Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung: Die Beteiligung der Halswirbelsäule (HWS) kann von entscheidender Bedeutung für die
Prognose und Mortalität der rheumatoiden Arthritis (RA) sein. Die Kompression des
Rückenmarks durch Pannusgewebe und/oder Subluxationen der Wirbelkörperstrukturen kann
fatale Auswirkungen haben. Ziel dieser Untersuchung war es, HWS-Veränderungen kernspintomographisch
darzustellen und ein Risikoprofil für den einzelnen Patienten zu erstellen.
Patienten und Methodik: Innerhalb von 24 Monaten wurden 214 Patienten mit aktiver RA bezüglich einer HWS-Beteiligung
klinisch und radiologisch untersucht. Bei allen Patienten, deren Röntgennativaufnahme
Veränderungen der HWS zeigte, wurde eine Magnetresonanztomographie mit Kontrastmittel
durchgeführt (36 Patienten).
Ergebnisse: Bei 36 von 214 Patienten (16,8 %) war das Nativröntgenbild der HWS pathologisch,
und es wurde eine MRT angeschlossen. In allen Fällen konnten pathologische Veränderungen
festgestellt werden. In sieben Fällen (19,5 %) zeigte sich Pannusgewebe den Dens umgebend
ohne Erosion der knöchernen Strukturen, in einem Fall (2,7 %) lag zusätzlich eine
Erosion knöcherner Strukturen vor. Bei 25 Patienten (69,5 %) bestand eine Subluxation
im Atlanto-Axial-Gelenk. Sieben Patienten (19,5 %) wiesen eine Spondylodiszitis unterhalb
von C2 auf. Bei zehn Patienten (27,8 %) fiel eine Myelonkompression in der Densregion
durch Pannus und/oder Subluxation auf. Die Beschwerden und der klinische Untersuchungsbefund
korrelierten nicht mit den MRT-Befunden. Die Patienten mit einer HWS-Beteiligung befanden
sich in allen Krankheitsstadien und waren zu einem hohen Prozentsatz Rheumafaktor-positiv.
Fünf von zehn Patienten mit Myelonkompression hatten neurologische Ausfallsymptome:
Drei von ihnen starben innerhalb kürzester Zeit, zwei wurden erfolgreich operiert.
Die übrigen fünf Patienten wurden konservativ behandelt.
Folgerung: Das frühzeitige Erkennen einer HWS-Beteiligung bei RA ist zur Vermeidung fataler
Komplikationen entscheidend. Die Durchführung einer Röntgendiagnostik einschließlich
MRT ist die einzig zuverlässige Methode. Nur so kann auch die Frage einer rechtzeitigen
chirurgischen Intervention sinnvoll beantwortet werden. In der klinischen Praxis wird
die Problematik der HWS-Manifestation bei der RA immer noch unterschätzt.
Summary
Background and objective: The involvement of the cervical spine in rheumatoid arthritis can be essential regarding
prognosis and mortality. The cervical myelopathy due to pannus formation and/or subluxation
can be fatal. Aim of this study was to demonstrate the possible changes seen by MRI,
and to establish a risk-profile for the individual patient.
Patients and method: Within a peroid of 24 months 214 patients with active RA were included. Clinical
and laboratory data were obtained and plain radiographs of the cervical spine were
taken. In patients with pathological findings on X-ray an MRI was performed (36 patients).
Results: Within the group of 214 patients 36 were identified to get an cervical spine MRI.
In all cases the MRI showed significant changes: in 7 (19,5 %) pannus surrounded the
dens, with additional erosions in one patient (2,7 %). In 25 (69,5 %) atlanto-axial-subluxation
was present, 7 (19,5 %) showed a spondylodiscitis below C2. In 10 (27,8 %) a cervical
myelopathy due to pannus or subluxation was present. There was no correlation of the
MRI-results with symptoms and findings by examination. The patients with cervical
spine disease were in all stages of RA. The majority was rheumatoid-factor positive.
5 out of 10 patients with cervical myelopathy showed neurological deficits: 3 patients
died in consequence of neural compression, 2 patients underwent surgery successfully.
Conclusion: The early detection of a cervical spine involvement in RA is essential to avoid possibly
fatal complications. The only reliable method to achieve this goal has to include
radiographic diagnostic including MRI of the cervical spine. Only this approach can
answer the question of the right time-point for surgery. In daily clinical practice
the cervical-spine involvement in RA is still underestimated.