ZFA (Stuttgart) 2005; 81(9): 405-408
DOI: 10.1055/s-2005-836308
Ausbildung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ausstattung und Lehre im Fach Allgemeinmedizin an Deutschen Hochschulen

Equipment and Education in the subject of General Practice at Universities of GermanyE. Baum1
  • 1Abteilung Allgemeinmedizin, Präventive und rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg
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Publication Date:
12 September 2005 (online)

Internationale Analysen zeigen, dass eine kontinuierliche und gute Anbindung an die Hausarztpraxis erheblich die Kosteneffektivität des Gesundheitssystems verbessert [1] [2] [3].

Aus diesem Grunde ist es politisch erwünscht, die Allgemeinmedizin in unserem Land zu fördern. Teil dieser Strategie ist auch ein erhöhter Ausbildungsanteil durch dieses Fach an den Universitäten. Dies ist nicht nur kosteneffektiv, sondern fördert auch die Berufswahl für diesen Bereich [4] [5]. Somit wurde in der neuen Approbationsordnung ein obligates Blockpraktikum Allgemeinmedizin eingeführt und das 3. Tertial des PJ sollte präferenziell in der Allgemeinarztpraxis absolviert werden. Außerdem soll der Unterricht verstärkt an den häufigen Krankheitsbildern und integrierend ausgerichtet werden - also genau hausärztlichen Kernbereichen, die an der Universität erheblich unterrepräsentiert bis nicht vorhanden sind.

Wie sehen aber hierfür die derzeitigen Strukturen an den Deutschen Universitäten aus?

Eine Umfrage im Frühjahr 2004 und update im darauf folgenden Herbst sowie punktuell August 2005 ergab folgendes Bild (Tab. [1] [2] [3]),

Tab. 1 Personelle Ausstattung der Allgemeinmedizin an medizinischen Fachbereichen/Fakultäten in Deutschland Standort Abteilung C4 C3 C1 BAT I BAT II SekretärIn/Studynurse Hon-Prof. Lehraufträge bezahlt unbez. ges. Freiburg Lehrber. Ÿ + Œ 1 1 5 130 Heidelberg Sektion 1 1 0,5 1,5 1 10 2 172 Mannheim Lehrber. 1 1 7 Tübingen Lehrber. 1 0,6 1 3 189 Ulm Abteilung 0,5 1 1,5 1 159 159 Erlangen Lehrauft. 5 5 München LMU Lehrauft. 0,5 1 4 108 112 München TU Lehrauftr. 1 6 0 35 Regensburg Projekt 3 23 Würzburg Lehrauftr. œ 1/5 3 33 Berlin Ben.Fr. Abteilung 1 1 2 45 45 Berlin Charité Institut 2 × 0,5 5 × 0,5 1,25 185 185 Hamburg Institut 2 1 2 1,5 74 0 74 Frankfurt Institut 1 1 1 1 × IV a 1,5 22 9 31 Gießen Professur Ÿ 0,5 15 16 Marburg Abteilung 2 × 0,5 1 3 × 0,5 33 1 34 Greifswald Sektion 1 3 43 Rostock Lehrber. 0,5 Gel: Innere 2 16 Göttingen Abteilung 1 2 1 1 14 131 Hannover Abteilung 1 1 1 3 2 12 177 Aachen Lehrber. 1 äq. 3 2 × 0,5 1 7 55 Bochum Abteilung 1 1 1 29 191 Bonn Lehrauft. Gel. 7 47 Düsseldorf Abteilung 1 2 1 1 19 89 Essen Lehrgebiet 2 × 0,5 0,5 0,5 2 6 4 85 Witten-Herd. Lehrber. 2 × 0,5 0,5 6 126 Köln Sektion 2 × 0,5 0,5 3 40 155 Münster Lehrauft. 3 × 1 3 1 1 64 Mainz Abteilung 1 (Rot) 0,75 3 8 6 14 Homburg-Saar Lehrauftr. 6   56 Dresden Lehrauftr. Ÿ 46 47 Leipzig Abteilung 0,5 2 1 Halle-Wittenb. Abteilung 0,5 1 0,5 52 52 Magdeburg Institut mit HAL zusammen 2 × 0,5 0,5 1,5 0,5 12 20 39 Kiel Abteilung 1: vakant 1 1,5 7 4 20 Lübeck Lehrauftr. 6 Std/Wo 1 3 42 Jena keine Ausschreibung Ausschreibung 4 34 Erläuterung: Reihenfolge nach Bundesländern - alphabetisch. Unter den Lehraufträgen werden auch die Honorarprofessuren mitgezählt, sind also nicht additiv zu verstehen. Lehrpraxen nicht gesondert genannt, aber bei Gesamtzahl Lehraufträge enthalten. Genauer benannte Stellen der Rubrik Besonderheiten nicht in Tab. 1 enthalten - außer bei Verweis s. o. Angabe zu Sachmitteln schließt Investitionsmittel ein, teilweise auch Mittel für Schulungen. Abkürzungen: ComMed: Community medicine. BP: Blockpraktikum POL: problemorientiertes Lernen VK: Vorklinik SP: assoziierter Schwerpunkt in einem Zentrum NHV: Naturheilverfahren aq: äquivalent ÄGf: ärztl. Gesprächsführung

