psychoneuro 2005; 31(10): 472
DOI: 10.1055/s-2005-922003
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Multiple Sklerose - Frühe Interferon-Therapie bremst Progression

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Publication Date:
17 January 2006 (online)

 
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Die immunmodulatorische Therapie der schubförmigen MS zielt nicht nur darauf ab, die Schubfrequenz zu verringern, sondern auch darauf, die Krankheitsprogression und die zunehmende Behinderung zu bremsen. Die Aussichten dafür sind umso größer, je früher die Therapie einsetzt. Denn zu Beginn der Erkrankung dominiert die entzündliche Aktivität, während später die axonale Degeneration im Vordergrund steht, die man durch die immunmodulatorische Therapie aufhalten will. Histopathologische, MRI- und MR-spektroskopische Befunde zeigen, dass bereits bei Auftreten eines ersten MS-verdächtigen Symptoms die axonale Integrität gestört ist. Inzwischen gibt es für alle drei Interferon-beta-Präparate klinische Studien, die zeigen, dass eine Therapie schon bei Auftreten eines ersten MS-verdächtigen Symptoms und positivem MRI-Befund das Risiko für die Entwicklung einer definitiven MS im Verlauf von zwei oder drei Jahren signifikant verringern kann. Für Avonex® wurde dieser Nachweis in der CHAMPS-Studie (Controlled High Risk Avonex Multiple Sclerosis), für Rebif® in der ETOMS-Studie (Early Treatment of MS) und für Betaferon® in der BENEFIT-Studie (Betaferon in Newly Emerging MS for Initial Treatment) erbracht.

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Früher Beginn auch langfristig besser

Klinische Studien decken aber immer nur einen kurzen Zeitraum ab. Deshalb verglichen E. le Page und Mitarbeiter, Rennes, in einer Langzeitbeobachtung den Krankheitsverlauf von 422 Patienten, die vor Auftreten des Behinderungsgrads EDSS 3 mit der Therapie begonnen hatten, mit dem von 474 Patienten, die erst später behandelt wurden. Auch die Daten von 713 niemals behandelten MS-Patenten wurden zum Vergleich herangezogen. Die multivariate Analyse nach Korrektur für verschiedene Variablen ergab, dass das Risiko, einen EDSS-Score über 3 (irreversible Behinderung) zu erreichen, unter der immunmodulatorischen Therapie um 30% geringer war.

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Neurorehabilitation kompensiert Defizite

Der Verlauf einer multiplen Sklerose bleibt auch unter der modernen immunmodulatorischen Therapie progredient, wenn auch langsamer.

Ein Neurorehabilitationsprogramm kann den zugrundeliegenden Krankheitsprozess zwar nicht beeinflussen, aber die vielfältigen funktionellen Defizite beeinflussen. Neuroplastische Prozesse, eine Reorganisation von Hirnstruktur und -funktion bilden die Basis des Lernens und finden auch im erkrankten Gehirn statt. Sie können durch spezifisches Training gefördert werden. Defizite wie Ermüdbarkeit, Spastizität, Störungen der Blasen- oder Darmfunktion, sexuelle Störungen, Schmerzen oder kognitive Einschränkungen lassen sich durch Neurorehabilitation teilweise kompensieren. Dies kann entscheidend dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern.

Dr. med. Angelika Bischoff

Quelle: 21th Congress of the European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS); Thessaloniki, 28. September bis 1. Oktober 2005

Ohne objektiven Befund keine MS

Häufig werden junge Erwachsene mit neurologischen Symptomen, die nach einer demyelinisierenden Erkrankung aussehen, in MS-Zentren vorgestellt.

Wenn die klinisch-neurologische Untersuchung nicht pathologisch ausfällt, das Kernspintomogramm keine MS-typischen Veränderungen zeigt und auch sonstige objektive Auffälligkeiten fehlen, besteht kaum ein Risiko dafür, dass sich im späteren Verlauf eine MS entwickelt. Dies zeigte eine Langzeitbeobachtung von 143 Patienten einer MS-Klinik in Detroit.