psychoneuro 2004; 30(12): 646
DOI: 10.1055/s-2005-861690
Blickpunkt

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Quetiapin - Aktuelle Studienergebnisse

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Publikationsdatum:
14. Januar 2005 (online)

 
Inhaltsübersicht

Bisher wurde angenommen, dass extrapyramidale Störungen unter Antipsychotika dann auftreten, wenn mehr als 80% der striatalen D2-artigen Dopaminrezeptoren besetzt sind, so dass nur ein enges therapeutisches Fenster zwischen 50 bis 80% Besetzung der striatalen Rezeptoren zur Verfügung steht. Wie PD Dr. Gerhard Gründer auf einem Satellitensymposium im Rahmen des DGPPN-Kongresses erklärte, werden nach den Ergebnissen von PET-Untersuchungen unter Clozapin und Quetiapin im Gegensatz zu den anderen Antipsychotika selbst bei sehr hohen Dosierungen keine Besetzung im Striatum über 70% und daher auch keine EPS beobachtet. Diese Anomalie wurde als Wirkprinzip der atypischen Antipsychotika bezeichnet. Allerdings besetzen Clozapin und Quetiapin (Seroquel®) D2-Rezeptoren im temporalen Kortex, die Besetzung ist dabei deutlich höher als im Striatum. Das therapeutische Prinzip scheint daher nicht auf das Striatum begrenzt, sondern auch im extrastriatalen Bereich zu wirken. Die striatalen Rezeptoren werden dabei nur transient besetzt (loose Binding Prinzip). Dies könnte die atypischen Eigenschaften von Clozapin und Quetiapin erklären.

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Stimmungsstabilisierung bei Manie und Depression

Atypische Antipsychotika stellen auch eine Option bei der Behandlung bipolarer Störungen dar. Bei der Therapie der akuten Manie wird heute zunächst mit einer Monotherapie von Stimmungsstabilisierern mit Antipsychotika oder Benzodiazepinen begonnen, erklärte Prof. Volker Arolt, Münster. Sind diese Substanzen unwirksam, wird kombiniert, Stimmungsstabilisierer plus Antipsychotika oder zwei Stimmungsstabilisierer bzw. Mehrfachkombinationen mit zwei Antipsychotika. Durch die Einführung der Atypika sei nach Arolt der Einsatz von Antipsychotika sicherer geworden. Die antimanische Wirksamkeit von Quetiapin, das neben Olanzapin und Risperidon auch für Manien im Rahmen bipolarer Störungen zugelassen ist, belegen randomisierte und plazebokontrollierte Studien. In Kombinationsstudien mit Stimmungsstabilisierern (Valproat bzw. Lithium) konnte gezeigt werden, dass Quetiapin zu einer zusätzlichen Stimmungsstabilisierung beiträgt. Man muss also nicht befürchten, die Patienten in die Depression zu schieben. Auch in Monotherapie wurde ein antidepressiver Effekt unter Quetiapin nachgewiesen. Erste Ergebnisse der sog. BOLDER-Studie (BipOLarDEpRession) deuten darauf hin, dass Quetiapin bei schwer depressiven Patienten im Rahmen einer bipolaren Störung zu einem gegenüber Plazebo signifikanten antidepressiven Effekt führt.

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Wirksam auch bei Negativsymptomatik

Eine antidepressive Wirkung wurde auch bei schizophrenen Patienten mit vorherrschender Negativsymptomatik nachgewiesen. Dr. Michael Riedel, LMU München, stellte die Ergebnisse einer zwölfwöchigen Vergleichsstudie mit 44 Patienten vor, die entweder mit Quetiapin 400 oder 800 mg/Tag bzw. mit 6 mg Risperidon (n = 22) behandelt wurden. Beide Substanzen zeigten eine signifikante Verbesserung der Negativsymptomatik gegenüber den Ausgangswerten. Auch kognitive Parameter verbesserten sich deutlich. Dabei profitierten insbesondere hinsichtlich des Arbeitsgedächtnisses und des verbalen Gedächtnisses die Patienten unter Quetiapin von der Behandlung.

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KW

Satellitensymposium "Klinische Effektivität: Von aktuellen Studienergebnissen zum Therapieerfolg in der Praxis" am 24.11.04 im Rahmen des DGPPN-Kongresses, unterstützt von AstraZeneca, Wedel

 
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