Einleitung
Einleitung
Chronische Atemwegserkrankungen stellen lang verlaufende Krankheitsprozesse dar, die
in der Regel eine lebenslange Therapie erfordern. Die fachgerechte Versorgung der
Patienten wird - neben einer qualifizierten medikamentösen Therapie - durch eine darüber
hinausgehende langfristige Unterstützung und Betreuung verbessert, die speziell auf
die Charakteristika der jeweiligen Atemwegserkrankung abgestimmt ist. In den letzten
Jahren wurden neben den klassischen Verfahren der stationären Rehabilitation neue
Ansätze vorgeschlagen oder erprobt und deren Indikation auf eine breitere Basis als
bislang gestellt. Die vorliegende Übersicht soll einige der neueren Entwicklungen
bzw. Überlegungen darstellen.
Rehabilitation als unterstützende Maßnahme
Rehabilitation als unterstützende Maßnahme
Die medizinische Rehabilitation stellt bei Patienten mit pneumologischen Erkrankungen
die am weitesten verbreitete Form dar, um körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität
nachhaltig zu verbessern [1]
[2]
[3]
[4]. Darüber hinaus haben Rehabilitationsmaßnahmen auch das Ziel, die Patienten zu mehr
Eigenaktivität anzuregen und sie auf Einstellungs- wie auch Verhaltensebene zum „Manager
der eigenen Erkrankung” zu schulen [5]
[6]
[7]. Die vorliegenden Überlegungen bzw. Denkmodelle zeigen, dass Einstellungs- und Verhaltensebene
dabei verschiedene Aspekte darstellen [8]
[9]
[10]
[11]; insbesondere lernpsychologische Erkenntnisse sprechen für das Konzept, auf der
Ebene der Einstellung die Motivation positiv zu beeinflussen und auf dieser Basis
die Verhaltensänderung zu bewirken („Rubikon-Modell”) [12], die vermutlich ihrerseits die Motivation verstärkt [11]
[13]
[14]. Die somit geforderte Notwendigkeit aktiven Handelns fördert den individuellen Bezug
zum Alltag des Patienten und trägt wesentlich dazu bei, den Nutzen rehabilitativer
Maßnahmen in einen Gewinn an Lebensqualität zu überführen [15]
[16].
Nachdem medizinische Rehabilitation bis vor wenigen Jahren praktisch ausschließlich
stationär durchgeführt wurde, änderte sich dies nach der Forderung des Gesetzgebers,
rehabilitative Maßnahmen „ambulant vor stationär” durchzuführen. Mitte der 90er-Jahre
begann so der Aufbau ambulanter rehabilitativer Versorgungseinrichtungen [17], die inzwischen parallel zur stationären Rehabilitation tätig sind. Neben einer
erwarteten Reduktion der Gesamtkosten einer Erkrankung [18]
[19] bieten ambulante Formen der Rehabilitation konzeptionell den Vorteil, dass bei wohnortnaher
Durchführung der Patient im häuslichen - und oft auch parallel im beruflichen Umfeld
- tätig bleibt. Auf diese Weise erreicht die ambulante Rehabilitation leichter das
Ziel, den Bezug zum Alltag des Patienten herzustellen [20]
[21]; vor allem können mögliche Umsetzungsschwierigkeiten direkt bearbeitet werden. Einschränkend
muss betont werden, dass die konzeptionellen Vorzüge der ambulanten Rehabilitation
bislang nicht immer ausgeschöpft werden. Für einige Indikationen liegen mittlerweile
Evaluationsstudien vor, beispielweise zum Vergleich ambulanter und stationärer Maßnahmen
im Indikationsbereich Orthopädie und Kardiologie [18]
[22]
[23]. Hierbei zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede der Wirksamkeit zwischen beiden
Maßnahmen, sofern der ganzheitliche Rehabilitationsansatz auch im ambulanten Bereich
berücksichtigt wurde. Bei schwerstgradigen pneumologischen Erkrankungen und/oder problematischer
Persönlichkeitsstruktur ist jedoch aufgrund klinischer Erfahrungen der stationäre
Ansatz vermutlich vorzuziehen.
Aufbauend auf Erfahrungen anderer Länder ist seit einigen Jahren der über das ambulante
Training hinausführende Ansatz in der Diskussion, die Rehabilitation weitestgehend
mittels häuslichen Trainings vorzunehmen. Dieses wird stationär oder ambulant eingeleitet
und häuslich fortgesetzt oder erfolgt - nach neuesten Vorstellungen - ausschließlich
häuslich [21]
[24]
[25]. Zu bedenken ist allerdings, dass ein stationäres oder ambulantes Training besser
definierbar ist als ein häusliches Training und hierin vermutlich eine Begrenzung
dieses Ansatzes liegt. Ferner bedürfen zumindest einige Patienten möglicherweise des
„Anschubs” durch eine stationäre oder ambulante Maßnahme. In der Pneumologie sollte
der Effizienzbeweis und Vergleich unterschiedlicher rehabilitativer Versorgungsformen
zweckmäßigerweise im Rahmen der Qualitätssicherung erbracht werden [26]
[27]
[28].
