Ab Mitte Februar ist der selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
Duloxetin (Cymbalta®) zur Therapie depressiver Patienten verfügbar. Das neue Antidepressivum
eignet sich sowohl zur Behandlung der psychischen als auch der körperlichen Beschwerden,
insbesondere Schmerzen im Rahmen der Depression. Wie Prof. Hans-Jürgen Möller, München,
auf der Einführungspressekonferenz vorstellte, sind körperliche Symptome oft die Eingangspforte
zum Arzt. Fast 70% aller depressiven Patienten suchen den Arzt primär aufgrund von
körperlichen, eher unspezifischen Beschwerden auf. Zu den körperlichen Symptomen der
Depression gehören z.B. Rückenschmerzen, Schulterschmerzen und Kopfschmerzen, aber
auch Appetitstörungen, Gewichtsveränderungen, Verstopfung und Schlafstörungen. Auch
diese Beschwerden müssen behandelt werden, forderte Möller. Denn offensichtlich sind
körperliche Beschwerden ein großer Risikofaktor für einen Rückfall. Obwohl 70% der
Patienten auf Antidepressiva ansprechen, erreichen nur ca. 30% eine komplette Remission.
Die Patienten mit Restsymptomen erleiden zu 76% einen Rückfall und von diesen weisen
94% körperliche Beschwerden auf. "Wir müssen eine Remission erzwingen, um ein optimales
Behandlungsergebnis zu erreichen", schlussfolgerte Möller.
Eine Möglichkeit, diese Therapielücke zu schließen, bietet jetzt Duloxetin. In präklinischen
Studien konnte eine hohe spezifische und ausbalancierte Bindungsaffinität zu den Rezeptoren,
die die serotonerge und noradrenerge Wiederaufnahmehemmung vermitteln, nachgewiesen
werden. Laut Möller erklärt dies, warum mit Duloxetin bereits mit niedrigen Dosierungen
schneller ein Wirkbereich erreicht wird als unter SSRI. In den Studien wurde auch
eine hohe Remissionsrate erzielt, unter 60 mg Duloxetin/Tag erreichten nach neun Wochen
44% der Patienten eine Remission, unter 80 mg Duloxetin innerhalb von acht Wochen
sogar 57%. Auch körperliche Beschwerden, insbesondere allgemeine Schmerzen, Rücken-
und Schulterschmerzen, verbesserten sich. Im Vergleich zu Plazebo wurde bereits nach
einer Woche eine signifikante Abnahme der körperlichen Beschwerden beobachtet.
Duloxetin weist außerdem ein günstiges Verträglichkeitsprofil auf. In der Regel kommt
es weder zu Sedierung, noch zu einer klinisch relevanten Gewichtszunahme. Eine QTc-Verlängerung
ist nicht zu erwarten. In den ersten Behandlungstagen kann jedoch transient eine Übelkeit
auftreten. In einer Studie mit knapp 1300 Patienten wurde eine mittlere Blutdruckerhöhung
von weniger als 1 mm Hg beobachtet. Etwa 5% der Patienten, die offen über 52 Wochen
behandelt wurden, berichteten sexuelle Dysfunktionen, wobei vorwiegend Männer betroffen
waren. Man sollte den Patienten daher über diese Nebenwirkung informieren, mahnte
Möller.
Einführungspressekonferenz "Depression - Zeit, eine Therapielücke zu schließen" am
2. Februar in München, veranstaltet von Lilly Deutschland GmbH und Boehringer Ingelheim
Pharma GmbH & Co. KG