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DOI: 10.1055/s-2005-866744
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Deutliche Erfolge durch minimalen Aufwand - Chronischen Schwindel mit einfachen Übungen behandeln
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
04. April 2005 (online)
- Trainingsprogramm versus Medikamenteneinnahme
- Kopfübungen als Therapie und Screeningmethode
- Keine bedeutenden Nebenwirkungen
Immer häufiger kommt bei chronischem Schwindel das so genannte Vestibularis-Training zum Einsatz. Erfolgversprechend sind die einfachen Übungen immer dann, wenn sich der Schwindel mit Kopfbewegungen provozieren lässt, was allerdings bei einem Großteil der Betroffenen der Fall ist.
Die Basis des Vestibularis-Trainings bilden zwei einfache Übungen. Entweder wird der Kopf wie beim "Nein-Sagen" nach rechts und links hin- und hergedreht oder wie beim "Ja-Sagen" nach oben und unten. Darauf aufbauend sind zahlreiche Varianten möglich. Zum Beispiel kann mit geschlossenen Augen geübt werden oder die Übungen können statt im Sitzen beim Laufen erfolgen.
#Trainingsprogramm versus Medikamenteneinnahme
Nach einer aktuellen Studie sind die Übungen so einfach, dass sich das Trainingsprogramm in einer einzigen Sitzung ausreichend vermitteln lässt und die Patienten dann mit einem selbstständigen Training tatsächlich auch ihre Schwindelsymptome signifikant verringern können. Überprüft wurde dies an 170 Patienten, die durchschnittlich 62 Jahre alt waren und im Mittel seit über acht Jahren unter Schwindel litten. Der einen Hälfte wurden die Übungen von einer angelernten Krankenschwester in einem 30- bis 40-minütigem Gespräch erklärt. Die andere Hälfte führte einfach ihre bisherige medizinische Behandlung fort, was zum Beispiel die Einnahme von Antiemetika und anderen Medikamenten umfasste. Nach einem dreimonatigen Training berichteten schließlich 67% der Übungsgruppe von Verbesserungen der Schwindelsymptome gegenüber nur 38% in der Kontrollgruppe (Ann Intern Med 2004; 141: 598-605).
#Kopfübungen als Therapie und Screeningmethode
Geeignet ist das Training allerdings nicht für alle Schwindelpatienten gleichermaßen. Nach Hinweisen von Studienleiterin Prof. Lucy Yardley von der University of Southampton ist ein Ansprechen auf die Therapie immer dann zu erwarten, wenn sich der Schwindel mit Kopfbewegungen auslösen lässt, was ein Zeichen für eine vestibuläre Ursache darstellt, also zum Beispiel eine Störung im Bereich der Bogengänge oder des dazugehörigen Nervs. Dabei ist die Bewegungsabhängigkeit jedoch keineswegs selten, wie die Schwindel-Spezialistin ergänzt. Nach ihrer Erfahrung ist dies in einer Allgemeinarztpraxis sogar bei der Mehrheit der Schwindelpatienten anzutreffen.
Ob ein Schwindel tatsächlich bewegungsabhängig ist, lässt sich einfach zum Beispiel mit denselben Übungen feststellen, mit denen auch die Behandlung erfolgt. Demnach sind die Kopfübungen also nicht nur als Therapie sinnvoll, sondern auch als Screeningmethode.
#Keine bedeutenden Nebenwirkungen
Insgesamt waren in der Studie, in die nur Patienten mit bewegungsabhängigem Schwindel aufgenommen wurden, sehr unterschiedliche Diagnosen vertreten. Entsprechend den Aufzeichnungen der 20 Arztpraxen, aus denen sich die Teilnehmer rekrutierten, lauteten die Diagnosen zum Beispiel Morbus Menière, gutartiger paroxysmaler Lagerungsschwindel oder Neuritis vestibularis. Und in fast 70% der Fälle war die Ursache sogar unbekannt und wurde für die Studie auch nicht weiter abgeklärt.
Bedeutende Nebenwirkungen ließen sich in der Untersuchung nicht beobachten. Zwar berichteten sieben der 170 Teilnehmer von verschiedenen Beschwerden, die aber alle nur vorübergehend auftraten. Dabei handelte es sich um Übelkeit, Kribbeln in den Füßen, Druckgefühl im Kopf und viermal um zervikale Beschwerden, die in der Studie nicht näher beschrieben wurden.
Dr. med. Karl Eberius, Heidelberg
Quelle: Lucy Yardley. Patientenbroschüre "Balance Retraining: Exercises Which Speed Recovery from Dizziness and Unsteadiness." Ann Intern Med 2004; 141 Issue 8, Appendix 3A