Tab. 2 Finanzielle und sächliche Ausstattung der Allgemeinmedizin an Fakultäten in Deutschland Standort eigene Räume Sachetat €/J HonorarLehraufträge HonorarLehrpraxen Besonderheiten Freiburg 4 7 286,- Ges 15 000 €/Jahr 25 €/d Budgethoheit (ges. 247 000 €), 10 Std wiss. Hilfskräfte, 0,5 Stelle + 400 000 € Drittm. Heidelberg 15 ab Mai 5 000 + 150 000 Invest. insgesamt 95 000,-/Jahr 40 €/d Klin.25 €/d VK 1 apl-Professur, Drittmittel 2,4 Mio € seit 2002, 4 Drittmittelstellen Mannheim 0 0 3 700,- €/Jahr 25 €/d + genehmigt 1 Rotationsassistent Tübingen 3 59 000,- 30 €/Std, alle zus. 90 000 €/J 25 €/d 2 000 €/PJ-Tertial, 8 000 € DrittmittelLehrpraxen haben Lehraufträge Ulm 7 9 000,- ca. 200 €/Sem 25 €/d + 0,5 BAT II a Drittmittelstelle. 2 000 € pro PJ-Tertial Erlangen 0 0 22 €/Std 30 €/Tag Wahlfach Allgemeinmedizin: 2 SWS München LMU 1 1 000,-  1 152,-/J nichts München TU 0 3 000,-  4 400,-/J 25 €/d ab WS 2005: 8 000 €/Jahr Sachetat Regensburg 0   0 32/h, 1 024/J jetzt 40/d BP 20 €/d, PJ 500 €/Tertial Würzburg 0 entspr œ BAT II a 3 × 2 SWS 50 €/Std 25 €/Tag200 €/Stud. Berlin Ben.Fr. 13 10 000,- ges. 18 000/J ? Universitätspraxis, Einnahmen an Uni Berlin Charité 10 14 800,- Regelst. = 102,3 €/Stud. Reformst. = 150 €/Stud./Semester Forschunsförd. 12 600 €/J.Drittmittelstellen: 2 × 0,5 BAT IIHonorarstellen: 3 × 0,5 BAT IIWiss. Hilfskräfte: 80 h/WoDrittmitteleinwerbung: 1,7 Mio € Hamburg 15 10 000,- 65 €/Tag zusätzlich zur obigen Ausstattung: 1 St Kompensation für Studiendekanat durch Inst-Leiter, 2,5 Drittmittelstellen, ca. 2 Mio € Einwerbung, 6 stud. Hilfskräfte Frankfurt 21 + 5 option. 50 000,- + 10 000 € + Investition Lehrauftr. 49 000 €, Lehrärzte 42 500 € 25 €/Tag Gesamtetat: ca. 700 000 € (inkl. leistungsbezogene Zusatzausstattung und interne Verrechnungskosten)aktuell verfügbare Drittmittel: 1,2 Mill. € (Stand 2004), insgesamt ca. 15 Mitarb. Gießen 3 5 530,- 28,5 €/Std. ? Marburg 13 29 020,- 18 694,-/J36,69 €/Std+ Fahrtkosten 25 €/d + Sachkosten Vergütung BP noch unklar, + 3 (ab 2005: 4) Rotationsassistenten im Klinikum, Drittmittelprojekte1-Stelle, ab 11/04: + 3 