Trainingstherapie
Trainingstherapie
Unabhängig von der Art der Versorgungsform stellt körperliches Training im Rahmen
der Therapie bei Patienten mit pneumologischen Erkrankungen eine wesentliche Grundlage
der Rehabilitationsmaßnahme dar [1]
[29]
[30]. Allgemein kommen als Trainingsmöglichkeiten Kraft-, Koordinations- und Ausdauertraining
zum Tragen [20]
[31]
[32]. Als Maximalanforderung können beispielsweise die Empfehlungen des American College
of Sports Medicine (ACSM) für gesunde Menschen gelten; diese empfehlen die Durchführung
eines kombinierten Trainings bei 60 - 90 % der maximalen Herzfrequenz bzw. 50 - 80
% der maximalen Sauerstoffaufnahme über 20 - 45 Minuten 3 - 5mal pro Woche [33]. Für pneumologische Patienten beinhalten Trainingsprogramme ähnliche Vorstellungen;
z. B. werden Fahrrad-, Geh- oder Laufbandtraining meist mit 60 - 75 % der maximalen
Leistungskraft des Patienten mehrfach wöchentlich bis zu mehrfach täglich durchgeführt
[31]
[32]. Zusätzlicher Orientierungspunkt ist die Dyspnoe [34], beispielsweise das Erreichen von 75 % der maximalen Luftnot gemessen mittels Borg-Skala
[35]
[36]. In einem anderen, eher auf Kraft ausgerichteten Trainingsmodell arbeitet der Patient
an Trainingsgeräten mit ebenso gesteuerter Überprüfung der Leistungskraft. Vorschläge
zur Wahl der Trainingsmodalitäten sowie zur Bemessung der Trainingsleistung bei Patienten
mit verschiedenen Grunderkrankungen liegen seitens einiger Fachgesellschaften vor
[37]
[38]
[39]. Die gegenwärtige Arbeit dient jedoch nicht der detaillierten Darstellung dieser
Modalitäten, sondern versucht, häusliche und ambulante Trainingsprogramme als praktikable
Optionen für die Zukunft einzuordnen.
Besonders erwähnenswert ist dabei, dass eine primär physiologisch orientierte Therapie
nicht alleine von der Optimierung der physiologischen Effizienz profitiert, sondern
auch von der Kombination der medizinischen mit einer verhaltenstherapeutischen Intervention.
Körperliches Training hat zum einen direkte physiologische Wirkungen, insbesondere
eine Leistungssteigerung und entweder direkt oder indirekt eine Reduktion der Atemarbeit
[29]
[32]
[40]. Zum anderen erfahren die Patienten eine verhaltenstherapeutische Hilfestellung
dergestalt, dass sie zentrale Beschwerden wie z. B. Atemnot besser einschätzen und
damit ihre Leistungsfähigkeit stärker ausschöpfen können [20]
[41]. Ein verstärktes Selbstvertrauen, eine verbesserte Compliance sowie erweiterte Ressourcen
zur Krankheitsbewältigung im Allgemeinen (Coping) sind in vielen Fällen die unmittelbare
Folge [42]
[43]. Letztere scheinen wesentliche Faktoren bei der Reduktion gravierender Exazerbationen
zu sein [44].
Training bei chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen
Training bei chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen
Die nationalen und internationalen wissenschaftlichen Veröffentlichungen der letzten
Jahre belegen übereinstimmend die positiven Effekte eines körperlichen Trainings insbesondere
bei chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen [20]
[29]
[30]
[31]
[45]
[46]
[47]
[48]
[49]
[50]. Die oben beschriebenen Trainingsmodule wurden hierbei sowohl stationär als auch
ambulant durchgeführt.
Im Bereich des häuslichen körperlichen Trainings werden zwar Elemente der Trainingsprogramme
bzw. -module übernommen, jedoch ist es sinnvoll, in diesem Zusammenhang unter Training
insgesamt alle Aktivitäten zu verstehen, die über die vom Patienten gewohnten körperlichen
Aktivitäten hinausgehen. Es sind also auch Aktivitäten, die in das Alltagsleben integriert
sind (täglicher Spaziergang, Gang zum Bäcker, Kiosk etc.), als Training zu werten
und nicht nur solche, die bestimmte, vom Alltagskontext abgelöste Übungen umfassen,
wie z. B. Laufbandtraining oder Training an Geräten. Damit ist auch ein Konzept des
häuslichen Trainings denkbar, bei dem der Patient ausschließlich alltägliche Tätigkeiten
vollbringt.
