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DOI: 10.1055/s-2004-828336
Gewusst wo …
Publication History
Publication Date:
08 September 2004 (online)
Fachbücher
Rotmann, Johann Michael (dt. Bearb.): Über Freuds „Zur Einführung des Narzissmus” (Freud heute: Bd. 2).
frommann-holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt, 2000
ISBN 3-7728-1669-X; € 46,00; 305 Seiten
Der ursprünglich von Joseph Sandler, Ethel Spector Person und Peter Fonagy herausgegebene Band 2 der Reihe „Freud heute” umfasst eine Essaysammlung von bedeutenden zeitgenössischen psychoanalytisch orientierten WissenschaftlerInnen weltweit. Jeder Autor, jede Autorin setzt sich auf eine ganz individuelle Art mit dem häufig zitierten und in der Entwicklung der Psychoanalytischen Theorie außerordentlich bedeutsamen Originaltext von Freud „Zur Einführung des Narzissmus” (1914) auseinander.
Es handelt sich um eine theoretische Auseinandersetzung auf hohem Niveau, die Beiträge reichen von Einführungen und Lehrtexten, Auseinandersetzungen mit noch offenen und kritischen Fragen, semantischen Annäherungen an die verschiedenen Bedeutungen des Narzissmus-Begriffs im Werk Freuds bis hin zu Darstellungen über die Weiterentwicklung der Theorie Freuds, beispielsweise in der Kleinianischen Theorie oder der Selbst-Psychologie.
Dieser Band verdeutlicht, welche vielschichtige und anregende Rolle die Arbeit Freuds noch heute in der theoretischen psychoanalytischen Auseinandersetzung mit dem weiten Thema des Narzissmus spielt.
Kernberg, Otto; Buchheim, Peter; u. a.: Narzissmus.
Schattauer, PTT 3/2001
ISSN 1433-6308; € 23,01; 68 Seiten
In der Ausgabe „Narzissmus” der u. a. von O. F. Kernberg herausgegebenen Zeitschrift PTT wird auf einem wissenschaftlich anspruchsvollen Niveau ein kompakter Überblick über die psychodynamische Narzissmustheorie von O. F. Kernberg gegeben. Er stellt die Klassifikation verschiedener Schweregrade des Narzissmus und Zusammenhänge mit der antisozialen Persönlichkeitsstörung im Erwachsenen- und Jugendalter dar. Weiterhin wird im Rahmen einer Kasuistik das Vorgehen einer störungsspezifischen psychodynamischen Behandlung nach der Methode der „Transference-Focused Psychotherapy” bei einer Frau mit Borderline-Persönlichkeitsorganisation und narzisstischer Pathologie anschaulich geschildert.
Henseler, Heinz: Narzisstische Krisen. Zur Psychodynamik des Selbstmords.
Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2000
ISBN 3-531-23058-1; € 17,50; 208 Seiten
Henselers Habilitationsschrift ist ein vor 30 Jahren erstmals veröffentlichter und seither viel beachteter „Klassiker” zur psychoanalytischen Interpretation von Suizidhandlungen mit inzwischen 20 000 verkauften Exemplaren. Im Jahr 2000 ist die vierte Auflage erschienen, die um einen Rückblick ergänzt wurde.
Der Autor stellt im Rahmen seiner Studie die Theorie auf, dass der Suizid eine Folge der Labilisierung des narzisstischen Regulationssystems darstellt und ein Versuch ist, den Selbstwert zu retten. Henseler bestätigt seine Theorie anhand von kasuistischen Belegen. Im Buch werden stellvertretend für die 50 untersuchten PatientInnen, die zuvor einen Suizidversuch unternommen hatten, einzelne Falldarstellungen mit Interpretation ausführlich beschrieben.
Die zitierte Literatur ist inzwischen selbstverständlich nicht mehr ganz aktuell, Henseler nimmt jedoch im Vorwort der vierten Auflage und in einem Rückblick am Ende des Buches kritisch Stellung zu den theoretischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte.
Symington, Neville: Narzissmus.
