Intensivmedizin up2date 2005; 1(3): 261-272
DOI: 10.1055/s-2005-870233
Operative Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Postoperativer Ileus

Carsten  N.  Gutt, Jörg  Köninger, Markus  W.  Büchler
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Publication Date:
08 August 2005 (online)

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Kernaussagen

Die Pathogenese des postoperativen Ileus ist bisher nicht vollständig geklärt. Es handelt sich um ein multifaktorielles Geschehen, an dem unter anderem vegetative Einflüsse, Neurotransmitter, endogene Opioide, Zytokine und Elektrolytstörungen beteiligt sind. Wichtige ätiologische Faktoren sind das chirurgische Trauma, die postoperative Opioidgabe und eine perioperative Hyperhydratation. Der postoperative Ileus führt zu einer verlängerten Rekonvaleszenz insbesondere viszeralchirurgischer Patienten und ist der wesentlichste Morbiditätsfaktor nach großen abdominalen Eingriffen.

Die Diagnose wird aufgrund der Anamnese und der typischen Symptomatik gestellt (aufgetriebenes Abdomen, Bauchschmerzen, Stuhl- und Windverhalt, Abwesenheit von Darmgeräuschen). Die wichtigsten Kriterien zur Verlaufsbeurteilung sind das Wiedereinsetzen des Stuhlgangs zusammen mit der Verträglichkeit der oralen Nahrungsaufnahme.

Multimodale Behandlungskonzepte, die die Ausprägung des postoperativen Ileus möglichst gering halten und die Krankheitsdauer verkürzen, umfassen folgende Maßnahmen:

minimal traumatisierende, blutsparende Operationstechnik

Reduzierung des postoperativen Opioidbedarfs durch Epiduralanästhesie und nichtsteroidale Antiphlogistika

Verzicht auf das routinemäßige postoperative Anlegen einer Magensonde

Wasser- und Elektrolytausgleich, restriktive perioperative Volumengabe

Mobilisierung noch am OP-Tag

Kostaufbau ab dem ersten postoperativen Tag

Gabe von Prokinetika

Trotz ermutigender Studienergebnisse lässt die Verbreitung derartiger Konzepte jedoch noch auf sich warten. Aufgrund der großen medizinischen und sozioökonomischen Bedeutung des postoperativen Ileus ist die Einführung von Leitlinien zur Prävention und Therapie dringend geboten.

Literatur

PD Dr. Carsten N. Gutt

Chirurgische Universitätsklinik, Abteilung für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie

Im Neuenheimer Feld 110 · 69120 Heidelberg

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Fax: 0 62 21/56-54 50

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