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DOI: 10.1055/s-2005-869466
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Klinische Auswirkungen - Unterschiedliche Rezeptoraffinitäten der Dopaminagonisten
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
09. Mai 2005 (online)
Dopaminagonisten werden seit mehr als 20 Jahren in der Therapie des Morbus Parkinson eingesetzt. Während diese Medikamente initial vor allem eingesetzt wurden, um die L-Dopa-Dosis zu reduzieren und Fluktuationen auszugleichen, haben die Dopaminagonisten heute auch einen Stellenwert in der Erstbehandlung als Monotherapie. Im Gegensatz zu vielen anderen Therapeutika (inklusive L-Dopa), so Prof. Johannes Schwarz, Leipzig, ist die Wirkung der Dopaminagonisten in zahlreichen kontrollierten Studien belegt.
Unterschiede zwischen den Dopaminagonisten bestehen hinsichtlich der molekularen Struktur (Ergot-Alkaloide vs. Nichtergot-Alkaloide) und der Plasmahalbwertzeit (von 3 bis über 60 Stunden). Ergot-Alkaloide weisen beispielsweise eine unspezifischere Rezeptorbindung auf als die neuen Agonisten. Sie binden nicht nur an Dopamin-, sondern auch an Noradrenalin- und Serotoninrezeptoren. Nonergot-Alkaloide wie Ropinirol (Requip®) binden sehr spezifisch an Dopamin-D2- und Dopamin-D3-Rezeptoren. Diese Spezifität könnte nach Schwarz ein zusätzlicher Vorteil beim Vorliegen depressiver Symptome sein.
Die wenig selektive Rezeptorbindung der Ergot-Alkaloide bringt zudem auch ein breiteres Nebenwirkungsprofil mit sich. So deuten neue Befunde darauf hin, dass die Wirkung einiger Ergot-Alkaloide auf Serotoninrezeptoren zu spezifischen Veränderungen an den Herzklappen führen kann. Leider treten diese Nebenwirkungen relativ häufig auf, und obwohl die klinische Relevanz bisher nicht ausreichend belegt ist, sollte der Einsatz dieser Medikamente derzeit vorsichtiger gehandhabt werden.
Heute muss demnach, hob Schwarz hervor, postuliert werden, dass eine höhere Spezifität der Stimulation von Dopaminrezeptoren in Bezug auf die Sicherheit der Patienten wünschenswert ist.
#Restless Legs Syndrom
Dr. Wolfgang Fogel, Wiesbaden, wies darauf hin, dass das Restless Legs Syndrom (RLS) mit einer Prävalenz von 5-10% in Europa und Nordamerika zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen überhaupt zählt. Bei sicherer Diagnose und entsprechendem Leidensdruck der Patienten ist eine medikamentöse Therapie mit L-Dopa angezeigt. Problematisch ist die, besonders unter höher dosierter Therapie (> 300 mg/die), häufige Entwicklung von Augmentation, d.h. eine Zunahme der Intensität der Symptome, das Auftreten zu einer früheren Tageszeit oder die Ausbreitung der Symptome auf andere Körperstellen. Spätestens beim Auftreten von Augmentation sollten, so Fogel, Dopaminagonisten zum Einsatz kommen, die nach derzeitiger Studienlage eine geringere Inzidenz von Augmentationsphänomenen aufweisen. Bislang ist noch keiner der in der Parkinson-Therapie üblichen Agonisten in Deutschland zur Therapie des RLS zugelassen.
Rudolf Jumpertz
Symposium "Morbus Parkinson und Restless Legs Syndrom" im Rahmen des 4. Deutschen Parkinson-Kongresses am 5. März 2005 in Frankfurt am Main, veranstaltet von GlaxoSmithKline