 1896) verwendet wird [[25], S. 290].

In Wirklichkeit beruht die Methode der Psychoanalyse jedoch noch immer auf der Dynamik der Katharsis. Die Technik der Hypnose (mit der sich die Charakteristika vervollständigen, welche Breuer durch die Erfahrungen mit der Patientin Anna O. machte) ist nicht weniger als die freudianische der freien Assoziation (angeregt durch Frl. Elisabeth) durch einen Prozess der Reinigung bestimmt, eine „Arbeit der psychischen Reinigung”, die durch den Begriff der Katharsis gekennzeichnet ist; einmal abgesehen von anderen Aspekten, die später dargestellt werden sollen.

Die terminologische Differenz zwischen der kathartischen und der psychoanalytischen Methode ist also bloß konventionell und definiert nicht die abweichenden Aspekte beider Techniken.

Wie schon gesagt, es gibt in den ersten Arbeiten Freuds und Breuers keine explizite Definition des kathartischen Konzepts, seine psychotherapeutische Verwendung erfolgt aber schon in den ersten Publikationen in der adjektivischen Form kathartisch, allerdings mit Erklärungen, die seine Bedeutung nur implizit definieren.

Auf diese Weise erscheint uns der Begriff zum ersten Mal in der Beschreibung des Falles der Anna O., in der zitierten Arbeit von Breuer-Freud von 1893 über den psychischen Mechanismus hysterischer Phänomene, wo gesagt wird: „Die Reaktion des Geschädigten auf das Trauma hat eigentlich nur dann eine „kathartische Wirkung”, wenn sie eine adäquate Reaktion ist, wie die Rache. Aber in der Sprache findet der Mensch ein Surrogat für die Tat, mit dessen Hilfe der Affekt nahezu ebenso „abreagiert” werden kann” [[23], Bd. I, S. 87].

Dr. Ellenberger (briefliche Mitteilung) konnte zusätzlich zu diesem Punkt (den Versuch, kathartische Reaktion und Abreaktion zu bestimmen) noch einige andere Zitate finden.

Auf Seite 119 (der englischen Ausgabe) steht: „Wenn man eine derartige kathartische Behandlung unternimmt, wird man sich zuerst die Frage vorlegen: Ist der Kranken Herkunft und Anlass ihres Leidens bekannt? Dann bedarf es wohl keiner besonderen Technik” [[23], Bd. I, S. 200]. (Freud bezieht sich hier also auf das Faktum der Verdrängung, die die Erinnerung an das Trauma auslöscht, als conditio sine qua non zur Indikation einer kathartischen Behandlung).

Auf Seite 249 bezieht er sich erneut auf die Ursprünge dieser Technik bei Charcot und Breuer, wo er den Vorschlag diskutiert, „die Anwendung der kathartischen Methode auf solche Kranke zu beschränken, die in tiefe Hypnose zu versetzen sind” [[23], Bd. I, S. 286].

Auf Seite 251: „Ich habe bisher von den Schwierigkeiten und der Technik der kathartischen Methode gehandelt” [[23], Bd. I, S. 290].

Auf Seite 223 schließlich: „Es bleibt mir also nichts übrig, als solche Fälle für die kathartische Methode auszuwählen, die man vorläufig als Hysterie diagnostizieren konnte” [[23], Bd. I, S. 254] (eine These, welche von vielen bedingungslosen Anhängern der Psychoanalyse noch heute aufrecht erhalten wird).

Daraus ergibt sich, dass Freud und Breuer den Begriff der Katharsis mit der Sorglosigkeit verwenden, mit der man irgendeinen anatomischen, physiologischen oder gewöhnlichen psychologischen Terminus benutzt, ohne die Notwendigkeit zu sehen, ihn in seinen neuen Implikationen zu definieren.

Wir können also folgern, dass der Begriff der Katharsis in jener Epoche allen Ärzten bekannt und verständlich war.

Auf diese Art und Weise entspringt das Problem den Quellen der Allgemeinbildung.

Unserer Meinung nach lassen sich zu diesem Thema zwei Hypothesen annehmen:

In erster Linie waren die klassischen Lehren der Humoralpathologie und der hippokratisch-galenischen Pathologie zwischen 1880 und 1890 noch immer vorherrschend. Trotz des Sieges von Virchows Zellularpathologie, der blendenden bakteriologischen Entdeckungen Pasteurs, dem aufsteigenden Stern [Robert] Kochs und der Pleiaden seiner Schüler (am Schluss der Dekade und zu Beginn der nächsten) sowie den Erfolgen der Asepsis und der Antisepsis von Lister, dominierte der Nihilismus Skodas weiterhin das therapeutischen Feld, insbesondere in Wien; die Ärzte machten [einfach] weiter und hielten sich an die Konzepte der Dyskrasie sowie die hiervon abgeleiteten Formen der Therapie (obwohl man schon die giftige Basis des aggressivsten Autors der Aderlässe, Dr. Broussais, des letzten Exponenten einer kranken ideologischen Medizin, überwunden hatte). In deren Zentrum war der Terminus Katharsis geläufig.

