psychoneuro 2004; 30(7): 365
DOI: 10.1055/s-2004-830950
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klare Diagnose und wirksame Therapie

Syndrom der unruhigen Beine
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Publication Date:
04 August 2004 (online)

 
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Das Restless Legs Syndrom (RLS) weist eine Prävalenzrate von ca. 10% in der Allgemeinbevölkerung auf. Die Symptome dieser Erkrankung können von Betroffenen jedoch oft nur schwer beschrieben werden. Deshalb kommt es immer wieder trotz eindeutiger Diagnose zu falschen oder unzureichenden Behandlungsansätzen. Das RLS kommt in 50 bis 60% der Fälle familiär gehäuft vor. Der Beginn der Krankheit tritt häufig vor dem 30. Lebensjahr auf.

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Diagnostische Minimalkriterien

Seit 1995 gibt es allgemein gültige Diagnosekriterien, die 2003 von der International RLS Study Group revidiert wurden. Die vier Minimalkriterien stellte Dr. Juliane Winkelmann, Neuherberg/München, vor:

  • Bewegungsdrang der Extremitäten assoziiert mit Missempfindungen (gewöhnlich mit unbehaglichem und unangenehmen Gefühl)

  • Beginn oder Verschlechterung während Ruhezeiten oder bei Inaktivität

  • Teilweise oder vollständige Besserung durch Bewegung

  • Verschlimmerung am Abend und/oder nachts.

Um die Differentialdiagnose weiter zu stützen, stehen neben der neurologischen Befundung Laboranalysen und das Schlaflabor im Vordergrund. Während einige Patienten nur über Beschwerden während der Ruhephasen tagsüber klagen, leiden ca. 80-90% auch an Ein- und Durchschlafstörungen, die sowohl isoliert als auch gemeinsam auftreten können. Die Anzahl der Wachphasen nimmt zu und die einzelnen Schlafstadien, insbesondere aber die Tiefschlafstadien III und IV werden nur noch selten oder gar nicht mehr erreicht, auch der REM-Schlaf kann deutlich reduziert sein oder ganz fehlen. Die Schlafeffizienz liegt häufig unter 50%, die Schlafarchitektur ist durch die häufigen Aufwachereignisse meist völlig aufgehoben. Die resultierende Tagesmüdigkeit und der mögliche Leistungsabfall sind häufig der Grund für den ersten Gang zum Arzt.

Die Erfahrung des Leistungsknicks im Beruf und im Alltagsleben stellt eine erstzunehmende psychische Beeinträchtigung des Patienten dar. Mangelnder Schlaf tut ein Übriges. Die eingeschränkte Fähigkeit sich körperlich und seelisch entspannen zu können, bedingt weitere Belastungen. In kleineren Studien die Dr. Svenja Happe, Göttingen, vorstellte, konnte gezeigt werden, dass bei RLS Patienten Depressionen, Angst-/Panikstörungen Kopfschmerzen, reduzierte Libido und Herzbeschwerden gehäuft auftreten. Dazu kommen verstärkte Tendenzen zur sozialen Isolation. Suizidale Vorstellungen bis hin zum Suizidversuch sind die äußersten Ausprägungen der psychischen Belastung.

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Chronische Erkrankung mit lebenslanger Therapie

Zur Wirksamkeit physikalischer Therapiemaßnahmen gibt es bisher keine gesicherten Untersuchungen. Die in der Praxis angewandten physikalischen Therapieversuche, wie Massagen, Bürsten, Eiswasserbehandlung und ähnliches, sind allenfalls bei sehr leichten Formen des RLS kurzfristig hilfreich. Allgemein wird ein spätes zu Bett gehen und ein Nachholen des Schlafdefizits am Vormittag angeraten. Es ist aber sinnvoller, wenn sich der Patient an den Schlafrhythmus hält, der Ihm persönlich am ehesten behagt, rät Winkelmann. Angestrengtes Arbeiten oder geistige Konzentration hilft die Beschwerden zu lindern bzw. kann deren Einsetzen verzögern.

Die Indikation zur medikamentösen Therapie ergibt sich aus dem subjektiven Leidensdruck und dem Ausmaß der Schlafstörungen der Patienten. In Deutschland ist Restex® (Levodopa und Benserazid) das einzige für die Therapie des RLS zugelassene Medikament. Dopaminerge Substanzen sind beim milden, mittelgradigen und schweren RLS Medikamente der ersten Wahl. Als therapeutische Option stehen so Winkelmann neben Dopaminagonisten, Opioide, Antikonvulsiva und Benzodiazepine als Medikamente der 2. und 3. Wahl zur Verfügung. Restex® zeigte sich in vielen Studien als gut wirksam und verträglich, auch in der Langzeitbehandlung. Die motorischen und sensorischen Beschwerden wurden rasch gelindert bzw. traten gar nicht mehr auf. Die Lebensqualität der Patienten konnte unter Therapie deutlich gebessert werden. Empfohlen wird, so Winkelmann, eine Dosierung von 100- 200 mg Levodopa und Benserazid Standard bzw. eine Kombination von 100-200 mg Standard mit 100-200 mg Levodopa und Benserazid Retard. Die Kombination von Levodopa und Benserazid wird sofort in der therapeutisch ausreichenden Dosis eingenommen. Die Wirksamkeit setzt innerhalb der ersten Stunde nach Einnahme ein. Tagsüber erfolgt die Einnahme bei Bedarf, bei Einschlafbeschwerden ca. eine Stunde vor dem Zubettgehen. Die Dauer der Wirkung lässt sich durch die Kombination von Restex® Standard mit Restex® Retard über die zweite Nachthälfte verlängern. DB

Fachpresseworkshop "Restex®,Restless Legs Syndrom im Fokus. Diagnose, Therapie und psycho-soziale Auswirkungen" am 07. Mai 2004 in Frankfurt/Main veranstaltet von der Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen

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