Psychosozial, Gießen 2002
ISBN 3-932133-82-X; € 16,90; 160 Seiten
Der in England ausgebildete und früher an der Tavistock-Klinik tätige, jetzt in Australien lebende und arbeitende Psychoanalytiker Neville Symington stellt im vorliegenden Buch den derzeitigen Stand seiner sich noch in der Entwicklung befindenden theoretischen Überlegungen zum Phänomen des Narzissmus dar, den er letztendlich als Quelle aller seelischen Störungen ansieht. Symington versteht seine Ausführungen als eine notwendige Ergänzung zu bisherigen psychoanalytischen Theorien. Er stellt seine Überlegungen anderen wichtigen Ansätzen, die sich aus den Objektbeziehungstheorien der „Britischen Schule” entwickelt haben (insb. Fairbairn, Klein, Winnicott, Tustin und Kohut) gegenüber und setzt sich mit diesen kritisch auseinander. Seine Ausführungen zum „Lebensspender” und der „narzisstischen Option” des Kleinkindes, sich von diesem abzuwenden, stellen einen Kern seiner Überlegungen dar.
Das Buch ist die schriftliche Fassung einer vom Autor gehaltenen Vorlesungsreihe am Institut für Psychoanalyse in Sydney. Der einfach-anschauliche Stil macht dieses Buch zu einer angenehmen und gut verständlichen Lektüre. Symington stellt seine theoretischen Überlegungen im Verlauf des Buches immer wieder den Hauptcharakteren in Tolstojs Anna Karenina und deren Beziehungsmustern untereinander, die von unterschiedlich starken narzisstischen Ausprägungen gekennzeichnet sind, gegenüber. Diese Gegenüberstellung sowie der extensive Gebrauch von Fallbeispielen aus seiner psychoanalytischen Praxis und häufigen literarischen Zitaten tragen zur Verständlichkeit und Plastizität der Inhalte bei.
Eilts, Hans-Jürgen: Narzissmus und Selbstpsychologie. Zur Entwicklung der psychoanalytischen Abwehrlehre.
edition diskord, Tübingen 1998
ISBN 3-89295-645-6; € 14,00; 143 Seiten
Diese detaillierte psychoanalytische Studie setzt sich auf theoretischer Ebene mit verschiedenen Konzepten der psychoanalytischen Abwehrlehre auseinander. Angeregt wurde die Abhandlung durch einen 1987 verfassten Artikel von S. O. Hoffmann, der postuliert, dass die bestehenden Abwehrkonzepte verschiedene von Kohut beschriebene narzisstische Phänomene nicht ausreichend erklären könnten. Eilts stellt in seiner Studie ausführlich die wichtigsten Konzeptionen von Abwehr seit Freud dar und untersucht sie auf ihre Revisionsbedürftigkeit aus dem Blickwinkel der Selbstpsychologie. Anders als Hoffmann sieht Eilts die Abwehrkonzepte, insbesondere die der Objektbeziehungstheorie, als ausreichend differenziert, um Phänomene wie Selbstwertgefühl, Identität, Kränkung und schmerzhafte Affekte zu erklären.
Altmeyer, Martin: Narzissmus und Objekt.
Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 2000
ISBN 3-525-45872-X; € 25,00; 239 Seiten
Im vorliegenden Buch wird zunächst eine umfassende, kohärente und gut aufbereitete Darstellung des Narzissmusbegriffs in der psychoanalytischen Theorie präsentiert. Altmeyer befasst sich mit der großen Bandbreite der Narzissmusbegriffe bei Freud und stellt verständlich das „verwirrende Panorama” der unterschiedlichen Narzissmustheorien von Freud über Ferenczi bis Kohut sowie neuere Modelle dar. Er arbeitet im zweiten Teil seines Buches die Objektbezogenheit der Theorien von Kohut, Balint und Kernberg heraus. Die triebtheoretischen Weiterentwicklungen des Narzissmuskonzeptes beschreibt Altmeyer als „Sackgasse” und entwickelt im dritten und vierten Teil des Buchs unter Einbezug der Nachbardisziplinen der Säuglingsforschung und der Sozialphilosophie eine intersubjektive Neuformulierung des Narzissmus.
