Geburtshilfe Frauenheilkd 2005; 65(3): 247-248
DOI: 10.1055/s-2005-837577
Editorial

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

St. Gallen 2005

St. Gallen 2005N. Maass1 , W. Jonat1 , H. Maass1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel
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Publication Date:
24 March 2005 (online)

Die 9. internationale Konferenz zur „Primary Therapy of Early Breast Cancer“ lockte dieses Jahr erstmals bereits im Januar fast 4000 Teilnehmer aus der ganzen Welt nach St. Gallen. Vergleichbar mit anderen internationalen Kongressen zu dem Thema Brustkrebs genießt auch die St.-Gallen-Konferenz zunehmende Beliebtheit, was sich in stetig steigenden Teilnehmerzahlen widerspiegelt. Der inzwischen zweijährige Rhythmus sowie die Einbeziehung der operativen Therapie und Radiotherapie (seit 2003) haben dem Treffen zu weiterem Interesse verholfen. Aufgrund einer großen Schweizer Viehmesse in denselben Tagungsräumen im März d. J. und einer damit verbundenen Geruchsbelästigung der folgenden Wochen wurde der diesjährige Brustkrebskongress bereits auf den Januar vorgezogen. Dieses hatte erstmals seit Jahren ein zum Titelbild passendes, schneereiches Ambiente zur Folge.

Traditionell treffen sich Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen aus verschiedenen Ländern, um den aktuellen Wissensstand zur Therapie des Mammakarzinoms zu diskutieren und am Ende des viertägigen Kongresses gemeinsame Therapieempfehlungen zu verabschieden. Das internationale Expertengremium versucht neben aktuellsten Studienergebnissen auch praktische und ökonomische Gegebenheiten zu berücksichtigen. Der daraus entstehende „Minimalkonsens“ soll nicht als konkretes „Kochrezept“ zur Therapie des Mammakarzinoms verstanden werden. Wie Prof. H. J. Senn betonte, ist der Konsens:

far from being perfect, will not satisfy all, will not solve all issues of controversy, will help many patients and physicians to discuss available evidence and opinions for reasonable, balanced therapeutic decisions.

Dieser Einschätzung konnten sich die zahlreichen deutschen Teilnehmer, die mit über 400 Besuchern die größte Gruppe darstellten, uneingeschränkt anschließen. Der „St.-Gallen-Konsensus“ muss letztendlich für die deutschen Gegebenheiten angemessen angepasst werden. Als ärgerlich wurde von vielen Zuhörern die z. T. unscharfen und tendenziös belegten und z. T. widersprüchlichen Fragestellungen empfunden. Man hätte erwarten können, dass das Konsensus-Panel sich vorab auf die zu diskutierenden Fragen geeinigt hätte.

Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses wurden insbesondere die Bedeutung veränderter prädiktiver bzw. prognostischer Parameter zur Therapieentscheidung, aber auch die Frage der systemischen endokrinen Therapie bzw. Chemotherapie mit Spannung erwartet. Wenngleich die abschließende Veröffentlichung im Journal of Clinical Oncology im Laufe dieses Jahres abgewartet werden muss, lässt sich feststellen, dass die Aromatasehemmer in der endokrinen Therapie des postmenopausalen Mammakarzinoms ihre Position gefestigt haben. 79 % der Experten sehen sie als festen Bestandteil der adjuvanten Therapie hormonempfindlicher Mammakarzinome nach den Wechseljahren.

Tamoxifen ist trotz des Vormarsches der Aromatasehemmer noch längst nicht „out“, im Gegenteil: seine Bedeutung, insbesondere in der Therapie des hormonempfindlichen prämenopausalen Mammakarzinoms gilt als Standard. Auch die Taxane, welche noch vor 2 Jahren nach intensiver Diskussion nicht in die Therapieempfehlungen aufgenommen wurden, gewinnen für ein nodal positives Hochrisikokollektiv erstmals an Bedeutung für die adjuvante Therapie des Mammakarzinoms. 45 % der Experten sehen für das entsprechende Subkollektiv an Patientinnen eine obligate Therapieoption.

Weitere erste Ergebnisse des Konsensus-Meetings werden im Rahmen dieser Ausgabe diskutiert. Dabei sei darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse bislang in keiner Weise veröffentlicht wurden und Veränderungen bis zur Publikation möglich sind.

N. Maass, W. Jonat, H. Maass

N. Maass

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

Michaelisstraße 16

24105 Kiel

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