Entsprechend dem Schweregrad der Erkrankung sollten die für den individuellen Patienten
in Betracht gezogenen Trainingskonzepte, einschließlich Kraft-, Koordinations- und
Ausdauertraining, angepasst sein [20]
[21]
[31]. Bei der Auswahl der Modalitäten sollte man bedenken, dass die mögliche größere
Effizienz bestimmter Konzepte bzw. Übungen im Vergleich zu anderen Konzepten in der
Regel für Gruppen von Patienten gezeigt wurde, angesichts der Variabilität jedoch
keineswegs für jeden einzelnen Patienten voraussagbar ist; stattdessen ist individuelle
Anpassung gefordert. Erfolge des Trainings sind für alle Schweregrade der Erkrankung
belegt, von leichter Obstruktion bis hin zu schwerer respiratorischer Insuffizienz
[20]. In jedem Fall führt Training zu einer Verbesserung der Lebensqualität sowie zu
einer gesteigerten Kurz- wie Ausdauerleistung.
Unter den bisherigen Arbeiten zur Wirkung eines körperlichen Trainings in der Pneumologie
sind diejenigen zur COPD von besonderem Interesse. Dies gilt nicht zuletzt angesichts
der im Vergleich zum Asthma in der Regel stärker begrenzten Therapieoptionen. In der
vorliegenden Übersicht soll daher das Asthma weitgehend ausgeklammert sein, zumal
Erfahrungen zum Training bei Patienten mit Asthma, insbesondere bei Kindern, bereits
ausführlich und zusammenfassend berichtet wurden [51]
[52].
Der akute positive Effekt kurzzeitiger Trainingsprogramme bei Patienten mit COPD ist
vielfach belegt. In eigenen Arbeiten konnten wir zeigen, dass ein nur 10-tägiges,
stationär durchgeführtes Trainingsprogramm bei Patienten mit mittel- bis schwergradiger
COPD nach einer Exazerbation ihrer Erkrankung eine markante Verbesserung der körperlichen
Leistungsfähigkeit hervorrief, ohne mit wesentlichen Veränderungen der Lungenfunktion
einherzugehen [53]. Ähnliche, wenngleich im Ausmaß geringere Effekte eines 10-tägigen stationären Trainingsprogramms
fanden sich bei Patienten mit COPD in stabilem Zustand [54]. Möglicherweise erklärt sich der größere Benefit der erstgenannten Patienten durch
die Erfahrung ihrer vorangegangenen Exazerbation, indem sie besonders motiviert waren,
das Trainingsprogramm nach ihrer klinischen Stabilisierung zu beginnen. Nur mittels
der Annahme einer gesteigerten Motivation sowie einer verbesserten, d. h. ökonomischeren
muskulären Koordination erscheint beispielsweise ein Gewinn an Gehstrecke von nahezu
100 % innerhalb von nur 10 Tagen erklärbar.
Nach allen eigenen Erfahrungen ist in der Tat nur ein Teil der Trainingseffekte auf
eine direkte Erhöhung der Leistungsfähigkeit zurückzuführen. Ein wesentlicher Teil
beruht auf der Tatsache, dass die Patienten ihre Leistungsfähigkeit besser einschätzen
und einsetzen können und daher beispielsweise am Ende der Trainingsperiode sogar eine
erhöhte Dyspnoe in Kauf nehmen. Vor dieser Leistung wären sie ohne die Erfahrung des
Trainings zurückgeschreckt, wie die Daten der Kontrollgruppe belegten [49]
[55].
Die Befunde zum Training sind deshalb von besonderem Interesse, weil die Prognose
des Krankheitsverlaufs bei Patienten mit schwergradiger COPD wesentlich von der körperlichen
Leistungsfähigkeit abhängt [50]
[56]. Dementsprechend sind langfristig angelegte Programme notwendig, die gewährleisten,
dass ein initial erzielter Gewinn über einen längeren Zeitraum beibehalten oder sogar
ausgebaut werden kann. In der Tat konnten die positiven Effekte eines Kurzzeittrainings
durch eine weitmaschige häusliche Betreuung nach Entlassung aus dem Krankenhaus gehalten
werden [57], und nach einem Zeitraum von anderthalb Jahren ließ sich sogar eine Verminderung
der Zahl krankheitsassoziierter Exazerbationen nachweisen [58]. Man kann davon ausgehen, dass in den genannten Studien die Akzeptanz des häuslichen
Trainings durch die Tatsache, dass dieses als Teil täglicher Lebensaktivitäten konzipiert
war, sowie durch das mit der wiederholten Kontrolle des Trainings und klinischen Befindens
verbundene Gefühl der Zuwendung gesteigert wurde. In einer groß angelegten Studie
wurde in Übereinstimmung damit gefunden, dass eine geringe körperliche Aktivität im
Alltag einen wesentlichen Risikofaktor für das Auftreten einer Exazerbation darstellte
[59].
Viele der untersuchten langfristigen Trainingsprogramme erforderten allerdings entweder
lange stationäre Aufenthalte oder bei ambulanter Rehabilitation viele Visiten in relativ
kurzen Abständen [21]. Bei Beachtung der Kostenlage im Gesundheitssystem ist es daher ein sinnvolles Ziel
künftiger Studien, minimal aufwendige längerfristige Programme zu entwickeln und diese
sowohl auf ihre Effizienz als auch auf ihre Kosten hin zu evaluieren.
