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DOI: 10.1055/s-2004-837091
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Mukoviszidose - Gendefekt stört auch Fettsäuresynthese
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
14. Dezember 2004 (online)
Ursache der Mukoviszidose ist ein Gendefekt. Das Fehlen des "cystic fibrosis transmembrane conductance regulator gene" (CFTR) führt wahrscheinlich auch zu einer Störung der intrazellulären Fettsäuresynthese. Im Tierversuch konnte dies bereits belegt werden. Der Nachweis gelingt allerdings nur bei Biopsien. Die Blutwerte reflektieren diese Störung zu ungenau.
Bei 38 Patienten mit gesicherter Mukoviszidose wurden Schleimhautproben entnommen und deren Gehalt an Fettsäuren untersucht (N Engl J Med 2004: 350; 560-569). Bei 31 dieser Patienten bestand auch die krankheitstypische Pankreasinsuffizienz. Um Vergleichswerte zu gewinnen, untersuchten die Autoren auch Angehörige der Betroffenen, bei denen CFTR heterozygot vorlag. Zudem wurden Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen (z.B. Asthma), entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn) und klinisch Gesunde untersucht. Die entscheidende Frage war, ob die im Tierexperiment gefundenen intrazellulären Störungen der Fettsäuren auch beim Menschen auftreten.
Der Tierbefund konnte auch bei Menschen bestätigt werden. Hauptsächlich war das Nasenepithel betroffen. Bei den Patienten mit Pankreasbefund war die Störung besonders ausgeprägt. Hier war das Verhältnis Arachidonsäure/Docosahexaensäure mit bis zu 13 stark erhöht. Im Vergleich dazu hatten die Fibrosepatienten ohne Pankreasbeteiligung ein Verhältnis von 11. Patienten mit chronischen Entzündungen zeigten eine Relation von 6. Bei den heterozygoten Verwandten der Mukoviszidosepatienten lag das typische Verhältnis unter 6. Gesunde Probanden stellten mit einer Verhältniszahl von 3 den Normalwert dar. Auffallend war, dass bei den Mukoviszidosefällen im Biopsat die Arachidonsäure erhöht, Docosahexaensäure und Linolsäure dagegen reduziert waren.
Patienten mit Mukoviszidose haben eine genetisch determinierte Fettstoffwechselstörung. Deren Ausprägung ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Zum Nachweis ist allerdings eine Schleimhautbiopsie notwendig, so die Autoren.
Dr. Horst Gross, Berlin
#Kommentar zur Studie
Für B. Strandvik belegt die Studie klar die wichtige Rolle des Gendefekts auch für die Störung der Fettsäurensynthese (N Engl J Med 350; 2004: 605-606). Leider wird eine Gentherapie dadurch erschwert, dass bis zu 1200 Mutationen des CFTR-Gens bekannt sind. Die in der Studie aufgezeigten Veränderungen der Fettsäuren könnten ein Instrument zur Diagnosesicherung und zum Monitoring der Krankheit werden.
HG