In diesem Sinne sind zuletzt (ungefähr in den Jahren 1932 und 1935) L. Moulinier und L. Bourgey (zitiert bei Kouretas) die Sammlung des hippokratischen Schrifttums durchgegangen und haben herausgefunden, dass der Begriff Katharsis dort benutzt wurde, um das Ausstoßen von schädlicher Materie aus dem Organismus zu beschreiben. Dieser Ausstoß kann in spontaner Form erfolgen, wie im Falle der Menstruation, wo es sich um normale Produkte handelt, als Entleeren von Eiter, wenn es um pathologische Flüssigkeiten geht, oder, wie beim Durchfall, medizinisch durch Abführmittel hervorgerufen werden.

In ihrer literarischen Bedeutung als Reinigungsmittel tritt die Katharsis also als ein von den Ärzten dieser Zeit sicher nicht vergessener und von Breuer aufgenommener Begriff an die Stelle des durch die vorgenannte Patientin benutzten Begriffs chimney sweeping (der auf die gleiche Vorstellung hinweist wie das „Saubermachen”).

Für die zweite Hypothese, welche die erste nicht ausschließt, ist die Übernahme des Terminus Katharsis bei den Autoren mehr durch Aristoteles als durch Hippokrates inspiriert. Der Stagirite[3] hat ihn so zur Definition der Tragödie verwendet, die diese Art der psychologischen Wirkung beim Zuschauer hervorruft.

Danach waren aber nicht allein Breuer und Freud, sondern die medizinische Gemeinschaft in ihrer Allgemeinheit mit der Definition der Tragödie vertraut, so dass es keine Erklärung ihrer Einführung in das Vokabular der Galeniker bedurfte. Wem aber verdankt die Vokabel ihre Popularität? Der allgemeinen klassischen Kultur der Zunft? Wir bezweifeln das, obwohl es als sicher gelten darf, dass auf dem Gymnasium die aristotelischen Konzepte der kathartischen Wirkung der Tragödie sehr ausführlich gelehrt wurden.

Unserer Meinung nach hat hier jedoch ein spezifisches Ereignis innerhalb der deutschsprachigen Kultur eine Rolle gespielt: die Veröffentlichung eines Forschers der griechischen Philologie, des Dozenten Jacob Bernays, dessen zwei Aufsätze über den Topos (siehe Bibliographie) nicht nur unter den hellenistischen Philosophen, sondern auch unter dem kultivierten Publikum Aufsehen erregten. Wie wir von Dr. Ellenberger zur Unterstützung unserer Thesen informiert wurden, beklagte W. Wetz in seinem Buch über Shakespeare, dass sich nur wenige Menschen für die Geschichte des Theaters interessierten, während Bernays für seine Theorie der Katharsis die Aufmerksamkeit von 100 Bewunderern auf sich ziehen konnte. Für den Autor ein Beispiel für die Tyrannei der Philologen.

Wir werden später auf dem Aufsatz von Bernays zurückkommen, den wir in Tucumán - durch die Freundlichkeit der Ausleihabteilung der Bibliothek des Kongresses in Washington - einsehen konnten.

Hier bleibt uns nur noch zu sagen, dass die klassische Definition der Tragödie und der kathartischen Wirkung schon immer die Aufmerksamkeit der Literaturwissenschaftler gespalten hat, wenngleich aus einem anderen Blickwinkel.

Man sagt, dass, sobald man sich für die bereits bestehenden Interpretationen dieses ehrwürdigen aristotelischen Lehrsatzes interessiert, dieser mit der berühmten Polemik um die homerische Frage zusammenhängt[4].

Nach Patin, aus Paris (zitiert nach Kouretas), erwähnt der italienische, aus der Renaissance stammende Autor Beni zwölf verschiedene Interpretationen. Ein anderer, Robertello, veröffentlichte 1518 den ersten Kommentar zur aristotelischen Poetik ([2], S. 86).

Zwischen der ersten und der zweiten Ausgabe des Aufsatzes von Bernays (1857, Breslau; [1880][5], Berlin) wurden unter dem Einfluss dieses Wissenschaftlers in Deutschland nicht weniger als 70 Arbeiten über diesen Topos publiziert; ihnen folgten viele andere, bis zu 150 Veröffentlichungen ([15], S. 207). Die Berliner Neuauflage folgt der Breslauer Erstausgabe, wenige Jahre vor dem berühmten Fall der Anna O. Es liegt also nahe, dass die Wiener Ärzte dies während ihrer therapeutischen Aktivität und wissenschaftlichen Arbeit vor Augen hatten.

