Der Nuklearmediziner 2005; 28(1): 1-4
DOI: 10.1055/s-2005-836385
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kompetenz, Kollegialität, Konkurrenz, Kommerz - wo bleibt der Arzt?

Competence, Collegiality, Competition, Commerce - How Does the Doctor fit in?J. Mahlstedt1
  • 1Gemeinschaftspraxis Radiologie/Nuklearmedizin, Essen, Germany
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Publication Date:
17 March 2005 (online)

Die vorliegenden Arbeiten zu „Labor, Radiochemie und (Radio-) Immunologie” berühren ein Gebiet der Medizin, das in hohem Maß durch Fortschritt auf dem Boden von erweitertem Verständnis, neuen Technologien und Innovationswillen der Gesellschaft geprägt ist.

Die TSH-Bestimmung in der Schilddrüsendiagnostik stellt sich bei der genaueren Analyse der Methodik durch K. Zöphel bei weitem nicht so stabil dar, wie man es von einem Parameter meinen möchte, der im EBM derzeit wie auch in Zukunft im Labor-Kapitel OI zu finden ist. Allein schon dadurch wird man Überlegungen hinsichtlich eines einheitlichen, allgemein gültigen TSH-Normalbereiches durch überregionale oder metaanalytische Untersuchungen mit größter Zurückhaltung begegnen müssen.

Die TSH-Rezeptor-Antikörper(TRAK)-Bestimmung hingegen strebt offensichtlich einem methodischen Endstadium zu, das durch den „Altmeister” E. Scheiffele präzise und kompakt vorgestellt wird.

Bei der Kalzitonin-Bestimmung im Serum betont R. Görges die Notwendigkeit der Verwendung eines immunometrischen Two-site-Assays zur weitgehend selektiven Erfassung der monomeren Kalzitoninform, wenn bei der C-Zell-Karzinom-Diagnostik größtmögliche Spezifität erreicht werden soll.

Die Vergleichbarkeit der verschiedenen Assays ist bei der Serum-Thyreoglobulinmessung eingeschränkt vor allem durch fehlende universelle Standardisierung, aber auch durch Highdose-Hook-Effekt und Tg-Antikörper. J. Rendl attestiert den modernen hochsensitiven Sandwich-Assays in unterschiedlicher Signaldetektion (Radioaktivität, Enzym, Fluoreszenz, Chemilumineszenz) eine funktionelle Sensitivität unter 1,0 ng/ml.

Die ewig andauernde Frage, wer denn nun legitimiert sein soll für die Durchführung und damit auch Abrechnung dieser methodisch offensichtlich nicht ganz einfach beurteilbaren Schilddrüsenparameter, beleuchtet B. Wiegel aus der Sicht der Labormedizin mit dem eindeutigen Bekenntnis zu Kompetenz und Nachhaltigkeit unter der Prämisse: „Wer Labor machen will, der muss auch im Labor gewesen sein!” Man kann diesem Statement nur nachhaltige Beachtung durch die Gremien wünschen, die für die sinnvolle Verteilung der Versorgungsaufgaben verantwortlich sind.

Die für die Zukunft der Nuklearmedizin so wichtige Rolle der Positronenemissionstomographie (PET) mit der Entwicklung neuer Tracer wird von H.-J. Machulla dargestellt mit der zu erwartenden Verfügbarkeit von 18F-Cholin zur Prostatakarzinomdiagnostik sowie weiteren Markern zur Proliferations- und Hypoxiediagnostik. Die radiochemischen und pharmazeutischen Arbeiten dazu sind soweit abgeschlossen, dass eine Routineproduktion möglich sein wird.

M. Friebe stellt in seiner Arbeit die Radiopeptide als synthetische Moleküle vor, die wegen ihrer exzellenten Zielerkennung sowie der einfach durchzuführenden Radiomarkierung für die Patientenselektion (Diagnose) und die interne Bestrahlung (Therapie) besonders geeignet sind, insbesondere radiohalogen- wie auch radiometallmarkierte Peptide. Daneben dient auch die zielgerichtete Detektion der Blutgefäßneubildung der diagnostischen Bildgebung und unterstreicht damit das Potenzial von Radiopeptiden zur Tumordetektion und zum Staging.

Unsere Erwartungen auf den Einsatz von Alpha-Strahlern zur Therapie werden durch die Arbeit von G. J. Meyer dahingehend relativiert, als dass trotz einiger Anstrengungen und zahlreicher Arbeiten klinische dokumentierbare Effektivität noch nicht nachweisbar ist. Hauptgrund scheint die schlechte technische Verfügbarkeit der theoretisch gut geeigneten Tracer zu sein.

Den weit gefächerten Blick in die Zukunft der Grundlagenforschung vermittelt uns U. Haberkorn mit zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten für Diagnostik und Therapie mit Radioisotopen.

Mitten im Strom des Fortschrittes wähnen wir uns als gesuchte und geschätzte Partner im weiten Kreis derer, die sich um immer bessere Versorgung kranker Mitmenschen bemühen und darin ihre Lebensaufgabe und -erfüllung sehen.

Prof. Dr. Jörg Mahlstedt

Gemeinschaftspraxis Radiologie/Nuklearmedizin

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