wiss. und 3 nichtwissensch. Stellen Greifswald 3 6 000,- 15 €/h, 80 €/d gepl. 80 €/d Angliederung an Inst. f. Community Med. Rostock 1 2 000,- 21,40 €/Std 42,8 €/d gesamt 6 741 €/Jahr Göttingen 19 28 700,- 30 €/Std 25,56 €/d 2 zugesagte Stellen durch Fakultät, 10,5 Drittmittelstellen, 3,6 Mio € Drittmitteleinwerbungen Hannover 13 25 000,- 21 €/Std 42 €/d + 1 Drittmittelstelle, C4-Berufung läuft, ca. 4 Mio € Drittmittel Aachen 2 8 000,- 28,5 €/Std 25 €/Tag davon 2,5 Rotationsass., 4 Std/Wo wiss. Hilfskraft Bochum 7 vertraulich 62 €/Std 550 €/Hosp. + œ wiss Hilfskr., Drittmittel œ BAT, 1 Hilfskraft, weitere frühere Einwerb. > 100 000 € Bonn 8 m² 5 000,- 32 €/h 25 €/Tag gesamt ca. 25 000 €/Jahr für Lehrpraxen 15 Std/Woche wiss. Hilfskraft Düsseldorf 12 15 000,- je 2 SWS × 18 €/h 25 €/Tag 4 × 0,5 Drittmittelstellen, 25 h/Wo wiss. Hilfskräfte. 3 000 € pro PJ-Tertial Essen 2 2 SWS bez. 25 €/Tag 0,5 BAT II zugesagt Witten-Herd. ? ? 4 Std 20 €/Tag 12 Std/Wo wiss. Hilfskr, evtl. Lehrstuhl gepl. Köln 0 4 000,- 30 €/h, 600 €/J 25 €/Tag Befristung 5 Jahre, 200 €/PJ-Tertial Münster 2 2 500,- 32 €/h 25 €/Tag + Stud. Hilfskraft Mainz 6 17 000,- 2 × 28 h × 53 €/h 25 €/Tag Zugesagt: 1,5 Sekr., 20 h/Wo wiss: Hilfskr, 12 bez Lehrauftr., 50 Lehrpraxen à 50 €/Tag, 43 000 € Drittmittel in 10 J Homburg/S. 0 0 160 €/Jahr 0 Dresden 2 50 €/Tag Rotationsstelle und Etat gehen ausschließlich an Med. Klinik III Leipzig 6 16 300,- 50 €/Tag + 19 Std/Wo wiss. Hilfskraft. Drittmittel Kompetenznetz Demenz. Karriereweg AM Halle-Wittenberg 0 noch offen 50 €/Tag + KV-Zahlung: 20 € C4 mit Magdeburg (je œ) ausgeschrieben (Stiftungsvertrag), 1 BAT I b/II und 0,5 Sekretariat geplant. Ein Institut zusammen (MD + HAL), Geschäftsführung in MD; 4 Räume Magdeburg 2 integriert Normalsatz 2 Std/Tag s. o. + 1 × BAT I b/II, 0,5 Sekr. gepl., weitere Stellen entspr. Berufungsverhandlungen s. o. Kiel 10 42 800,- 10 010 €/Jahr 25 €/Tag C3-Professur auf Lebenszeit (Verfahren zur Neubesetzung läuft) Lübeck 6 m² 3 000,- 26 €/h 25 €/Tag 9 000 €/Jahr eingeworbene Drittmittel Jena 1 0 ges. 28 Std 25 €/Tag Sponsor C3/C4 gesucht

