Zusammenfassung
Hypnose ist nicht nur ein archaisches Heilungsritual, sondern wie hirnphysiologische
Experimente zeigen, ein besonderer Bewusstseinszustand mit spezifischen Verarbeitungsmechanismen,
die Veränderungen auf körperlicher und psychischer Ebene begünstigen. Die klinische
Wirksamkeit der Hypnotherapie ist vielfach und gut belegt. Dennoch gibt es eine Schattenseite
dieses gutartigen und hilfreichen Phänomens: die Möglichkeit, Menschen in der Bühnenhypnose
dazu zu bringen, sich zu demütigen. Dies lässt sich teilweise sozialpsychologisch
erklären, aber auch hirnphysiologisch durch frontal kortikale Hemmung und damit verbundener
Minderung der Entscheidungskompetenz untermauern. Es ist vielleicht wie mit vielen
potenten Mechanismen: Sie können zum Segen und zum Fluch werden.
Schlüsselwörter
Psychotherapie - Hypnotherapie - Wirkforschung - Showhypnose - Neuropsychologie
Literatur
- 1 Bongartz W, Bongartz B. Hypnosetherapie. Göttingen; Hogrefe 1998
- 2
Bongartz W, Flammer E, Schwohnke R.
Die Effektivität der Hypnose. Eine metaanalytische Studie.
Der Psychotherapeut.
2002;
47
67-76
- 3
Chambless D L, Hollon S D.
Defining empirically supported therapies.
Journal of Consulting and Clinical Psychology.
1998;
66
7-18
- 4 Damasio A R. Ich fühle also bin ich. München; List TB 2000
- 5 Erickson M H, Rossi E L. Hypnotherapie. Aufbau - Beispiele - Forschungen. München;
Pfeiffer 1981 (Original: Hypnotherapy: An exploratory casebook. New York: Irvington,
1979)
- 6 Frank J D. Die Heiler. Stuttgart; Klett 1985
- 7 Gershon M D. The second brain. N. N.; Harper 1998
- 8 Goleman D. Emotional Intelligence. N. Y.; Bantam 1995
- 9
Halsband U (Hrsg).
Themenheft Hirn und Hypnose.
Hypnose und Kognition.
2004;
21
1-274
- 10 Kossak H C. Lehrbuch Hypnose. Weinheim; PVU 1997
- 11 Revenstorf D.
Klinische Hypnose. In: Margraf J (Hrsg) Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Bd. 1. Berlin; Springer 2000
- 12 Revenstorf D. Expertise zur wissenschaftlichen Evidenz der Hypnotherapie. Eingereicht
beim Beirat Psychotherapie d. Bundesregierung Tübingen; Universität 2003
- 13 Revenstorf D, Peter B (Hrsg). Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin.
Ein Manual für die Praxis. Heidelberg; Springer 2001
- 14
Wallenstein R S.
The psychotherapy research project of the Menninger foundation. J.
consulting & clinical Psychology.
1989;
57
195-205
- 15 Wampold B E. The great Psychotherapy debate. London; Erlbaum 2001
1 Die Metapher stammt aus der Handlungstheorie Heckhausens.
2 Eine vollständige Tabelle der einzelnen Untersuchungen mit Kommentaren findet sich
in www.meg-tuebingen.de.
3 Kriterien eines empirisch gesicherten Befundes sind diagnostische Zuordnung der behandelten
Störung nach ICD, randomisierte Zuweisung zu Behandlungs- und Kontrollbedingung (Warteliste
oder Vergleichsbehandlung), valide Erfolgsmessung, hinreichende lange Katamnesen und
Stichprobengrößen (vgl. Chambless u. Hollon 1996).
4 siehe Themenheft von Hypnose und Kognition 1991, 8/1: Gefahren der Hypnose.
5 siehe Themenheft von Hypnose und Kognition 2004, 21: Hirn und Hypnose.
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Dirk Revenstorf
Abt. Klinische und Physiologische Psychologie
Universität Tübingen
Gartenstraße 29
72074 Tübingen