Vergleich von Betreuungsmodalitäten
Vergleich von Betreuungsmodalitäten
Inzwischen liegt eine Reihe von Daten vor, in denen verschiedene Grade der Betreuung
von häuslichen Trainings bei Patienten mit COPD miteinander verglichen wurden [60]
[61]. In einer eigenen Untersuchung ergab der Vergleich verschiedener Betreuungsmodalitäten,
dass zur Beibehaltung der positiven Effekte auf Leistungsfähigkeit und Lebensqualität
unter häuslichen Bedingungen eine postalische Betreuung ausreichend war [54]. Hausbesuche oder der Versuch einer Kontrolle des häuslichen Trainings durch Pedometer
erbrachten keine weitere Verbesserung. Die Integration der dargestellten Trainingskonzepte
mit denjenigen der Lungensportgruppen ist zu befürworten [62]
[63], zumal in diesen Gruppen von einer hohen Motivation auszugehen ist. Allerdings werden
im Einzelfall die örtlichen Gegebenheiten, die beispielsweise durch Verkehrsanbindungen
und Siedlungsdichte (Stadt vs. Land) gegeben sind, maßgeblich für die kombinierte
oder sequenzielle Durchführung sein.
Zur Zeit ist die Zahl der Institutionen in Deutschland, die ein regelmäßiges häuslich
betreutes Trainingsprogramm für Lungen- und Atemwegserkrankte anbieten, nicht flächendeckend.
Bei der Beurteilung derartiger Programme ist zu beachten, dass eine optimale Versorgung
der Erkrankten erst gegeben ist, wenn rehabilitative Maßnahmen wie Krankheitsschulung,
Raucherentwöhnung und Atemtherapie neben körperlichem Training und medikamentöser
Therapie berücksichtigt werden [20]
[62]. Die Umsetzung eines derartigen integrativen Konzepts in die Praxis steht in Deutschland
erst am Anfang. Solange diese Konzepte noch nicht hinreichend mit Daten belegt sind
und der wissenschaftlichen Evaluierung bedürfen, werden vermutlich auch Programme,
die auf ein alleiniges häusliches kontrolliertes Training abzielen, nicht ganz ohne
einen ambulanten Part auskommen, der der Charakterisierung der Patienten, dem Start
des Programms sowie einer weitmaschigen Überwachung durch Messungen im Labor dient.
Die für Diabetes mellitus und Mammakarzinom bereits eingeführten DMP-Programme (Disease
Management) beinhalten bereits - unter allen Vorbehalten, die u. a. in der noch mangelnden
Erfahrung begründet sind - eine systematische, multiprofessionelle und patientenzentrierte
Versorgung, die vorwiegend auf ambulanter Versorgung aufbaut und die Integration in
den Alltag herbeiführen soll [64]
[65]. Die USA nimmt in dieser Hinsicht eine Vorreiter-Rolle ein [66]
[67]. Dabei kommt dem Pflegepersonal eine tragende Rolle zu [20]
[67]. Es steht zu erwarten, dass ambulante Betreuung und Rehabilitation auch in Deutschland
stärker als bisher durch nichtärztliches Personal geleistet werden.
Häusliches Training
Häusliches Training
Im Vergleich zu konventionellen Rehabilitationsmaßnahmen wird nach unserer Auffassung
bisher die Möglichkeit zu wenig genutzt, ein Training weitestgehend zu Hause durchzuführen,
ohne vorher den Prozess einer umfänglichen Rehabilitationsmaßnahme zu durchlaufen.
Zwar bestehen - im Gegensatz zu den ambulanten Ansätzen - zur Zeit die erforderlichen
organisatorischen Strukturen noch nicht in zureichendem Maße, jedoch wird man möglicherweise
auf die Erfahrungen einiger der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeiten zurückgreifen
können, soweit diese bereits im Hinblick auf eine spätere Realisierbarkeit konzipiert
waren [54]
[58].
Überwachung häuslichen Trainings
Überwachung häuslichen Trainings
Moderne Betreuungs- bzw. Nachsorgeprogramm bedürfen heute der Computerunterstützung
zur Diagnostik, Interventionssteuerung, Dokumentation und Evaluation. Ziel ist es,
die Daten eines Patienten in einer möglichst leicht verfügbaren und auswertbaren Form
zur Verfügung zu haben und mit möglichst geringem Aufwand eine Effizienzkontrolle
durchzuführen [68]
[69]. In Verbindung damit ist die Versorgungskontinuität am besten gewährleistet durch
die Entwicklung spezieller, auf diese Belange abgestimmten Pflegesysteme (sog. „Sekundärprävention”),
die zum Ziel haben, durch begrenzte, ökonomisch vertretbare Interventionen das Auftreten
gravierender Erkrankungsfolgen zu minimieren [70]
[71].
