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DOI: 10.1055/s-2005-917989
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & CO. KG
Dosis, Gabe und Potenz[1]
Publication History
Publication Date:
30 September 2005 (online)

Zusammenfassung
Die Begriffe „Dosis” und „Potenz” sind in ihrer grundsätzlichen Bedeutung bekannt, werden jedoch nicht immer klar unterschieden. Deshalb habe ich diesen Vortrag erarbeitet mit der Intention, einige interessante Aspekte herauszuarbeiten, unter denen der wichtigste das Volumen der Gabe im Hinblick auf die Dosierung ist.
Summary
The terms „dose” and „potency” are well known in their fundamental sense but are often used without clear differentiation. Therefore, I worked out this lecture to stress several interesting points of view, among which the aspect of the volume of dose with respect to the dosage is the most important one.
Schlüsselwörter
Dosis - Gabengröße - Potenz - Dynamisationsgrad - fraktionierte Gabe
Keywords
Dose - quantity of dose - potency - degree of dynamisation - split dose
01 Vortrag beim 8. Therapeutentreffen der DGKH in Moos 2002.
Anmerkungen
01 Vortrag beim 8. Therapeutentreffen der DGKH in Moos 2002.
02 „1814 … Zur Herstellung der Verdünnungen wird 3 Minuten stark geschüttelt.” Grimm A: Die Pharmazie des homöopathischen Arzneimittels [[1], 379].
03 „Nach vielfältigen Versuchen und prüfenden Vergleichungen bei Kranken habe ich es seit einigen Jahren vorgezogen, den höher zu stimmenden und doch zugleich mehr zu mildernden Arznei-Flüssigkeiten, nur ein e i n m a l i g e s Schütteln (mit 2 Arm-Schlägen) zu geben, statt des sonst gebräuchlichen zehnmaligen, … - da doch der Zweck ist, durch Schütteln die Arzneikräfte nur in dem Grade zu entwickeln, daß die gleichzeitige Verdünnung die Absicht - bei größerer Eindringlichkeit, zugleich die Stärke der Arznei um etwas zu mäßigen - erreichen könne.” CK Bd. 1. 186, Anmerkung **).
04 Zur Herstellung der Q-Potenzen legt Hahnemann in § 271 ORG die Verreibung bis zur C 3 von allen Arzneien nahe. Die Verreibung bewirkt sicher eine bessere Aufschließung der Arzneikräfte als das Verschütteln.
05 Ein sehr deutlicher Unterschied zwischen verschiedenen Potenzen liegt, so zeigt die Erfahrung, in der Wirkungsdauer einer Gabe. Ein weiterer Unterschied liegt im Grade der Arzneiaufschließung.
06 Die Zahlen sind als Näherungswerte zu verstehen, da die Größen der Globuli etwas variieren und die Tropfengröße sich in Abhängigkeit vom Ethanolanteil verkleinert. Hier wurde das Volumen eines wässrigen Tropfens zugrunde gelegt.
07 Ein Behandlungsbeginn kurz vor den Menses kann die Dosisermittlung erschweren, da die Patientinnen sensibler auf den Arzneireiz reagieren.
08 Der Begriff der Spätverschlimmerung leitet sich aus Hahnemanns Beschreibung ab, die er in § 280 ORG 6 gibt: „Die Gabe der anhaltend dienlichen, keine neuen, beschwerlichen Symptome erzeugenden Arznei wird, allmäIig erhöhet so lange fortgesetzt, bis der Kranke, bei allgemeinem Besserbefinden, anfängt, eine oder mehrere seiner alten, ursprünglichen Beschwerden auf's Neue in mäßigem Grade zu spüren. Dieß deutet bei einer so allmäligen Erhöhung der, jedesmal durch Schütteln modificirten, (§ 247.) sehr gemäßigten Gaben, auf nahe Heilung, nämlich darauf, daß nun das Lebens-Princip fast nicht mehr nöthig habe, durch die ähnliche Arznei-Krankheit afficirt zu werden, um das Gefühl für die natürliche Krankheit zu verlieren (§ 148.), deutet an, wie das nun von natürlicher Krankheit freiere Lebens-Princip anfängt, bloß noch etwas an derjenigen homöopathischen Arznei-Krankheit zu leiden, die sonst homöopathische VerschIimmerung genannt wird.” So bietet sich der Begriff der Spätverschlimmerung analog zu dem der Erstverschlimmerung an. Siehe dazu auch die §§ 247 und 161.
09 Eine kurze Bemerkung zur Potenzwahl bei den Q-Potenzen: In der Praxis hat es sich bewährt, mit der Q 3 oder Q 6 die Behandlung zu eröffnen. Abweichend von Hahnemanns Anweisung, eine Potenz 7-9 Mal einnehmen zu lassen und dann zur nächst höheren zu wechseln, kann die Potenzstufe auch etwa 25-30 Mal eingenommen werden und dann mit Q 9, Q 12 usw., also in 3er Schritten aufsteigend, die Behandlung fortgesetzt werden. Wird im Behandlungsverlauf die Tropfenzahl auf 5 erhöht, reicht das 10 ml Fläschchen etwa genau diese 30 Tage.
10 Im Leitfaden zur Ausübung der Homöopathie, § 28: 21 f.
11 Dieses Phänomen wurde nicht nur von den „alten Homöopathen” beobachtet, wie ich aus Vorträgen von Dr. Dirken, Mainz und Werner Dingler, Konstanz weiß. Die Nachverschlimmerung ist bei einer Einmalgabe der potenzierten Arznei, zum Beispiel einer C-Potenz, beobachtbar. Die Spätverschlimmerung ist im Unterschied dazu ein Phänomen, das bei der modifizierten, täglichen Arzneigabe das Ende der Behandlung anzeigt.
12 Wohlgemerkt, Riechen an einem trockenen Globulus, wie Hahnemann es in den CK auf Seite 160 beschreibt. Das Riechenlassen an einem frisch mit Wasser befeuchteten Globulus oder gar an einer ethanolisch-wässrigen Auflösung des Globulus, wie es Hahnemann in § 284 ORG angibt, bewirkt allzu heftige Reaktionen, wie Kolleginnen und Kollegen erfahren mussten.
Literatur
- 01 Genneper T, Wegener A, (Hrsg.). Lehrbuch der Homöopathie. 1. Aufl. Heidelberg; Haug 2001
- 02 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. Textkritische Ausg. der 6. Aufl., Neuausgabe Heidelberg; Haug 1999
- 03 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. 5. verbesserte und vermehrte Aufl. Dresden und Leipzig; Arnold 1833
- 04 Hahnemann S. Die chronischen Krankheiten. Band 1, Unveränd. 5. Nachdr. der Ausg. Letzter Hand, Düsseldorf: Schaub, 1835 - Heidelberg; Haug 1991
- 05 Hahnemann S. Die chronischen Krankheiten. Band 3, Unveränd. 5. Nachdr. der Ausg. Letzter Hand, Düsseldorf: Schaub: 1837 - Heidelberg; Haug 1991
- 06 Jahr G H G. Leitfaden zur Ausübung der Homöopathie. Leipzig; Bethmann 1854
- 07 Roche. Lexikon der Medizin. 2. neu bearbeitete Aufl. München; Urban & Fischer 1987