psychoneuro 2005; 31(10): 468
DOI: 10.1055/s-2005-921999
Leserbrief

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Atypika bei Schizophrenie und Bipolaren Störungen - Neue Definition der Compliance

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Publication Date:
17 January 2006 (online)

 
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    Ein Paradigmenwechsel ist bei der Therapie psychischer Erkrankungen zu registrieren: Bei diesen Patienten subjektives Wohlbefinden zu erreichen, wird für den behandelnden Arzt immer wichtiger, und seine Therapiewahl wird durch dieses Ziel zunehmend beeinflusst. Patienten und Angehörigen stellen heute höhere Ansprüche an den Therapieerfolg.

    Schnelle und zuverlässige Symptomkontrolle sowie atraumatische, menschenwürdige und Vertrauen bildende Behandlung "bereits im Akutsetting" sind dazu nötig - so Prof. Dr. med. Volker Arolt, Münster. Die Therapie von Schizophrenie und bipolaren Störungen sollte die Patienten erfolgreich sozial reintegrieren und ihnen nach Möglichkeit wieder ein weitgehend selbständiges Leben sowie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gestatten. Das "psychosoziale Funktionsniveau" der Patienten sei subjektiv befriedigend wieder herzustellen, Kognition und Aufmerksamkeit müssen verbessert, die affektiven Störungen kontrolliert werden. Die vom Patienten oft als "zweite Erkrankung" empfundene Stigmatisierung könne laut Arolt auf diese Weise vermieden werden.

    Ausschlaggebend für die Compliance bei der medikamentösen Therapie mäßiger bis schwerer manischer Episoden der Schizophrenie und bipolarer Störungen ist nach Arolt "nicht länger allein eine gute Wirkung auf die Positivsymptomatik. Entscheidend sind vielmehr auch ein sehr gutes Verträglichkeitsprofil sowie eine gute Wirksamkeit auf Angstsymptomatik, kognitive Defizite sowie auf depressive und negative Symptome". Atypika wie Quetiapin (Seroquel®) könnten dies bieten. Bei den atypischen Neuroleptika sei aber die sehr unterschiedliche Verträglichkeit zu beachten. Die "Compliance-Killer" starke Gewichtszunahme, erhöhte Prolaktinspiegel und auftretende EPS seien unter Quetiapin nur selten zu beobachten.

    Bessere Verträglichkeit führt bei Quetiapin nach Prof. Dr. Dr. h.c. Siegfried Kasper, Wien, zu "einer deutlich höheren Therapietreue". In dauerhafter Compliance des Patienten sieht auch Kasper die "zentrale Voraussetzung für den langfristigen Therapieerfolg". Für die notwendige "Bündnisfähigkeit" zwischen Patient und Arzt muss nach Kasper das richtige Medikament gewählt werden. Atypische Neuroleptika seien von Vorteil, denn sie zeigen ab Beginn der Therapie "verlässliche Wirkung ohne subjektive Beeinträchtigung".

    Jürgen Setton

    Pressegespräch "Die Dimension Compliance. Zeitgemäße Therapie von Schizophrenie und Bipolaren Störungen" am 03. Juni 2005 in Bonn, veranstaltet von AstraZeneca GmbH, Wedel