Zu jenen beiden Übermittlungskanälen (dem hippokratischen und dem aristotelischen) gesellt sich aber noch die Möglichkeit eines dritten, sehr viel direkteren und persönlicheren Kanals, den wir für eine kleine Entdeckung unserer Seite halten, entstanden aus einer zufälligen und glücklichen Koinzidenz der Lektüren: durch die direkte Beobachtung und Vermittlung der Informationen von Freud und Breuer mit Bernays!

Zwei Bücher brachten uns zu dieser Hypothese: erstens das in deutscher Sprache verfasste Vorwort, die Übersetzung und der Kommentar der aristotelischen Poetik von H. Stich, wo wir zum ersten Mal von der Bernaysschen Exegese und ihrer Bedeutung erfahren konnten; und zweitens das Buch der amerikanischen Schriftstellerin Helen Walker Puner über Freud, sein Leben und sein Geist, das dem Publikum auf spanischer Sprache von R. Sarro, Barcelona, vorgestellt worden ist, wo in einer sehr gehaltvollen Einleitung auf S. 85 gesagt wird, dass der Rabbiner Isaak Bernays aus Hamburg zwei [!] Söhne hatte. Der eine war Berman Bernays, der Vater von Martha, der Braut und zukünftigen Ehefrau Freuds, der andere war Jacob Bernays, daher ihr Onkel und der spätere Schwiegeronkel von Freud. Dort wird gesagt, dieser Jacob habe in Heidelberg Griechisch und Latein gelehrt. Es besteht kein Zweifel darüber, dass der Autor des klassischen Kommentars, der in den deutschen Intellektuellenkreisen jener Jahre so viel Aufsehen erregte, und der Schwiegeronkel von Freud die gleiche Person gewesen sind.

Weitere Quellen unterstützen unsere Hypothese: der Text von Jones und die Briefe Freuds an seine Braut. Jones (auf den sich Walker Puner bezieht) erwähnt, Jacob sei Dozent des Griechischen und Lateinischen an der Heidelberger Universität gewesen. Er habe sich aber geweigert, seinem jüdischen Glauben abzuschwören, um dadurch Privatdozent zu werden und einen Ruf als ordentlicher Professor an die Münchner Universität zu erhalten. Damit bestätigt sich der wissenschaftliche Rang dieses Forschers, der so dicht an diesen hohen akademischen Zielen lag. Der Hellenist Jacob Bernays war also ein bedeutender Wissenschaftler und mit Sicherheit identisch mit dem Schwiegeronkel Freuds. [6]

Eine weitere Information entnehmen wir einem Brief, den Freud am 23.7.1881 [!] an seine Braut Martha, an seine hohe Herrin und süßes Lieb schreibt (es gibt mehr als 900 Briefe, die er fast täglich während der langen Brautzeit schreibt). Freud erzählt von einer Unterhaltung, die er mit [!] dem Vater seiner Braut, Berman Bernays, über die Familie Bernays und ihre Mitglieder hatte: „Ich erinnere mich jetzt an zwei Namen, Michael Bernays in München, Jakob Bernays in Bonn. Ihr Vater war Isaak Bernays, ein Rabbiner und philosophischer Forscher, Michael und Jacob sind die Söhne, von denen der zweite weiterhin noch heute den feinen Geschmack und die Weisheit schätzen lehrt, welche die großen Dichter und Lehrer in ihre Schriften gelegt haben” [7]. Auf Seite 472 [9] findet sich die Anmerkung „Jakob Bernays (1824-1881), Professor der Klassischen Philologie in Breslau und Bonn”. Heidelberg ist hier also durch Bonn ersetzt worden.

An dieser Stelle denkt man an Breslau, wo im Jahre 1857 der berühmte Aufsatz über die aristotelische Definition der Tragödie und die Katharsis zum ersten Mal erschienen ist und zum Gedächtnis der Akademie der Wissenschaft, dieses kulturellen Zentrums, herausgegeben wurde.

Ist es möglich, dass Freud diese Veröffentlichung nicht zur Kenntnis nahm? Dass er mit Breuer nicht darüber gesprochen hat, seinem engsten Freund seit 1878, seit den Zeiten, als die beiden im physiologischen Institut als Schüler Brückes arbeiteten? Breuer hatte in den Jahren 1880 bis 1882 den Fall der Anna O. in seinen Händen.

Es sind also drei Kanäle, die Breuer-Freud als Quellen der Inspiration ihrer kathartischen Methode erreichten: Hippokrates, Aristoteles und Bernays. Der zweite wahrscheinlich über die Vermittlung des dritten, sei es durch Bernays Interpretation der aristotelische Doktrin der kathartischen Wirkung und deren allgemeine Diffusion, sei es durch die Beziehung, welche Bernays mit Freud verband und den direkten Austausch zwischen den zukünftigen Verwandten erleichterte (Freud verlobte sich mit Martha im Jahre 1881[8], dem Todesjahr von Jacob, aber beide Familien waren seit langem befreundet). Wir wissen, dass sich dieser wissenschaftliche Kontakt aus den Dokumenten nicht beweisen lässt, aber man kann ihn als plausible Hypothese annehmen.