Ein Trainingsprogramm kann im einfachsten Fall telefonisch mittels regelmäßiger Anrufe
oder schriftlich durch regelmäßige Ausgabe und Einsendung von Tagebüchern überwacht
werden. Ferner können Hausbesuche hilfreich sein. Sie scheinen nach unseren eigenen,
an einer kleinen Gruppe von Patienten mit COPD gewonnenen Daten [54] keine wesentliche Verbesserung der Trainingserfolge - beispielsweise durch eine
Steigerung der Motivation - zu bewirken. Initiale Hausbesuche können dennoch die Durchführung
des Programms erleichtern, da eine geschulte Kraft die individuellen Gegebenheiten
des Patienten in Augenschein nehmen und demgemäß Ratschläge zur Durchführung des Trainings
erteilen kann.
Möglichkeiten zur Steuerung des Trainings sind gegeben durch die Borg-Skala als Maß
der Dyspnoe, sowie physiologische Messgrößen wie Herzfrequenz, Sauerstoffaufnahme
und Laktatkonzentration [31]
[72]. Allerdings hat bei schwer- und schwerstgradig erkrankten Patienten nach unserer
Auffassung die Trainingssteuerung hauptsächlich die Aufgabe, das Training beizubehalten,
und dient erst in zweiter Linie der Anpassung an augenblickliche Gegebenheiten. Daten
aus der häuslichen Betreuung von Patienten mit COPD zeigten keine Beziehung zwischen
dem Ausmaß der täglichen Aktivität und der Leistungsfähigkeit bei Visiten im Krankenhaus
[57]. Entscheidend war nur, dass überhaupt ein Training stattfand, wie der Vergleich
mit der Kontrollgruppe ergab. Es sollte nach Möglichkeit zu den Zielen der Schulung
des Patienten gehören, die augenblickliche Anpassung weitgehend selbst leisten zu
können. Eigene Erfahrungen sprechen dafür, dass dem Patienten ein hohes Maß an Eigenständigkeit
übertragen werden kann und gleichzeitig positive Effekte selbst über einen längeren
Zeitraum zu erzielen sind [57]
[73].
Die Betreuung eines Trainings „aus der Ferne” bietet sich an, ggf. mit telemedizinischen
Konzepten verknüpft zu werden und auf diese Weise die Dokumentation des Trainings
zu erleichtern [68]
[69]. Eine derartige tägliche Auswertung und Datenübermittlung, ggf. unter Mithilfe von
Pedometern oder Aktographen, ist bislang nicht untersucht. Da Lungenfunktion und Krankheitszustand
bei der COPD nicht so eng gekoppelt scheinen wie beim Asthma, scheint die Hypothese
nicht abwegig, dass beginnende Exazerbationen bzw. Verschlechterungen des Allgemeinzustandes
bei Patienten mit COPD sich in einer auffälligen Reduktion der Aktivität niederschlagen
könnten, selbst dann, wenn sie in der Lungenfunktion noch nicht eindeutig zu erkennen
sind. Praktische Erfahrungen hierzu konnten in Untersuchungen mit kardiologischen
Patienten gesammelt werden, wobei sich Verbesserungen in der Patientenversorgung zeigten
[74]
[75]
[76]. Daher könnte ein telemedizinischer Betreuungsmodus eventuell auch Vorteile in der
Langzeitbetreuung bei Patienten mit Atemwegserkrankungen mit sich bringen.
Telefonische Programme spielen insofern eine wesentliche Rolle in der Nachsorge, als
sie den Vorteil haben, relativ kostengünstig zu sein [77]
[78]. Fahrtkosten und -zeiten entfallen, und dennoch ist ein persönlicherer Kontakt als
bei postalischer oder telemedizinischer Betreuung möglich. Entsprechende Erfahrungen
werden in Deutschland zur Zeit beispielsweise im Rahmen einer multizentrischen, prospektiven,
kontrollierten Studie an 200 Koronarpatienten gesammelt, die nach Entlassung aus der
stationären AHB von in der kardiologischen Rehabilitation erfahrenen Studienschwestern
1 Jahr lang telefonisch nachbetreut und mit 200 Patienten einer Kontrolle verglichen
werden [79]. Endpunkte der Beobachtung sind in dieser Studie koronare Risikofaktoren wie Gesamtcholesterin,
systol. Blutdruck, HbA1c, Rauchen sowie eine leitliniengerechte Medikation. Die erforderlichen
strukturellen Rahmenbedingungen wurden in der Planungsphase geschaffen, indem technisch-organisatorisch,
pflegewissenschaftlich, inhaltlich und juristisch die relevanten Aspekte vorab festgelegt
wurden. Diese Studie könnte, neben anderen, als konkreter Ausgangspunkt für die Realisierung
analoger Projekte bei Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen wie COPD dienen.
