psychoneuro 2004; 30(11): 594
DOI: 10.1055/s-2004-837078
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8. Bad Homburger ZNS-Gespräche - Langzeitbehandlung schizophrener und bipolarer Patienten optimieren

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02 December 2004 (online)

 
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Die Notwendigkeit einer langfristigen neuroleptischen Rückfallschutztherapie in der Behandlung der Schizophrenie ist unbestritten. Dass die Studienlage für verschiedene Neuroleptika in Bezug auf Rückfall- und Rehospitalisierungsraten jedoch durchaus große Unterschiede ausweist, zeigte Prof. Eckart Rüther, Göttingen, bei den 8. Bad Homburger ZNS-Gesprächen anhand der Ergebnisse neuerer Langzeitstudien.

Dabei erweist sich Olanzapin beim Rückfallschutz sowohl gegenüber typischen als auch gegenüber einigen modernen Neuroleptika als überlegen. So betrug in einer prospektiven Studie mit 300 Patienten die Rückfallrate nach einem Jahr unter Olanzapin 19,7% versus 28% unter Haloperidol (p = 0,034) [1]. In zwei doppelblinden, randomisierten Halbjahresstudien gegen Quetiapin und Ziprasidon behielten jeweils signifikant mehr Patienten unter Olanzapin die ursprüngliche klinische Besserung über den gesamten Beobachtungszeitraum bei ([2], [3]). In einer plazebokontrollierten, randomisierten prospektiven doppelblinden Langzeitstudie blieben nach sechsmonatiger Behandlungsdauer unter Olanzapin 19 von 20 Patienten (94,5%) rückfallfrei (Plazebo 45%, p < 0,0001) [4].

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Funktionelle Besserung kognitiver Defizite

Die Besserung psychosebedingter kognitiver Defizite ist mitentscheidend für den Therapieerfolg im Langzeitverlauf der Schizophreniebehandlung. Erst die Wiedererlangung von Gedächtnis, Lernfähigkeit und Aufmerksamkeit ermöglicht dem Patienten, sich neu zu motivieren, Ziele zu setzen und innerhalb seiner Möglichkeiten wieder ein eigenständiges Leben zu führen.

Das Ergebnis einer dreimonatigen Studie mit ersterkrankten Schizophreniepatienten zeigt, dass Olanzapin die Kognition signifikant stärker verbessert als Haloperidol [5]. Dass kognitive Verbesserungen auch die Compliance und damit die Langzeitprognose positiv beeinflussen, machte Rüther an den 1-Jahres-Zwischenergebnissen der europäischen Anwendungsbeobachtung SOHO (Schizophrenia Outpatient Health Outcomes) deutlich. In dieser nicht interventionellen naturalistischen Untersuchung hatten 63% der 7.305 mit einer Monotherapie behandelten Patienten die initiale Medikation nach zwölf Monaten beibehalten. Die Therapiekonstanz war dabei unter Olanzapin mit 77% und Clozapin (79%) am höchsten.

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Gute Verträglichkeit sichert Compliance

Treten bei schizophrenen oder bipolaren Patienten unter der Neuroleptikatherapie Dystonien, Akathisien, belastende Gewichtszunahmen oder sexuelle Dysfunktionen und Libidostörungen auf, ist häufig die Compliance und damit der langfristige Therapieerfolg in Frage gestellt. In diesem Fall gilt es, so Rüther, zusammen mit dem Patienten die Therapie im Sinne einer Nutzen-Risiko-Abwägung zu optimieren, wobei die zuverlässige Wirksamkeit oberste Priorität behalten muss.

Bei allen schizophrenen und bipolaren Patienten sollten wegen der krankheitsbedingt erhöhten Inzidenz metabolischer Veränderungen regelmäßig Blutzucker- und Lipidwerte kontrolliert werden, um gegebenenfalls rasch intervenieren zu können. Vorbeugend empfehlen sich frühzeitige Ernährungsberatung, Bewegungstherapie, Sport und Gewichtskontrollen im Rahmen psychoedukativer Begleitmaßnahmen.

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Olanzapin - effektiver Schutz vor Manie und Depression

Lithium gilt als der Goldstandard in der Prävention manischer und depressiver Episoden. Allerdings sind hier die Therapieergebnisse nicht immer befriedigend, da aufgrund des engen therapeutischen Fensters vor allem Patienten mit einer klassischen Bipolar-I-Erkrankung von Lithium profitieren. Prof. Waldemar Greil, Kilchberg/Schweiz, stellte in Bad Homburg die Ergebnisse eines zwölfmonatigen Doppelblindvergleichs vor, in dem 395 Patienten mit manischen oder gemischten Episoden mit Olanzapin (n = 202) oder Lithium (n = 193) behandelt wurden [6]. Olanzapin verhinderte neue manische Episoden signifikant besser als Lithium (12,4% versus 27,5%, p < 0,01). In der Verhinderung neuer depressiver Episoden waren Olanzapin und Lithium gleich stark wirksam (14,4% versus 10,4%, p = 0,285).

Olanzapin ist zur Phasenprophylaxe - nach Ansprechen auf Olanzapin in der Manie - zugelassen und ist somit neben Lithium das einzige Medikament, das sowohl zur Akutbehandlung der manischen Kernsymptomatik als auch zur Langzeittherapie bipolarer Erkrankungen eingesetzt werden kann.

Quelle: 8. Bad Homburger ZNS-Gespräche: Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen, Bad Homburg, 4./5. September 2004

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Literatur

  • 6 Tran PV. et al.. British Journal of Psychiatry. 1998;  172 (6) 499-505
  • 7 Kane JM. et al.. Presented at: International Congress on Schizophrenia Research (ICSR), March 29 - April 2, Colorado Springs, CO. 2003
  • 8 Kinon BJ. et al.. Presented at: Society of Biological Psychiatry; May 15-17, San Francisco, CA. 2003
  • 9 Beasley, Jr. CM . et al.. Journal of Clinical Psychopharmacology . 2003;  23 (6) 582-594
  • 10 Keefe RSE. et al.. Presented at : International Congress on Schizophrenia Research (ICSR), March 29 - April 2, Colorado Springs, CO. 2003
  • 11 Tohen  . Marnereos. Greil. et al.. American Journal of Psychiatry (in press). 
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Literatur

  • 6 Tran PV. et al.. British Journal of Psychiatry. 1998;  172 (6) 499-505
  • 7 Kane JM. et al.. Presented at: International Congress on Schizophrenia Research (ICSR), March 29 - April 2, Colorado Springs, CO. 2003
  • 8 Kinon BJ. et al.. Presented at: Society of Biological Psychiatry; May 15-17, San Francisco, CA. 2003
  • 9 Beasley, Jr. CM . et al.. Journal of Clinical Psychopharmacology . 2003;  23 (6) 582-594
  • 10 Keefe RSE. et al.. Presented at : International Congress on Schizophrenia Research (ICSR), March 29 - April 2, Colorado Springs, CO. 2003
  • 11 Tohen  . Marnereos. Greil. et al.. American Journal of Psychiatry (in press).