Nach diesem Exkurs, mit dem wir ein bisher unbekanntes Detail der psychomedizinischen Historie zu erklären versuchten, werden wir weiterhin Freuds wissenschaftlichen Weg, jetzt getrennt von Breuer, und die sukzessiv folgenden Phasen seiner Erforschung des Problems verfolgen.

Wie schon gesagt, das Wort Katharsis stammt aus dem griechischen Wort kathairein, das reinigen, waschen, säubern, fortspülen, und, im metaphorischen Sinne, sühnen, befreien, versöhnen bedeutet. Dieses Wort bezeichnet also ein Phänomen der Reinigung, Befreiung und Versöhnung.

Schon in seiner ersten Arbeit über die neue Lehre definiert Freud das Ziel der psychischen Behandlung der Neurosen als die Suche und die Entdeckung sowie das „Abreagieren” (Reaktion durch Entladung) des pathogenen psychischen Kerns, ihre „Drainage”, so dass man schließlich die spirituelle Katharsis des Kranken erzielt.

Später, in seinem Kurzen Abriss der Psychoanalyse (1910) [9] haben wir eine präzise Definition des Konzepts und seiner Ziele, welches in den ersten Arbeiten fehlte. „[Deren Theorie] sagte aus, das hysterische Symptom entstehe, wenn der Affekt eines stark affektiv besetzten seelischen Vorgangs von der normalen bewussten Verarbeitung abgedrängt und somit auf eine falsche Bahn gewiesen werde. Er geht dann im Falle der Hysterie in ungewöhnliche Körperinnervationen über (Konversion), könne aber durch Auffrischung des Erlebnisses in der Hypnose anders gelenkt und erledigt werden (Abreagieren). Die Autoren nannten ihr Verfahren Katharsis (Reinigung, Befreiung vom eingeklemmten Affekt). Die kathartische Methode ist der unmittelbare Vorläufer der Psychoanalyse und trotz aller Erweiterungen der Erfahrung und aller Modifikationen der Theorie immer noch als Kern in ihr enthalten (Band 2, Seite 11 der vollständigen Werke, spanische Übersetzung)” [[23], Bd. XIII, S. 409].

In einem anderen Versuch der Synthese seiner Lehre, den „Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse” (1916-1918, S. 303 des 2. Bandes) [10], spezifiziert der Autor die Aufgaben dieser Behandlung mit den folgenden Worten: „Die Aufgabe, welche die psychoanalytische Methode zu lösen bestrebt ist, lässt sich in verschiedenen Formeln ausdrücken, die aber in ihrem Wesen äquivalent sind. Man kann sagen: Aufgabe der Kur sei, die Amnesien aufzuheben. Wenn alle Erinnerungslücken ausgefüllt, alle rätselhaften Effekte des psychischen Lebens aufgeklärt sind, ist der Fortbestand, ja eine Neubildung des Leidens unmöglich gemacht. Man kann die Bedingung anders fassen: es seien alle Verdrängungen rückgängig zu machen: der psychische Zustand ist dann derselbe, in dem alle Amnesien ausgefüllt sind. Weittragender ist eine andere Fassung: es handele sich darum, das Unbewusste dem Bewusstsein zugänglich zu machen, was durch Überwindung der Widerstände geschieht” [[23], Bd. V, S. 8].

Und schließt daraus: „Nachdem es gelungen ist, das verdrängte Ereignis realer und psychischer Natur gegen alle Widerstände zur Annahme durchzusetzen, es gewissermaßen zu rehabilitieren, sagt der Patient: Jetzt habe ich die Empfindung, ich habe es immer gewusst. Damit ist die analytische Aufgabe gelöst” [[23], Bd. X, S. 123] [11].

Dies ist also die Wahrnehmung der „Wiedererinnerung” des unterdrückten Ereignisses. Sie wird begleitet von einer komplementären Wahrnehmung des Erstaunens über dieses Staunen, dem psychoanalytischen Staunen der Autoren, das wiederum das Ergebnis einer sokratischen Arbeit der „Mäeutik” (Hebammenkunst) darstellt, die der Psychoanalytiker zu Ende führt.

Wir haben uns an diesen technischen Aspekten der psychoanalytischen Behandlung aufgehalten, weil ihre theoretische Grundlage in vollständiger Analogie zu den Konzepten des Aristoteles steht, mit denen dieser das Wesen der griechischen Tragödie und ihrer Auswirkung auf die Zuschauer erfasst [...]