Entsprechende Programme für Patienten mit Diabetes, Adipositas oder Osteoporose sind
in der Erprobung. Teilweise werden diese durch die gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungen
durchgeführt, teils werden externe Dienstleistungsfirmen, meist medizinische Call-Center,
u. a. vom Bundesministerium für Gesundheit im Rahmen von Studien damit beauftragt
[80]
[81].
Anforderungen bei Betreuung per Telefon
Anforderungen bei Betreuung per Telefon
Hinsichtlich der telefonischen Betreuung spielt neben der Vertrauenswürdigkeit des
jeweiligen Anrufers die Qualität des Telefonates eine entscheidende Rolle für die
Akzeptanz seitens des Patienten und hat direkte Auswirkungen auf den gesundheitspräventiven
langfristigen Erfolg [77]
[78]. Das Telefonpersonal muss darin geübt werden, anhand telefonischer Kontakte Schwierigkeiten
und Krisen des Patienten, z. B. akute physiologische Komplikationen wie Herzinsuffizienz
und respiratorische Insuffizienz, aber auch emotional bedeutsame Faktoren, wie eine
(larvierte) akute Depression, zu erkennen und adäquat zu reagieren. Ob dies zur Zeit
allein durch formale Screeningverfahren geleistet werden kann, ist angesichts des
erforderlichen Evaluierungsaufwandes fraglich. Das Personal muss sicherlich die passenden
Verhaltens- und Vorgehensweisen sowohl durch besondere Schulung als auch aus allgemeiner
Lebenserfahrung (Einschätzung anderer Personen) erlernen. Vorteilhaft scheint hier
der Einsatz von Pflegepersonal mit seiner speziellen pflegerischen Erfahrung zu sein.
Aktivität als Maß des Trainingseffekts
Aktivität als Maß des Trainingseffekts
Die körperliche Aktivität der Patienten, als zentrale Kenngröße der Aktionsfähigkeit
und -bereitschaft im Alltag, ist bislang in der Regel nur summarisch über Fragebogendaten
erfasst worden. In einer Reihe von Untersuchungen wurden auch die Gesamtaktivität
zählende Pedometer verwandt [82]
[83]
[84]. Es steht zu vermuten, dass ein Profil der Aktivität über den Tag in besonders enger
Beziehung zur Lebensqualität steht, da es nicht nur die mittlere Leistung, sondern
auch die maximal erbrachten Leistungen und ihre Häufigkeit dokumentiert. Derartige
Daten liegen bisher praktisch nicht vor. Ferner wäre es von Interesse, zu prüfen,
inwieweit Interventionen, die sowohl eine physiologische als auch eine psychologische
Komponente beinhalten, insbesondere telefonisch betreute häusliche Trainingsprogramme,
Wirkungen auf das Aktivitätsprofil haben. Ferner stellt sich die Frage, inwieweit
diese Interventionen einen positiven Effekt auf die Lebensqualität haben. Auch wenn
die Korrelationen zwischen objektiven und subjektiven Größen im Allgemeinen nur gering
und eingeschränkt praktisch verwertbar sind, würde die Erfolgskontrolle vermutlich
durch die Analyse des Aktivitätsprofils gewinnen. Es muss allerdings berücksichtigt
werden, dass die gemessene Aktivität nur einen Teilaspekt des klinischen Gesamtzustandes
des Patienten darstellt und daher, ähnlich den physiologischen Messgrößen, zum Zwecke
der Bewertung und Prädiktion nur im Kontext anderer Variablen gesehen werden darf.
Verhalten des Patienten
Verhalten des Patienten
Über eine Verbesserung der physiologischen Größen hinaus ist die Beeinflussung des
Verhaltens des Patienten zentrales Ziel der Betreuung [41]. Bei Patienten mit COPD steht naturgemäß die Raucherentwöhnung an erster Stelle
[82]. Diese hat vermutlich allein über das gesteigerte Gesundheitsbewusstsein bereits
einen günstigen Einfluss auf andere verhaltensabhängige Risikofaktoren, wie ungesunde
Ernährung und Mangel an Bewegung [82]. Wichtig erscheint, sich vor Augen zu führen, dass das Verhalten des chronisch kranken
Patienten durch viele Faktoren bestimmt ist, nicht nur - oder sogar am wenigsten -
physiologische Faktoren. Dies betrifft insbesondere den Patienten mit COPD, dem es
durch den langsamen Krankheitsverlauf offenbar über einen langen Zeitraum gelingt,
die fortlaufende Einschränkung seiner Leistungsfähigkeit in seinen Lebensablauf zu
integrieren oder diese als altersbedingten Verlauf zu kaschieren. Somit wäre es nicht
gerechtfertigt zu erwarten, dass beispielsweise eine Verbesserung der Lungenfunktion
sich unmittelbar in eine solche des Aktionsradius umsetzt, wenn nicht gleichzeitig
motivationssteigernde Faktoren wirksam sind. Daten unseres Labors zeigen, dass zumindest
ein stationäres Kurzzeittraining sich in einer Steigerung der körperlichen Aktivität
auch außerhalb der Trainingszeiten niederschlägt, jedoch scheint auch dieser Effekt
primär über eine gesteigerte Motivation vermittelt [73]. Inwieweit er nach Beendigung eines Programms anhält, ist zur Zeit nicht bekannt.