Die vorliegende Monografie zeichnet sich zum einen durch eine tief greifende theoretische Durchdringung des Narzissmusbegriffs aus Sicht des Intersubjektivismus, zum anderen durch die strukturierte Art der Darstellung, angereichert mit hilfreichen Grafiken und Tabellen, aus.
Kernberg, Otto F. (Hrsg.): Narzisstische Persönlichkeitsstörungen.
Schattauer, Stuttgart 1996
ISBN 3-7945-1692-3; € 39,95; 304 Seiten
Otto F. Kernbergs Buch „Narzisstische Persönlichkeitsstörungen” hebt sich von der vorher dargestellten analytischen Literatur ab, indem es die metapsychologischen Theorien mit empirischer Forschung und dem klinisch-therapeutischen Blickwinkel verbindet. Das Buch stellt sich explizit der Vielfalt der kontroversen Narzissmus-Definitionen, indem es führende KlinikerInnen und TheoretikerInnen, die eine Vielfalt theoretischer Richtungen vertreten, zu Wort kommen lässt.
Das in drei Hauptabschnitte eingeteilte Werk beschäftigt sich im ersten Teil mit den deskriptiven Merkmalen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung und der Differenzialdiagnose gegenüber anderen Persönlichkeitsstörungen, wie der masochistischen und der antisozialen. Hervorzuheben ist die Bezugnahme auf die operationalen Kriterien des DSM, die eine empirische Überprüfbarkeit der unterschiedlichen Ansätze, auch schulenübergreifend, ermöglicht und nicht selbstverständlich ist. Im zweiten Teil werden empirische Untersuchungen zu den klinischen Merkmalen, der Differenzialdiagnose sowie den Behandlungsverläufen, dargestellt. In einigen Beiträgen vollziehen die Verfasser dabei eine Abgrenzung zur Borderline-Persönlichkeit. Der dritte und letzte Abschnitt umfasst Darstellungen zur Psychodynamik der Störung und Behandlungsansätze nach Kernberg, Kohut und Klein.
Das in dieser Art im deutschsprachigen Raum einmalige Buch kann als Einführungslektüre zur psychoanalytischen Theorie und Behandlung der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung empfohlen werden. Der Text ist leicht lesbar und Fallbeispiele tragen zum verbesserten Verständnis bei. Die Beiträge sind jedoch schon älteren Datums (Amerikanische Erstausgabe 1989, Deutsche Übersetzung 1996), sodass die neuere Literatur und Forschungsergebnisse der letzten 15 Jahre keine Berücksichtigung finden.
Volkan, Vamik D.; Ast, Gabriele: Spektrum des Narzissmus.
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002
ISBN 3-525-45770-7; € 25,00; 234 Seiten
Der in den USA tätige Volkan und die deutsche Analytikerin Ast haben dieses praxisorientierte und anschauliche Buch zur psychoanalytischen Perspektive und Therapie des Narzissmus verfasst. Das Autorenpaar beginnt mit einem vergleichsweise eher kurzen theoretischen Abriss zur Metapsychologie des Narzissmus, einer kritischen Auseinandersetzung mit der Kohutschen Ansicht und der Darstellung der eigenen, an der Objektbeziehungstheorie Kernbergs orientierten, Auffassung. Sie unterscheiden zwischen gesundem Narzissmus, narzisstisch-masochistischer und narzisstischer Persönlichkeitsorganisation sowie malignem und erfolgreichem Narzissmus, und lassen diese verschiedenen Formen der Störung durch ausführliche Fallbeschreibung plastisch werden. Beeindruckend ist die Darstellung eines erfolgreichen Narzissten am Leben und Wirken Kemal Atatürks. Im kurzen letzten Kapitel wird die Behandlungstechnik der narzisstischen Störungen beschrieben und es wird auf besondere Schwierigkeiten im Therapieverlauf hingewiesen. Volkan und Ast gelingt es in diesem Buch auf ansprechende Weise, das theoretische Wissen mit psychoanalytischer Praxis zu verbinden.