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Bibliographische Angaben (des gekürzten Originaltextes):

  • 1 Aristoteles. Die Poetik. Übersetzt und erläutert von Stich H.  Leipzig, Reclam. 1887; 
  • 2 Bernays J. Zwei Abhandlungen über die aristotelische Theorie des Drama.  Berlin, Wilhelm Hertz. 1880; 
  • 3 Bourgey L. Observation et expérience chez les medicins de la collection hippocratique.  Vrin, Paris. 1953; 
  • 4 Ellenberger H. La psychiatrie et son histoire inconnue. L'Union Medicale du Canada.  Tome. 1961;  90
  • 5 Ellenberger H. Postkarte vom 8. Mai.  1962; 
  • 6 Ellenberger H. Postkarte vom 4. Oktober.  1962; 
  • 7 Fodor Gaynor. Dictionary of Psychoanalysis.  New York, Philosophical Library, 1950 (zitiert von Ellenberger, briefliche Mitteilung).
  • 8 Freud S. Gesammelte Schriften Band 1. Studien über Hysterie. Frühe Studien zur Neurosenlehrer.  Leipzig/Wien/Zürich [o.J.].
  • 9 Freud S. [Ausgew. v. hrsg. v. Ernst L. Freud] Briefe 1873-1939.  Frankfurt am Main, S. Fischer. 1960; 
  • 10 Freud S. [Ausgew. u. hrsg. von EL Freud). Obras.  Madrid. Edition Bibliotheca Nueva [o.J.].
  • 11 Freud S. Gesammelte Schriften. Aus den Anfängen der Psychoanalyse.  Briefe an W[ilhelm] Fließ. Wien, Imago [o.J.].
  • 12 Jones E. The life and work of Sigmund Freud. I.  Vol. New York, Basic Books [o.J.].
  • 13 Kouretas D. La catharsis dŽapres Hippokrate, Aristote et Breuer-Freud. Annales Medicales.  T. I., Athen. 1962; 
  • 14 Kouretas D. Aspects modernes des cures psychotherapiques praktiques dans le sanctuares de la Grece Antique.  Athen, [Commuication au XVIIe Congrès International D'Histoire de la Medicine, Athen 4.-14.9.1960.]. 1961; 
  • 15 Lain P Entralgo. Estudios de [historia de la medicina y de anthropologica médica].  Madrid, Ed[ition] Escorial, 194[3].
  • 16 Lain P Entralgo. Vestigos (Ensayos de crítica y de amistad).  Madrid, Espasa. 1948; 
  • 17 Moulnier L. Le pur et l'impur dans la pensée des grecs.  Paris, Klinseeck [o.J.].
  • 18 Walker H. Puner, Freud.. Su vida, su mente. Trad. Y present, por R[amon] Sarró. Ed.  Luis Miracle. Barcelona. 1951; 
  • 19 Wetz W. Shakespeare vom Standpunkt der vergleichenden Literaturgeschichte.  Ed. Reisz. Worms. 1890; 
  • 20 Bach HI, Jacob Bernays. Ein Beitrag zur Emanzipationsgeschichte der Juden und zur Geschichte des deutschen Geistes im neunzehnten Jahrhundert.  Tübingen, Mohr/Siebeck. 1974; 
  • 21 Behling K. Martha Freud. Die Frau des Genies.  Berlin, Aufbau. 2002; 
  • 22 Dalma J. Reminiscencias Culturales Clásicas en Algunas Corrientes de Psicologia Moderna.  Revista de la Facultad de Medicina de Tucumán. 1963;  5 301-332
  • 23 Freud S. Gesammelten Werke. 8. Auflage.  Frankfurt am Main, S. Fischer. 1978; 
  • 24 Freud S. Gesammelte Werke. Nachtragsband.  Frankfurt am Main, S. Fischer. 1987; 
  • 25 Jones E. Sigmund Freud. Leben und Werk. Band 1.  Frankfurt am Main, dtv. 1984; 
  • 26 Pedrosa F Gil, Kreft G. „Die Katharsis bei Aristoteles, Bernays und Freud” von Juan Dalma.  Psychoneuro. 2004;  30 112-114

1 Editorische Notiz: Juan Dalmas Artikel erschien 1963 in der spanischsprachigen Zeitschrift Revista de Psiquiatria y Psicologica Medica, die mittlerweile ihr Erscheinen eingestellt hat. Die folgende, von Francisco Pedrosa Gil und Gerald Kreft besorgte Übersetzung ins Deutsche kürzt das Ende des Originals [26]. Kursive Hervorhebungen und eingezogene Absätze wurden übernommen, nicht beibehalten wurde die Grosschreibung aller Buchstaben bei Familiennamen (z.B. FREUD). Im laufenden Text angegebene Seitenzahlen beziehen sich auf die von Dalma verwendete Literatur, die in den Bibliographischen Angaben am Ende des Textes aufgeführt ist. Zusätze der Übersetzer sind durch eckige Klammern kenntlich gemacht bzw. erscheinen in den Fußnoten.