Zielgrößen der Effektivität eines Trainings
Zielgrößen der Effektivität eines Trainings
Zwar bestehen positive Korrelationen zwischen Dyspnoeempfinden, Lebensqualität und
psychologischen Kenngrößen einerseits und physiologischen bzw. leistungsbezogenen
Messgrößen andererseits [20]
[31] doch sind die Korrelationskoeffizienten in vielen Fällen ungeachtet der statistischen
Signifikanz so gering, dass im individuellen Fall keineswegs eine eindeutige Voraussage
von einer Messgröße auf eine andere möglich ist. Dies legt die Annahme nahe, dass
nicht eine einzelne Zielgröße zum Orientierungswert der ambulanten oder häuslichen
Betreuung bzw. des Trainings erklärt werden sollte, sondern eine Verbesserung im Ganzen
anzustreben ist. Möglicherweise werden bei genügend großen Fallzahlen und Messgrößen
multivariate statistische Verfahren helfen können, einen Gesamtscore zu definieren,
der bei der Mehrzahl der Patienten mit der subjektiven und/oder objektiven Besserung
konform geht. Vermutlich müssen in einem derartigen Score auch die psychologischen
Profile der individuellen Patienten Eingang finden. Es stellt sich die Frage, inwieweit
das Wissen um diese sowohl krankheitsspezifischen als auch individuellen Profile für
die Optimierung des Trainingserfolges genutzt werden kann. Diese Frage erscheint angesichts
knapper Ressourcen im Gesundheitssystem von großem praktischem Interesse.
Die krankheitsbezogenen Exazerbationen stellen eine der zentralen Zielgrößen einer
Intervention mittels eines ambulanten oder häuslichen Trainingsprogramms dar [62]. Dass die Exazerbationsrate bei Patienten mit schwergradiger COPD durch ein minimal
aufwendiges häusliches Betreuungs- und Trainingsprogramm signifikant gesenkt werden
kann, wurde an einer kleinen Gruppe von Patienten bereits gezeigt [58]. Analoge Daten liegen auch mit Programmen des Self-Management und telefonischer
Nachbetreuung vor [85].
Eine weitere fundamentale Zielgröße ist durch die Lebensqualität gegeben [62]. Zwar finden sich Korrelationen zwischen Lebensqualität und physiologischen Größen,
doch sind diese in der Regel so gering, dass die Lebensqualität als eigenständige
Variable und als eigenständiger Wert angesehen werden muss. Die vorliegenden Studien
[86]
[87]
[88] ergaben als konsistenten Befund, dass ein häusliches oder ambulantes Training die
Lebensqualität bei Patienten mit COPD verbessert und dies die Mehrzahl der verschiedenen
psychologischen Dimensionen betrifft, die bei der Auswertung herangezogen wurden.
Mögliche Kostenreduktion durch Training
Mögliche Kostenreduktion durch Training
Nur wenn die Interventionen auf Dauer einen gesundheitlichen Benefit für die Teilnehmer
erbringen, werden sie längerfristig gerechtfertigt und etabliert werden können. Selbstverständlich
ist es auch das Ziel der Betreuungsprogramme, letztlich eine Kostenreduktion herbeizuführen
[89]. Erreicht werden soll dies durch den Rückgang der Zahl stationärer Aufenthalte einerseits
und die Vermeidung von Überversorgung andererseits [58]
[90]. Auch sollte sich die Aufenthaltsdauer eventuell erforderlicher stationärer Aufenthalte
verringern lassen, wenn eine anschließende effiziente Weiterversorgung durch Nachsorgeprogramme
gesichert ist [20]
[57]. Es steht zu erwarten, dass die Gesamtheit dieser Faktoren - neben einer möglichen,
gleichzeitigen Verringerung des Medikamentenbedarfs - zu einer Reduktion der Kosten
beiträgt.
Notwendigkeit von Studien/Evaluierung
Notwendigkeit von Studien/Evaluierung
Aus dem Gesagten geht hervor, dass es trotz vieler publizierter Studien zum stationären,
ambulanten und häuslichen Training bzw. entsprechender Betreuung an Daten mangelt,
die sich auf Programme beziehen, die unter den gegebenen Kostenrestriktionen verwirklichbar
und zugleich effektiv sind. Dies betrifft auch die langfristige Kosten/Nutzen-Relation
hinsichtlich des Effektes auf den Verlauf der Erkrankung sowie den Einsatz von kostengünstigeren
Betreuungsmodalitäten unter möglichst geringem Personalaufwand. In dieser Hinsicht
sind auch Forschungs- bzw. Evaluierungsprogramme wünschenswert, die von den zuständigen
Kostenträgern des Gesundheitssystems selbst finanziert werden, da diese langfristig
von den erwarteten Erfolgen profitieren sollen. Diese Entwicklung zeigt sich bereits
am Engagement vor allem der privaten Krankenkassen bezüglich der Etablierung von Call-Centers
[80]
[81]
[91].
