psychoneuro 2004; 30(12): 645
DOI: 10.1055/s-2005-861689
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Monotherapie bei Epilepsie-Patienten - Topiramat - niedrig dosiert ist hoch im Kurs

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Januar 2005 (online)

 
Inhaltsübersicht

Eine Monotherapie mit Topiramat (TOPAMAX®) ist bereits in niedriger Dosis hoch wirksam. Unabhängig von der Anfallsart und dem Epilepsiesyndrom lässt sich die überwiegende Mehrheit aller Patienten bereits mit einer Dosis von 100 mg/Tag Topiramat erfolgreich behandeln. Dies zeigen die Ergebnisse einer prospektiven, deutschen, multizentrischen Phase-IV-Studie.

Ziel der offenen Studie war es, die Wirksamkeit und Verträglichkeit flexibler Dosen einer Topiramat-Monotherapie unter den Bedingungen der täglichen Praxis zu prüfen. Das Antiepileptikum wurde deshalb unabhängig von der Anfallsart bzw. dem Epilepsiesyndrom eingesetzt. Die meisten der 213 Studienteilnehmer im Alter von 18 bis 88 Jahren litten an einer fokalen oder einer generalisierten Epilepsie (50,5% bzw. 40,5%). Die Epilepsie war erst kürzlich diagnostiziert worden; sämtliche Patienten waren unbehandelt oder höchstens mit einem Antiepileptikum vorbehandelt.

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100 mg/Tag Topiramat als initiale Zieldosis bestätigt

Die Ergebnisse bestätigen erneut, dass Topiramat bereits in niedriger Dosis hoch wirksam ist. Bei acht von zehn Patienten (78,4%) wurde bereits mit 100 mg/Tag Topiramat oder noch weniger eine zufrieden stellende Anfallskontrolle erreicht. Durchschnittlich lag die Topiramatdosis nach siebenmonatiger Studiendauer bei 117 mg/Tag. Mehr als die Hälfte der Patienten (57,9%) wurde unter dieser niedrig dosierten Topiramat-Monotherapie anfallsfrei. Drei Viertel aller Patienten (76,8%) zählten zu den Respondern, das heißt die Zahl der Anfälle wurden um mindestens die Hälfte reduziert.

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Sehr gute Verträglichkeit in niedriger Dosis

Die niedrig dosierte Topiramat-Monotherapie erwies sich als sehr gut verträglich. Zu den hauptsächlichen Nebenwirkungen zählten Parästhesien (15,3%), Müdigkeit (8,3%) und Schwindel (5,8%). Im Rahmen der Studie ging der zu Beginn leicht erhöhte Body-Mass-Index durchschnittlich von 26,2 auf 25,2 zurück, die Patienten verloren im Mittel 2,7 kg an Gewicht (p < 0,001).

Nahezu alle Ärzte bewerteten sowohl die Wirksamkeit (78,6%) als auch die Verträglichkeit (79,3%) von Topiramat als "sehr gut" bzw. "gut". In Einklang damit steht die hohe Zufriedenheit der Patienten: Mehr als drei Viertel aller Patienten (77,5%) setzten die Behandlung mit Topiramat fort.

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Bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten genügt eine Dosis von 100 mg/Tag Topiramat oder weniger, um eine gute Anfallskontrolle zu erzielen.

Kosteneffektive Behandlungsoption mit Topiramat: Ergebnisse einer Modellrechnung

Bei Patienten mit neu diagnostizierter fokaler oder generalisierter Epilepsie konnte die Einstellung auf Topiramat eine hohe Wirksamkeit zeigen bei gleichzeitig ökonomischer Behandlung. Das ergab eine Analyse der Kosten-Effektivität mehrerer Antiepileptika anhand eines Markov-Modells, die beim 8th Congress of the European Federation of Neurological Societies (EFNS) in Paris vorgestellt wurde.

In die Analyse, die im Rahmen einer Postersession präsentiert wurde, gingen die Daten aus klinischen Studien, ökonomischen Analysen, Anwendungsbeobachtungen und die epilepsie-bedingten Mortalitätsdaten ein. Das Modell simuliert eine Studie mit 1000 Patienten über einen Zeitraum von 15 Jahren und rechnet die erwarteten Behandlungsergebnisse sowie die Kosten hoch. Dabei wird Topiramat mit anderen Antiepileptika verglichen, mit Carbamazepin und Lamotrigin bei fokaler Epilepsie und mit Valproat und Lamotrigin bei generalisierter Epilepsie.

Vor allem Anfallsfreiheit erwies sich in der Analyse als zentraler Parameter sowohl im Hinblick auf die Kosten aber auch im Hinblick auf die Lebensqualität und die Mortalität der Patienten. Bei den fokalen Epilepsien war eine First- und Second-Line-Monotherapie mit Topiramat oder Carbamazepin anderen Therapieoptionen überlegen sowohl in der Wirksamkeit wie auch bei den Kosten. Bei der generalisierten Epilepsie ergab sich eine Monotherapie mit Valproat, gefolgt von einer Second-Line-Therapie mit Topiramat als kosteneffektivste Therapieform.

Das Fazit: Topiramat ist eine kosteneffektive Behandlungsoption bei neu diagnostizierter Epilepsie mit fokalen wie auch generalisierten Anfällen.

Eine möglichst lange Anfallsfreiheit ist auch prognostisch von entscheidender Bedeutung, wie Berechnungen anhand einer hypothetischen Patienten-Kohorte zeigen, die ebenfalls in Paris präsentiert wurden. Danach ist die Lebenserwartung der Epilepsie-Patienten eng mit der Anfallsfrequenz assoziiert.

Quelle: Schreiner A. Monotherapie mit Topiramat - Ergebnisse einer prospektiven deutschen Multizenterstudie. Poster im Rahmen der 44. Jahrestagung der Dt. Sektion der Int. Liga gegen Epilepsie, Freiburg, 20.-22. Mai 2004.

 
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Bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten genügt eine Dosis von 100 mg/Tag Topiramat oder weniger, um eine gute Anfallskontrolle zu erzielen.