2 Im Original irrtümlich „1892”; weiter unten nennt Dalma zutreffend das Jahr „1893”.

3 Aristoteles, nach seinem Geburtsort Stagira auch der Stagirite genannt. Wir danken Dr. Gerd Kimmerle, Tübingen, für diesen Hinweis.

4 Dalma bezieht sich hier vermutlich auf die Einleitung der »Poetik« durch H. Stich, für den der Streit um die richtige Auffassung der Aristotelischen Katharsis „bestimmt zu sein scheint, zu keinem völligen Ausgleich zu gelangen [...] ähnlich dem über die Entstehungsweise der homerischen Gedichte” ([1], S. 11).

5 Im Original irrtümlich „1878”; weiter unten gibt Dalma zutreffend die Jahreszahl „1880” an.

6 Dalma (oder Walker Puner bzw. Sarró, deren Texte uns nicht vorlagen) vermengte(n) offenbar folgende von Jones gemachten Angaben: Ein Sohn des Isaak Bernays, Michael Bernays, schwor seinem Glauben ab und wurde Deutschprofessor in München; ein anderer Sohn, Jacob Bernays, der in Heidelberg Latein und Griechisch lehrte, trug deshalb Trauer ([25], S. 127f). Allerdings irrte Jones darin, Jacob Bernays habe in Heidelberg unterrichtet; vielmehr wirkte er in Bonn und Breslau ([20], S. 110ff u. S. 146f; [21], S. 33f), was Dalma im weiteren Text auch beiläufig bemerkt. Im übrigen sprach Jones zutreffend von drei Brüdern ([25], S. 127f).

7 In dem von Dalma irrtümlich mit Datum vom „27.7.1881” zitierten Brief vom 23.7.1882 berichtete Freud seiner Braut von dem Gespräch mit einem alten Hamburger Kaufmann (also nicht mit Marthas Vater), bei dem er Briefpapier bestellte. Dieser erzählte, er sei in seiner Jugend Schüler des Rabbiners Issak Bernays gewesen und mit dessen Söhnen aufwachsen. Daraufhin streute Freud, ohne sich als Verlobter der Nichte des Isaak Bernays zu erkennen zu geben, unverfänglich ins Gespräch ein: „'Ich erinnere mich jetzt an zwei Namen, Michael Bernays in München, Jakob Bernays in Bonn'. Das sind sie, bestätigte er [der Kaufmann], es war noch ein dritter Sohn, der hat in Wien gelebt und ist dort gestorben. Ich [Freud] wusste auch von diesem dritten etwas, dessen Namen so hinter den Brüdern in den Hintergrund trat. Das reiche Wesen des Vaters hatte sich in den Söhnen geteilt. Der Vater war Sprachforscher, Schriftausleger und hatte bedeutende Kinder hinterlassen. So blieb denn der eine Sohn bei der Sprache stehen, deren Material die wissenschaftliche Arbeit seines Lebens mit Beschlag belegte, der andere lehrt noch jetzt den feinen Geschmack und die Weisheit schätzen, die unsere Dichter und Lehrer in ihre Schriften gelegt haben. Der dritte, ein ernster, verschlossener Mann, erfasste das Leben noch tiefer, als Wissenschaft und Kunst es vermögen; er war rein menschlich und schuf neue Schätze, anstatt alte auszulegen. Ehre seinem Andenken, der mir Marthchen geschenkt hat” ([9], S. 22). Zu dem hier angesprochenen dritten Sohn merkte der Herausgeber der Freud-Briefe an: „Berman Bernays (1826-1879), Marthas Vater ([9], S. 472). Dalma ist nicht aufgefallen, dass Freud jenes im Brief wiedergegebene Gespräch (sei es 1881, sei es 1882) nicht mit seinem 1879 verstorbenen Schwiegervater geführt haben kann.

8 Die Verlobung fand am 17. Juni 1882 statt ([25], S. 135). Zur Bedeutung dieses Irrtums von Dalma siehe Teil I dieser Veröffentlichung [26].

9 Freuds Kurzer Abriss der Psychoanalyse erschien erstmals 1924, zunächst in englischer Sprache; das deutsche Original wurde 1928 publiziert ([24], S. 810).

10 Die hier von Dalma genannte Quellenangabe ist nicht zutreffend. Die beiden folgenden Zitate entstammen den in eckigen Klammern genannten Publikationen Freuds.

