psychoneuro 2005; 31(5): 238
DOI: 10.1055/s-2005-869454-7
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Morbus Parkinson - Perspektiven für Parkinson-Patienten

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. Juni 2005 (online)

 
Inhaltsübersicht

In den letzten Jahren haben die molekulare Neurowissenschaft und Genetik unser Verständnis der Pathobiologie des M. Parkinson wesentlich erhöht. Klinische Studien, die die Neuroprotektion bewerten, sind aber wegen der langsamen Progression und der beträchtlichen Variabilität der Progredienz der klinischen Charakteristika von M. Parkinson begrenzt, hob Prof. Ken Marek, New Haven (USA), hervor.

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Vom Gen zur Therapie

Wie Prof. Thomas Gasser, Tübingen, ausführte, können die Symptome des M. Parkinson durch die heutige medikamentöse Therapie zwar in vielen Fällen über Jahre gelindert werden, die fortschreitende Degeneration dopaminerger Neurone wird durch die heute verfügbare Behandlung jedoch nicht oder nicht in zufrieden stellendem Umfang verhindert. Durch die Entdeckung von Genen, die für seltene erbliche Formen der Parkinson-Krankheit verantwortlich sind, konnte in den letzten Jahren ein neuer Zugang zum Verständnis der molekularen Mechanismen der Krankheitsentstehung gewonnen werden. So wissen wir heute, dass die Aggregation von unlöslichem a-Synuklein eine wichtige Rolle beim Zelluntergang spielt. Weitere genetische Entdeckungen der letzten Jahre weisen auf die Bedeutung des proteasomalen Abbaus von Zellbestandteilen und auf die Bedeutung von intrazellulären Signaltransduktionskaskaden hin. Die Kenntnis dieser Stoffwechselwege, so Gasser, wird es erlauben, neue Therapieansätze zu entwickeln.

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Eine Zukunft ohne Depression?

Nur wenige klinische randomisierte Studien untersuchten die Therapie der Depression beim idiopathischen Parkinson-Syndrom, deren Häufigkeit nach Prof. Heinz Reichmann, Dresden, zwischen 40 und 50% liegt. Für den Dopamin-D2-Agonisten Pramipexol (Sifrol®) liegen mehrere Studien vor, die eine antidepressive und antianhedone Wirkung nachweisen. Neben eigenen positiven Erfahrungen mit Pramipexol in der Behandlung von Parkinson-Patienten mit Depression stellte Reichmann die Ergebnisse einer Vergleichsstudie von Rektorová et al. vor ([1]). Die Studie mit Pramipexol und Pergolid (Dopaminagonist) belegt, dass bei vergleichbarer guter motorischer Wirksamkeit nur bei dem non-ergolinen Dopaminagonisten Pramipexol die antidepressiven Effekte signifikant nachweisbar waren. Laut Reichmann ist die antianhedone und antidepressive Wirkung von Pramipexol auf seine besondere D3-Affinität zurückzuführen. In einer aktuellen Doppelblindstudie konnten Barone et al. jetzt zeigen, dass Pramipexol eine ähnlich gute antidepressive Wirkung hat wie das Antidepressivum Sertralin (SSRI), gemessen anhand verschiedener Depressionsskalen ([2]).

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Pramipexol dem behandelnden Arzt die therapeutische Möglichkeit bietet, zusätzlich zu den Kardinalsymptomen des Parkinson-Syndroms wie Rigor, Tremor und Akinesie auch die bei M. Parkinson auftretende Depression wirksam zu therapieren, ohne die Beweglichkeit zu beeinträchtigen.

Rudolf Jumpertz

Satellitensymposium "Zurück zur Zukunft: Perspektiven schaffen für Parkinson-Patienten" im Rahmen des 4. Deutschen Parkinson-Kongresses am 4. März 2005 in Frankfurt am Main, veranstaltet von Boehringer Ingelheim

  • 1 Rektorová et al. Pramipexole and pergolide in the treatment of depression in Parkinson's disease: a national multicentre prospective randomized study, European Journal of Neurology 2003, 10: 399-406. 
  • 2 Barone et al., in preparation. 
  • 1 Rektorová et al. Pramipexole and pergolide in the treatment of depression in Parkinson's disease: a national multicentre prospective randomized study, European Journal of Neurology 2003, 10: 399-406. 
  • 2 Barone et al., in preparation.