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DOI: 10.1055/s-2004-835302
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Stellenwert von Omega-3-Fettsäuren in der kardiovaskulären Prävention
Zum Beitrag aus DMW 38/2004Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
15. November 2004 (online)

Den Autoren der DMW Übersicht [1] sind bei der Beurteilung der GISSI-Prevenzione-Studie, insbesondere deren Endpunkt-Resultaten, Fehler unterlaufen, die zu schwerwiegenden therapeutischen Fehlschlüssen führen. Nimmt man die in Tab. [1] der Übersicht [1] offensichtlich korrekt angeführten Resultate der Studien-Endpunkte, so werden durch eine ca. 3,5 Jahre lange Verabreichung von Omega-3-Fettsäuren gegenüber Vitamin E folgende Krankheitsereignisse wie in Tab. [1] dargestellt verhindert. Diese gesicherten Zahlen der Ereignisreduktion zeigen, dass die in der Übersicht [1] für die kardiovaskuläre Mortalität beschriebene „signifikante Senkung von 30 % und für den plötzlichen Todesfall von 45 %“ irreführend und falsch sind. Tatsächlich betragen sie nach Tab. [1] nur 2,0 bzw. 1,6 %. Ebensowenig ist die in „kurzgefasst“ angeführte (durch Omega-3-Fettsäuren) „signifikante Senkung von ca. 25 % der kardiovaskulären Mortalität nach einem Herzinfarkt“ ersichtlich.
Der Nutzen einer aufwändigen 3,5 Jahre langen Therapie mit Omega-3-Fettsäuren ist außerordentlich gering. Er beträgt für die in den Endpunkten erfassten Krankheiten nur 0,2-2,3 %. Im Umkehrschluss sind Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit durchgemachtem Myokardinfarkt zu 97,7-99,8 % wie Vitamin E wirkungslos. Die NNT aller Endpunkte ist hoch und signalisiert keine Therapie-Effektivität. Allein für den wichtigen Endpunkt „kardiovaskuläre Mortalität“ müssen hochgerechnet 5000 Patienten 3,5 Jahre lang Omega-3-Fettsäuren einnehmen, damit nur 100 einen Schutz vor dieser Erkrankung erhalten. Die übrigen 4900 haben die Supplementation umsonst eingenommen.
Die durch die Autoren propagierte Indikation von Omega-3-Fettsäuren in der Sekundärprophylaxe nach einem Myokardinfarkt ist aus der minimalen Ereignisreduktion der GISSI-Prevenzione-Studie nicht erkennbar. Es klingt wenig glaubhaft, Patienten nach durchgemachtem Herzinfarkt eine Therapie mit Omega-3-Fettsäuren zu empfehlen.
Tab. 1 Berechnung der Ereignisreduktion und der „number needed to treat“ (NNT) nach den Zahlen der GISSI-Prevenzione-Studie. Ereignisreduktion (%) NNT Primärer Endpunkt 2,3 43 Gesamtmortalität 2,1 48 Kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Herzinfarkt oder Schlaganfall 2,2 45 Kardiovaskulärer Tod 2,0 50 Kardialer Tod 2,0 50 Plötzlicher Tod 1,6 62 Nicht-tödlicher Herzinfarkt 0,2 500