Übertragbarkeit auf andere Atemwegs- und Lungenerkrankungen
Übertragbarkeit auf andere Atemwegs- und Lungenerkrankungen
Pulmonale Rehabilitationsprogramme wurden bisher fast ausschließlich bei Patienten
mit chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma durchgeführt. Patienten
mit schwergradigen nicht-obstruktiven Lungenerkrankungen - wie neuromuskuläre Erkrankungen,
Zustand nach größeren chirurgischen Eingriffen wie Pneumonektomie bzw. Transplantation
oder restriktive Lungenerkrankungen - sind in ihrer Leistungsfähigkeit ähnlich beeinträchtigt
wie Patienten mit COPD und weisen daher möglicherweise auch ein Potential für eine
klinische und funktionelle Verbesserung auf. Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung
besteht auch bei diesen Patientengruppen Belastungsdyspnoe und in variablem Umfang
eine körperlich-muskuläre Schwäche infolge krankheitsbedingter Inaktivität [20]
[92]. Vor diesem Hintergrund wird auch bei Patienten mit nicht-obstruktiven Lungenerkrankungen
der Versuch der Funktions- und Lebensqualitätsverbesserung mittels rehabilitativer
Maßnahmen empfohlen [93]; jedoch nehmen nur ca. 10 % der Patienten an Rehabilitationsprogrammen teil.
Unter den restriktiven Lungenerkrankungen umfasst die Gruppe der interstitiellen Lungenerkrankungen
eine Reihe ätiologisch heterogener Erkrankungen [94]
[95]. Die Prävalenz dieser Erkrankungen ist deutlich niedriger als diejenige der obstruktiven
Erkrankungen. Für die häufigste, die Sarkoidose, liegt die Prävalenz in Deutschland
bei 50 auf 100 000, für die idiopathische Lungenfibrose wird sie auf ca. 6 auf 100
000 geschätzt [95]. Beide Erkrankungen haben gemeinsame klinische und funktionelle Kennzeichen [96], inklusive einer reduzierten Belastbarkeit [97], für die eine arterielle Hypoxämie verantwortlich gemacht wird [98]
[99]. Somit bestehen gewisse funktionelle Parallelen zur COPD. In ähnlicher Weise ist
der positive Effekt einer Sauerstoffgabe dokumentiert [98]
[100]. Allerdings gibt es keine Daten zur Effektivität eines körperlichen Trainingsprogrammes
bei Patienten mit nicht-obstruktiven Lungenerkrankungen. Die American Thoracic Society
beispielsweise empfiehlt die Anwendung multidisziplinärer Rehabilitationsprogramme
auch bei diesen Patienten, ohne sich jedoch auf konkrete Daten zu beziehen [101].
Obgleich die Studien zu derartigen Rehabilitationsprogrammen, deren Daten zur Zeit
vorliegen, in der Regel nur geringe Patientenzahlen und ein gemischtes Patientengut
umfassten [2]
[3], konnten bereits positive Effekte in Form von funktionellen Verbesserungen aufgezeigt
werden. Auch ist lange bekannt, dass präoperativ vor Lungentransplantationen Patienten
mit idiopathischer Lungenfibrose von einem Training profitieren [92]. Somit könnte ein ambulantes bzw. häusliches Trainingsprogramm bei derartigen Patienten
durchaus erfolgreich sein, auch wenn im Vergleich zur COPD durch den progressiven
Verlauf der Erkrankung langfristige Effekte weniger wahrscheinlich sind. Zur Zeit
untersuchen wir die Wirkungen eines derartigen Programms in einer prospektiven Studie
über den Zeitraum von 18 Monaten bei einer großen Zahl von Patienten [102].
Perspektiven für die Zukunft
Perspektiven für die Zukunft
Ambulante und/oder häusliche Trainingsprogramme haben nachgewiesenermaßen positive
Effekte insbesondere bei Patienten mit chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen.
Allerdings wurden in den entsprechenden Studien häufig Konzepte bzw. Programme eingesetzt,
die einen relativ hohen Aufwand erforderten. Um derartige Programme als integralen
Bestandteil des Gesundheitssystems zu implementieren, scheint es notwendig, ihrer
Realisierbarkeit unter minimalen Kosten stärkere Beachtung zu schenken. Zumindest
unter Kostengesichtspunkten erscheinen häusliche, fernbetreute Programme besonders
erfolgversprechend. Unter Einsatz der modernen Datentechnik sollten eine Vernetzung
der zuständigen Institutionen (Kliniken, ambulante Zentren, Lungensportgruppen) und
eine laufende aussagekräftige Effizienzkontrolle möglich sein. Auch ist in Betracht
zu ziehen, andere als nicht-obstruktive Lungenerkrankungen mit derartigen Programmen
anzugehen.