11 Die Recherche dieser Textstelle verdanken wir Prof. Dr. Christfried Tögel, Uchtspringe.

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Korrespondenzadresse:

Dr. med. Francisco Pedrosa Gil

Psychosomatische Ambulanz

Medizinische Klinik, Innenstadtklinikum Ludwig-Maximilians-Universität

Pettenkoferstraße 10

80336 München

Email: Francisco.Pedrosa.Gil@pk-i.med.uni-muenchen.de

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Bibliographische Angaben (des gekürzten Originaltextes):

  • 1 Aristoteles. Die Poetik. Übersetzt und erläutert von Stich H.  Leipzig, Reclam. 1887; 
  • 2 Bernays J. Zwei Abhandlungen über die aristotelische Theorie des Drama.  Berlin, Wilhelm Hertz. 1880; 
  • 3 Bourgey L. Observation et expérience chez les medicins de la collection hippocratique.  Vrin, Paris. 1953; 
  • 4 Ellenberger H. La psychiatrie et son histoire inconnue. L'Union Medicale du Canada.  Tome. 1961;  90
  • 5 Ellenberger H. Postkarte vom 8. Mai.  1962; 
  • 6 Ellenberger H. Postkarte vom 4. Oktober.  1962; 
  • 7 Fodor Gaynor. Dictionary of Psychoanalysis.  New York, Philosophical Library, 1950 (zitiert von Ellenberger, briefliche Mitteilung).
  • 8 Freud S. Gesammelte Schriften Band 1. Studien über Hysterie. Frühe Studien zur Neurosenlehrer.  Leipzig/Wien/Zürich [o.J.].
  • 9 Freud S. [Ausgew. v. hrsg. v. Ernst L. Freud] Briefe 1873-1939.  Frankfurt am Main, S. Fischer. 1960; 
  • 10 Freud S. [Ausgew. u. hrsg. von EL Freud). Obras.  Madrid. Edition Bibliotheca Nueva [o.J.].
  • 11 Freud S. Gesammelte Schriften. Aus den Anfängen der Psychoanalyse.  Briefe an W[ilhelm] Fließ. Wien, Imago [o.J.].
  • 12 Jones E. The life and work of Sigmund Freud. I.  Vol. New York, Basic Books [o.J.].
  • 13 Kouretas D. La catharsis dŽapres Hippokrate, Aristote et Breuer-Freud. Annales Medicales.  T. I., Athen. 1962; 
  • 14 Kouretas D. Aspects modernes des cures psychotherapiques praktiques dans le sanctuares de la Grece Antique.  Athen, [Commuication au XVIIe Congrès International D'Histoire de la Medicine, Athen 4.-14.9.1960.]. 1961; 
  • 15 Lain P Entralgo. Estudios de [historia de la medicina y de anthropologica médica].  Madrid, Ed[ition] Escorial, 194[3].
  • 16 Lain P Entralgo. Vestigos (Ensayos de crítica y de amistad).  Madrid, Espasa. 1948; 
  • 17 Moulnier L. Le pur et l'impur dans la pensée des grecs.  Paris, Klinseeck [o.J.].
  • 18 Walker H. Puner, Freud.. Su vida, su mente. Trad. Y present, por R[amon] Sarró. Ed.  Luis Miracle. Barcelona. 1951; 
  • 19 Wetz W. Shakespeare vom Standpunkt der vergleichenden Literaturgeschichte.  Ed. Reisz. Worms. 1890; 
  • 20 Bach HI, Jacob Bernays. Ein Beitrag zur Emanzipationsgeschichte der Juden und zur Geschichte des deutschen Geistes im neunzehnten Jahrhundert.  Tübingen, Mohr/Siebeck. 1974; 
  • 21 Behling K. Martha Freud. Die Frau des Genies.  Berlin, Aufbau. 2002; 
  • 22 Dalma J. Reminiscencias Culturales Clásicas en Algunas Corrientes de Psicologia Moderna.  Revista de la Facultad de Medicina de Tucumán. 1963;  5 301-332
  • 23 Freud S. Gesammelten Werke. 8. Auflage.  Frankfurt am Main, S. Fischer. 1978; 
  • 24 Freud S. Gesammelte Werke. Nachtragsband.  Frankfurt am Main, S. Fischer. 1987; 
  • 25 Jones E. Sigmund Freud. Leben und Werk. Band 1.  Frankfurt am Main, dtv. 1984; 
  • 26 Pedrosa F Gil, Kreft G. „Die Katharsis bei Aristoteles, Bernays und Freud” von Juan Dalma.  Psychoneuro. 2004;  30 112-114

1 Editorische Notiz: Juan Dalmas Artikel erschien 1963 in der spanischsprachigen Zeitschrift Revista de Psiquiatria y Psicologica Medica, die mittlerweile ihr Erscheinen eingestellt hat. Die folgende, von Francisco Pedrosa Gil und Gerald Kreft besorgte Übersetzung ins Deutsche kürzt das Ende des Originals [26]. Kursive Hervorhebungen und eingezogene Absätze wurden übernommen, nicht beibehalten wurde die Grosschreibung aller Buchstaben bei Familiennamen (z.B. FREUD). Im laufenden Text angegebene Seitenzahlen beziehen sich auf die von Dalma verwendete Literatur, die in den Bibliographischen Angaben am Ende des Textes aufgeführt ist. Zusätze der Übersetzer sind durch eckige Klammern kenntlich gemacht bzw. erscheinen in den Fußnoten.

