Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15(1): 13-19
DOI: 10.1055/s-2004-834584
Übersicht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Secondary Prevention of Back Pain Among Nurses: A Literature Review on Effectiveness of Interventions and Programs

Sekundärprävention von Rückenschmerzen bei Pflegekräften: Übersichtsartikel zur Effektivität von Interventionen und ProgrammenH.  Limm1 , T.  Wessels1 , B.  Rackwitz1 , J.  John1 , R.  Freumuth1 , K. von  Garnier1 , T.  Ewert1 , G.  Stucki1
  • 1Klinik und Poliklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München (Direktor: Prof. Dr. G. Stucki)
This research project is sponsored by the BMGS (Grant No. 124-43164-1/527)
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Publikationsverlauf

Eingegangen: 10. August 2004

Angenommen: 16. November 2004

Publikationsdatum:
09. Februar 2005 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Ziel dieses Übersichtsartikels ist die Darstellung des aktuellen Wissensstandes hinsichtlich der Effektivität von Präventionsprogrammen bei Pflegekräften mit Rückenschmerzen. In der Prävention von Rückenschmerzen ist die Vermeidung von Chronifizierung ein Hauptziel. Daher fokussiert dieser Artikel auf sekundär präventiven Maßnahmen. Methodik: Die Literaturidentifikation wurde in drei Schritten durchgeführt: Zunächst wurde in Medline, Embase und Psychinfo nach Reviewartikeln für den Zeitraum von 1997 - 2003 zu diesem Thema gesucht. Die Suchstrategie beinhaltete zunächst Reviews, die sich allgemein mit der Effektivität von Maßnahmen zur Prävention von Rückenbeschwerden und deren Chronifizierung beschäftigten. In einem zweiten und dritten Schritt wurden jene Reviews und randomisierte klinische Studien identifiziert, die sich speziell auf Präventionsprogramme gegen Rückenbeschwerden bei Pflegekräften konzentrierten. Ergebnisse: Zusammenfassend kann man feststellen, dass es einen Mangel an gesicherter Evidenz bezüglich der Effektivität von Präventionsmaßnahmen gegen Rückenbeschwerden gibt. Aussagen darüber, welche Interventionen für welche Art von Beschwerden und welche Zielgruppe geeignet sind, konnten nicht gefunden werden. Methodische Schwächen sowie eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze, Interventionen und Zielgruppen erklären diesen Wissensmangel, der im Gegensatz zu den Ressourcen steht, die für entsprechende Präventionsmaßnahmen, u. a. auch für die Risikogruppe der Pflegekräfte, bereitgestellt werden. Lediglich für Sport- und Trainingsprogramme kann bisher mit gut gesicherter wissenschaftlicher Evidenz behauptet werden, dass sie effektiv in der Verhaltensprävention von Rückenbeschwerden sind. Für multimodale Programme, die von Experten gefordert werden, fehlen bisher ausreichend qualitativ hochwertige Interventionsstudien. Schlussfolgerung: Es besteht ein Bedarf an methodisch hochwertigen Studien zur Evaluation präventiver Massnahmen gegen Rückenbeschwerden. Insbesondere zur Effektivität multimodaler Ansätze im Vergleich zu trainingstherapeutischen Interventionen fehlen bis heute die Ergebnisse randomisierter, klinischer Studien.

Abstract

Purpose: Aim of this article is to give an overview of the current literature on the effectiveness of prevention programs, especially for nurses with back pain. As the avoidance of chronicity is a major goal in the prevention of back pain, the article focuses on secondary prevention. Materials and method: This literature-overview was conducted in three phases. Firstly, three electronic databases were searched for reviews in the years 1997 - 2003: Medline, Embase and Psychinfo. Reviews were selected if they are reporting on interventions designed to prevent some form of back pain or interventions designed to prevent chronicity. Additionally we focused in a second phase on reviews which dealt exclusively with the situation of nurses. Finally, in a third phase, we searched in the databases for randomised controlled trials (RCT's) on the same topic. Results: In general, there is a lack of evidence concerning the effectiveness of preventive interventions against back pain and which type of preventive intervention is most effective for what type of back pain problem and target group. Methodological deficiencies, the diversity of approaches and contents and the heterogeneity of settings may explain these discouraging results. An astonishing gap between the amount of resources spent on prevention of back pain and the effectiveness of these efforts has to be acknowledged. This is true for hospital employees and nurses in particular. In summary, only exercise programs have shown positive preventive effects with a strong scientific evidence. Multidisciplinary approaches to prevent back pain are recommended by experts, but up until now only few studies with high methodological standards have examined this claim. Conclusion: Further high quality research is necessary, especially to investigate, whether multidisciplinary concepts are as effective as exercise programs in the prevention of back pain.