Tab. 3 Besonderheiten der Lehre durch Allgemeinmedizin an Fakultäten in Deutschland Standort Besonderheiten Freiburg Preis für Pilot-Blockprakt. Lehr-Austausch mit med. Psychologie Heidelberg Praxishospitationsprogramm, Anatomie am Lebenden Mannheim Tübingen BP bestens evaluiert, hoher Aufwand, klin. Pharmakologie 1 Std. extern Ulm Erlangen Unterrichtsevaluation München LMU integrativer Ambu-Kurs München TU 6-7 POL-Gruppen weiterhin Regensburg Lehreval., Supervision Lehrpraxen Würzburg Wahlfach Vorkl., Chirotherapie, allg. ärztl. Untersuchung, funktionelle Verbände, Praxisführung. regelm. Evaluation, Qualitätsz. Lehrpraxen Berlin Ben. Fr. Berlin Charité Reformstg.: ab 2. vkl. Sem. 1 Praxistag/Wo., POL-Gruppen, Interaktion 2 SWS Regelstg.: 1. kl. Sem. je 3 Std ÄGf und UaK f. 44 Kleingruppen; 5. kl. Sem. 10 Std ÄGf + 1 Woche BP Hamburg 2 POL-Gruppen interdisz, 4 Std/Sem fachübergreifend, Koord. NHV, QB Gesundheitssystem. Berufsfelderkundung, Fortbildungsreihe + Eval., Lehre für FB Chemie Frankfurt Qualitätszirkel der Lehrbeauftragten diverse neue Unterrichtsangebote in Vorbereitung Gießen Marburg 2 SWS Krankheitslehre für Pharmazeuten, Kurs Berufsfelderkundung, Beteiligung Querschnitts- und Wahlfächer Greifswald Leitung Q10 Prävention, 3 aus 18 Seminare sind zu wählen Rostock Evaluation, Klausur, Fortbildung Göttingen 10 PJ-Plätze geplant. Unterricht med. Basisfertigkeiten mit Psychosomatik Hannover Wahlfach-Vorklinik Aachen 2 ×/Wo 80 Patenpraxen im Modellstud. Bochum  Beauftragter für Reformstudiengang mit POL, nach jed. Sem. Hospitation mit Aufgaben, Didaktikschulungen Bonn Davon 36 SWS BP alte AO Düsseldorf Querschnittsfachunterricht unklar5 PJ-Plätze mit Begleitseminar Essen 25 PJ-Plätze. regelmäßig Didaktik-Seminare und Evaluation Witten-Herd. Reformstudiengang Köln Reformst. Mit Verlaufs-Doku, Didaktik-Seminar 2 ×/Sem, Evaluation Münster Neu: 1 Wo BP und 5 × 2 × 1/2 Tg Mainz Evaluation, Didaktikseminare, beratende Stimme im Fachbereich Homburg-Saar Lehrbereich angegl. an Stud-Dekan Dresden Dipol-Projekt läuft weiter. Für PJ alle Lehrpraxen einsetzbar Leipzig 5-10 PJ-Plätze, POL-Kurs, Wahlfach Allgemeinmed., 2 SWS Homöopathie Halle-Witt. Teilnahme Q7, Q10, Q12; Seminare Blockpraktikum mit Lehrärzten gemeinsam; Wahlfach Allgemeinmedizin und Homöopathie je 1 SWS Magdeburg Koord. über Sozialmed., Leitung/Koordination Q7 (Altern); Teilnahme Q12, Wahlfach 4 SWS, weiteres s. o. Kiel div. Electives + Fortbildungsveranst. Lübeck + 1 SWS nicht curr., 5 PJ-Plätze neu Jena Ausschreibung Professur läuft

Literatur

  • 1 Cram P, Ettinger W HJ. Generalists or specialists - who does it better?.  Physician Exec. 1998;  24 40-45
  • 2 Starfield B, Shi L. The medical home, access to care, and insurance: a review of evidence.  Pediatrics. 2004;  113 1493-1498
  • 3 Haggerty J L, Reid R J, Freeman G K, Starfield B H, Adair C E, McKendry R. Continuity of care: a multidisciplinary review.  BMJ. 2003;  327 1219-1221
  • 4 Mathers N, Caster Y, Marshal on behalf of the OK Heads of the Academic Departments of General Practicel M. New Century, New Challenges.  Family Practice. 2003;  20 360-361
  • 5 Bland C J, Meurer L N, Maldonado G. Determinants of primary care specialty choice: a non-statistical meta-analysis of the literature.  Acad Med. 1995;  70 620-641

Prof. Dr. med. E. Baum

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