Sachse, Rainer: Histrionische und Narzisstische Persönlichkeitsstörungen.
Hogrefe, Göttingen 2002
ISBN 3-8017-1446-2, € 35,28; 250 Seiten
Bei diesem praktisch-therapeutisch orientierten Buch handelt es sich um eines der wenigen Fachbücher zum Thema Narzissmus aus einem nicht psychoanalytischen Blickwinkel. Der Autor, Rainer Sachse, ist Gesprächs- und Verhaltenstherapeut. Es werden zwei Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen beschrieben und geeignete Behandlungsstrategien vorgestellt. Der Schwerpunkt des Buches liegt nicht im theoretischen Bereich. Auf wenigen Seiten wird zu Beginn des Buches die Theorie der doppelten Handlungsregulation, auf welcher die Behandlung aufbaut, beschrieben. Die Persönlichkeitsstörung wird als eine Interaktionsstörung aufgefasst, es finden sich Einflüsse aus der Lern-, Motivations-, Kognitions- und Kommunikationspsychologie.
Den Hauptteil des Buches bildet die Darstellung der beiden Störungsbilder. Nach der theoretischen Erklärung der Störung wird für jedes Störungsbild ausführlich die Symptomatologie dargestellt. Dies geschieht anhand der Darstellung zahlreicher - manchmal ein wenig zu vieler - Beispielkognitionen und -überzeugungen, die das Bild der beschriebenen KlientInnen plastisch werden lassen. Zur Behandlung der Persönlichkeitsstörung werden verschiedene Phasen beschrieben. Hilfreich ist hier die Illustration der Therapiestrategien anhand transkribierter Gesprächssequenzen. Im Fall der narzisstischen Störung wird treffend dargelegt, wie schwierig es ist, das Gleichgewicht zwischen konfrontierenden und beziehungsstabilisierenden Interventionen zu halten. Es folgen im Weiteren konkrete Behandlungsideen mit Interventionsvorschlägen auf der Mikroebene entsprechend den Phasen der Therapie. Ein Kapitel behandelt zudem interaktionell schwierige Therapiesituationen, wie zum Beispiel geäußerte Kritik von PatientInnen an TherapeutInnen. Auch hier gibt Sachse konkrete Handlungsanweisungen für einen konstruktiven Umgang und beschreibt typische TherapeutInnenfehler.
Das vorliegende Buch ist ein Fundus für praktisch arbeitende PsychotherapeutInnen. Es bietet zahlreiche gut umsetzbare Behandlungs- und Interventionsvorschläge. Der Stil zeichnet sich durch seine plastische, konkrete und häufig auch sehr direkte Wortwahl aus.
Thielen, Manfred (Hrsg.): Narzissmus. Körperpsychotherapie zwischen Energie und Beziehung.
Leutner, Berlin 2002
ISBN 3-934391-13-3; € 16,80; 240 Seiten
Das vorliegende Buch ist die zweite Auflage eines umfassenden und breit angelegten Sammelbands zum Thema Narzissmus und Körperpsychotherapie mit Beiträgen und Ergebnissen des 2. Kongresses für Integrative Biodynamik (1995). Von den Autoren werden recht unterschiedliche Narzissmusbegriffe gewählt, vom klaren Störungsbegriff bis hin zur allgemeineren Beschreibung von Entwicklungsdefiziten. Der theoretische Hintergrund ist tiefenpsychologisch und von den Ergebnissen der Säuglingsforschung nach Stern geprägt. Die verschiedenen Beiträge zeichnen ein deutlich heterogenes und vielfältiges Bild der Auseinandersetzung körpertherapeutischer Ansätze mit dem Narzissmus. Sie reichen von Fallbesprechungen über Workshop-Beschreibungen zu kulturgeschichtlichen Auseinandersetzungen. Der Schwerpunkt liegt dabei klar im praktisch-therapeutischen Bereich. Besonders erfrischend ist die offene und selbstkritische Auseinandersetzung einiger Beiträge mit eigenen narzisstischen Anteilen im therapeutischen und wissenschaftlichen Arbeiten.