2 Im Original irrtümlich „1892”; weiter unten nennt Dalma zutreffend das Jahr „1893”.

3 Aristoteles, nach seinem Geburtsort Stagira auch der Stagirite genannt. Wir danken Dr. Gerd Kimmerle, Tübingen, für diesen Hinweis.

4 Dalma bezieht sich hier vermutlich auf die Einleitung der »Poetik« durch H. Stich, für den der Streit um die richtige Auffassung der Aristotelischen Katharsis „bestimmt zu sein scheint, zu keinem völligen Ausgleich zu gelangen [...] ähnlich dem über die Entstehungsweise der homerischen Gedichte” ([1], S. 11).

5 Im Original irrtümlich „1878”; weiter unten gibt Dalma zutreffend die Jahreszahl „1880” an.

6 Dalma (oder Walker Puner bzw. Sarró, deren Texte uns nicht vorlagen) vermengte(n) offenbar folgende von Jones gemachten Angaben: Ein Sohn des Isaak Bernays, Michael Bernays, schwor seinem Glauben ab und wurde Deutschprofessor in München; ein anderer Sohn, Jacob Bernays, der in Heidelberg Latein und Griechisch lehrte, trug deshalb Trauer ([25], S. 127f). Allerdings irrte Jones darin, Jacob Bernays habe in Heidelberg unterrichtet; vielmehr wirkte er in Bonn und Breslau ([20], S. 110ff u. S. 146f; [21], S. 33f), was Dalma im weiteren Text auch beiläufig bemerkt. Im übrigen sprach Jones zutreffend von drei Brüdern ([25], S. 127f).

7 In dem von Dalma irrtümlich mit Datum vom „27.7.1881” zitierten Brief vom 23.7.1882 berichtete Freud seiner Braut von dem Gespräch mit einem alten Hamburger Kaufmann (also nicht mit Marthas Vater), bei dem er Briefpapier bestellte. Dieser erzählte, er sei in seiner Jugend Schüler des Rabbiners Issak Bernays gewesen und mit dessen Söhnen aufwachsen. Daraufhin streute Freud, ohne sich als Verlobter der Nichte des Isaak Bernays zu erkennen zu geben, unverfänglich ins Gespräch ein: „'Ich erinnere mich jetzt an zwei Namen, Michael Bernays in München, Jakob Bernays in Bonn'. Das sind sie, bestätigte er [der Kaufmann], es war noch ein dritter Sohn, der hat in Wien gelebt und ist dort gestorben. Ich [Freud] wusste auch von diesem dritten etwas, dessen Namen so hinter den Brüdern in den Hintergrund trat. Das reiche Wesen des Vaters hatte sich in den Söhnen geteilt. Der Vater war Sprachforscher, Schriftausleger und hatte bedeutende Kinder hinterlassen. So blieb denn der eine Sohn bei der Sprache stehen, deren Material die wissenschaftliche Arbeit seines Lebens mit Beschlag belegte, der andere lehrt noch jetzt den feinen Geschmack und die Weisheit schätzen, die unsere Dichter und Lehrer in ihre Schriften gelegt haben. Der dritte, ein ernster, verschlossener Mann, erfasste das Leben noch tiefer, als Wissenschaft und Kunst es vermögen; er war rein menschlich und schuf neue Schätze, anstatt alte auszulegen. Ehre seinem Andenken, der mir Marthchen geschenkt hat” ([9], S. 22). Zu dem hier angesprochenen dritten Sohn merkte der Herausgeber der Freud-Briefe an: „Berman Bernays (1826-1879), Marthas Vater ([9], S. 472). Dalma ist nicht aufgefallen, dass Freud jenes im Brief wiedergegebene Gespräch (sei es 1881, sei es 1882) nicht mit seinem 1879 verstorbenen Schwiegervater geführt haben kann.

8 Die Verlobung fand am 17. Juni 1882 statt ([25], S. 135). Zur Bedeutung dieses Irrtums von Dalma siehe Teil I dieser Veröffentlichung [26].

9 Freuds Kurzer Abriss der Psychoanalyse erschien erstmals 1924, zunächst in englischer Sprache; das deutsche Original wurde 1928 publiziert ([24], S. 810).

10 Die hier von Dalma genannte Quellenangabe ist nicht zutreffend. Die beiden folgenden Zitate entstammen den in eckigen Klammern genannten Publikationen Freuds.

11 Die Recherche dieser Textstelle verdanken wir Prof. Dr. Christfried Tögel, Uchtspringe.

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Korrespondenzadresse:

Dr. med. Francisco Pedrosa Gil

Psychosomatische Ambulanz

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