Zusammenfassung
Einleitung: Die Behandlung des Zervixkarzinoms hat sich in den letzten Dekaden deutlich gewandelt. Neben Modifikationen der operativen Therapie hat auch die Radiotherapie gleiche Heilungsraten wie die radikale Tumorchirurgie zeigen können, standardisierte Richtlinien zur Behandlung des Zervixkarzinoms gibt es jedoch nicht. In der vorliegenden Untersuchung wurden mittels einer Umfrage die verschiedenen Behandlungsansätze in deutschen Kliniken untersucht und diese mit der Leitlinienempfehlung der S2-Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) verglichen.
Material und Methode: Es wurde ein 13 Fragen umfassender Fragebogen zur Therapie des Zervixkarzinoms erarbeitet, der im Jahr 2003 an 430 gynäkologische Abteilungen versandt wurde. Die Fragen zum therapeutischen Vorgehen beim Zervixkarzinom waren entsprechend der FIGO-Klassifikation stadienabhängig unterteilt. 172 Kliniken, darunter 24 Universitätskliniken, 64 Kliniken mit mehr als 50 Betten, und 84 Kliniken mit weniger als 50 Betten, sandten einen auswertbaren Antwortbogen zurück.
Ergebnisse: Die Therapie des Zervixkarzinoms unterschied sich in den verschiedenen FIGO-Stadien teilweise deutlich, insbesondere in den höheren Stadien wurden sehr unterschiedliche Therapieschemata angewandt. Im Stadium IA1 therapierten 92 % der antwortenden Kliniken leitlinienkonform, im Stadium IA2 waren dies nur 48,5 %. In den höheren Tumorstadien FIGO IB2 und IIB war eine Übereinstimmung mit den Empfehlungen der S2-Leitlinie in 51,1 %, respektive in 33,6 % der antwortenden Kliniken festzustellen.
Zusammenfassung: Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass es erhebliche Unterschiede in der Therapie von Zervixkarzinomen gibt. Insbesondere in höheren Tumorstadien kommen verschiedenste Therapiekombinationen zur Anwendung. Während in den Frühstadien eine hohe Übereinstimmung mit der S2-Leitlinie, im Stadium FIGO IA jedoch mit Tendenz zur Übertherapie bestand, wurde in den höheren Stadien oft zu wenig radikal vorgegangen. Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit von Leitlinien, die sich an evidenzbasierenden Daten zur Therapie des Zervixkarzinoms orientieren.
Abstract
Purpose: Cervical cancer therapy has changed substantially over the last decades. Modifications in surgical techniques as well as the introduction of minimally invasive methods have led to reduced operative morbidity. Radiotherapy showed similar survival rates and offers an alternative to radical surgery, but no evidence-based guidelines for the treatment of invasive cervical cancer are available. The Organkommission Uterusmalignome, a branch of the German Arbeitsgemeinschaft Gynaekologische Onkologie (AGO) conducted a survey regarding different therapeutic approaches for cervical cancer therapy in German hospitals and compared these data with the 2004 German Clinical Practice Guidelines.
Methods: A 13-item questionnaire was generated and sent to 430 German hospitals, including all German University Hospitals. Questions regarding cervical cancer therapy were stage-dependently subdivided for different FIGO-stages.
Results: Cervical cancer therapy differed in different FIGO-stages, especially in FIGO-stages IB2 and IIB therapy was very heterogeneous. Congruence with the German Clinical Practice Guidelines in FIGO-stage IA1 was 92.0 % whereas it decreased to 33.6 % in FIGO-stage IIB therapy. 43 different therapy combinations have to be ascertained in FIGO-stage IIB.
Conclusion: The conducted survey showed rather heterogeneous therapy modalities for cervical cancer, especially in higher FIGO-stages. Most therapy combinations in FIGO-stage IIB did not correlate with the German Clinical Practice Guidelines, whereas in early stage cervical cancer a good correlation with the guidelines was seen. Evidence-based guidelines seem to be needed to homogenize cervical cancer therapy.
Schlüsselwörter
Zervixkarzinom - operative Therapie - Frühstadien - Spätstadien - Radiochemotherapie
Key words
Cervical cancer - radiotherapy - radical surgery