Dass ein neues innovatives Krebsmedikament mit zwei Zulassungen auf den Markt kommt, ist ein großer Erfolg - Pemetrexed (Alimta®) hat dies geschafft und ist sowohl zur Rezidivtherapie des fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC) als auch, als erste Therapieoption überhaupt, zur Behandlung des so genannten Asbesttumors zugelassen.
"Pemetrexed hemmt drei Enzyme des Folsäure-Stoffwechsels", erklärte Prof. Chr. Manegold, Mannheim. Damit inhibiert der so genannte Multi-Target-Enzym-Inhibitor gleichzeitig die Purin- und die Pyrimidinsynthese der Krebszellen und hemmt deren Wachstum. Potenzielle Nebenwirkungen der Substanz können durch eine Begleitmedikation bestehend aus Vitamin B12 und Folsäure gut kontrolliert werden. "Dadurch kann der Patient die gesamte empfohlene Therapie erhalten und die Wirksamkeit der Substanz wird voll ausgeschöpft", so Manegold.
Erste wirksame Chemotherapie beim Asbesttumor
Erste wirksame Chemotherapie beim Asbesttumor
Asbest war bis in die 1980er Jahre hinein eine häufig verwendete (Bau-)Substanz, erst seit 1993 ist in Deutschland die Herstellung und Verarbeitung dieses krebserregenden Stoffes verboten. Angesichts der relativ hohen Latenzzeit von 20-50 Jahren werde die Zahl der asbestbedingten Mesotheliomfälle daher bis zum Jahr 2020 deutlich ansteigen, warnte Manegold. Erschwerend komme hinzu, dass zunächst relativ unspezifische Symptome (langsam zunehmende Atemnot, Schmerzen in der Brust, Reizhusten) auftreten und zudem die Früherkennung in konventionellen Röntgenaufnahmen relativ schwer falle.
Lange Zeit gab es kein wirksames Zytostatikum zur Therapie von Asbesttumoren, die Ansprechraten auf die gängigen Präparate liegen zwischen 0 und bestenfalls 14% (Cisplatin). Anders ist die Situation mit der Therapie mit Pemetrexed (500 mg/m2) gefolgt von einer Cisplatintherapie (75 mg/m2), so die Daten der Zulassungsstudie beim malignen Pleuramesotheliom mit 448 Patienten. Die Auswertung ergab einen signifikanten Überlebensvorteil von etwa drei Monaten für die Pemetrexed/Cisplatin-Therapie im Vergleich zu einer Cisplatin-Monotherapie (12,1 versus 9,3 Monate). Nach einem Jahr lebten noch mehr als die Hälfte der Patienten, welche die Kombinationstherapie erhielten, während unter der Monotherapie nur noch 38% der Patienten am Leben waren.
Und auch bei den sekundären Endpunkten erwies sich das pemetrexedhaltige Behandlungsschema der alleinigen Cisplatin-Therapie überlegen: Sowohl die Zeit bis zur Progression (5,7 versus 3,9 Monate) als auch die Remissionsrate (41,3 versus 16,7%) waren signifikant besser. Zudem besserten sich krankheitsbedingte (Husten, Dyspnoe, Schmerzen, Lungenfunktion) und allgemeine Symptome (Fatigue, Anorexie) signifikant. "Mit Pemetrexed haben wir beim so genannten Asbesttumor also eine gute Basis geschaffen", meinte Prof. Chr. Manegold, Mannheim, "darauf können wir aufbauen!"
Profitable Rezidivtherapie beim Bronchialkarzinom
Profitable Rezidivtherapie beim Bronchialkarzinom
Bis vor 20 Jahren galt das fortgeschrittene oder metastasierte Stadium des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms als unbehandelbar, und niemand dachte an einen möglichen positiven Effekt einer Zweitlinientherapie. Mittlerweile stehen jedoch nicht nur wirksame Optionen für eine Erstlinien-Chemotherapie zur Verfügung, die zudem bereits in frühen NSCLC-Stadien eingesetzt werden.
Demzufolge weisen immer mehr Patienten nach der abgeschlossenen Initialtherapie einen guten körperlichen Allgemeinzustand auf und können von einer weiteren Behandlung profitieren. Bislang wird jedoch nur etwa einem Viertel dieser therapiefähigen Patienten eine solche Option angeboten. "Wichtig ist, dass eine Rezidivtherapie hoch wirksam ist, aber den Patienten nicht durch starke Nebenwirkungen belastet", forderte Prof. A.-R. Hanuske, Hamburg.
Bis vor kurzem stand Docetaxel als einzige Substanz zur Zweitlinientherapie des rezidivierenden nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms zur Verfügung. "Natürlich ist Docetaxel relativ effektiv", meinte Hanuske. Doch wie die Daten der Zulassungsstudie beim Bronchialkarzinom belegen (n = 571), zeigt Pemetrexed eine dem Docetaxel vergleichbare Wirksamkeit - bei allerdings günstigerem Toxizitätsprofil:
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komplette und partielle Remission: 9,1 versus 8,8%
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Stabilisierung der Tumorerkrankung: 45,8 versus 46,4%
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medianesprogressionsfreies Überleben: 2,9 versus 2,9 Monate
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medianes Überleben: 7,9 versus 8,3 Monate.
Signifikante Vorteile wies Pemetrexed in den Toxizitätsparametern auf: So erlitten unter Docetaxel mehr Patienten eine schwere Neutropenie (40,2 versus 5,3%), und die Inzidenz des neutropenischen Fiebers war unter Pemetrexed geringer als im Vergleichsarm (1,9 versus 12,7%). Zudem mussten weniger Patienten aufgrund einer febrilen Neutropenie stationär aufgenommen werden (1,5 unter Pemetrexed, 13,4% unter Docetaxel). Ähnlich positiv war die Datenlage im Falle der nichthämatologischen Toxizitäten, wie Haarausfall oder Diarrhö.
"Heilen können wir Patienten mit einem rezidivierenden nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom zwar noch nicht, aber wir können den Tod bei insgesamt guter Lebensqualität hinausschieben", fasste Hanuske die Studiendaten zusammen und fügte hinzu. "Ich würde meinen Patienten immer das besser verträgliche Medikament geben!"
Quelle: Einführungspressekonferenz "Neue Multi-Target-Tumortherapie: Fortschritte in der Behandlung von Asbesttumor und Lungenkrebs", veranstaltet von der Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg