psychoneuro 2005; 31(12): 593
DOI: 10.1055/s-2005-926192
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Therapieadhärenz unter antipsychotischer Therapie - Wohlbefinden und Zufriedenheit - die beste Basis für eine hohe Therapietreue

Further Information

Publication History

Publication Date:
18 January 2006 (online)

 
Table of Contents

Patienten müssen die Therapie nicht ertragen, sondern sie müssen sie vor allem tragen, machte Dr. Martin Lambert, Hamburg, klar. Denn mangelt es an der Behandlungsbereitschaft der Patienten, wird eine Therapie langfristig kaum erfolgreich sein.

Die Therapietreue von Patienten mit Schizophrenie wird durch eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren beeinflusst. Neben der Wirksamkeit und Verträglichkeit der Medikation spielen auch die soziale Integration, die Psychopathologie und die Komorbidität eine zentrale Rolle.

Eine negative Einstellung des Patienten gegenüber der Medikation, eine mangelnde Krankheitseinsicht sowie eine schlechte Arzt-Patienten-Beziehung gelten als weitere Prädiktoren von Non-Compliance.

#

Unterschiede in der Therapiekonstanz

Genaueren Aufschluss über die Therapiekonstanz unter Antipsychotika brachte die naturalistische Anwendungsbeobachtung SOHO (Schizophrenia Outpatient Health Outcomes), mit der es gelang, umfangreiche Real-Life-Daten über die Behandlung von Patienten mit Schizophrenie zu gewinnen. Durch diese bislang größte naturalistische Verlaufs-Untersuchung im Bereich der Psychiatrie wurde deutlich, dass sich die Therapiekonstanz zwischen den Antipsychotika unterscheidet.

Während drei Viertel der Patienten der Olanzapin-Kohorte (77%) auch nach 24 Monaten noch auf das initiale Antipsychotikum eingestellt waren, fiel die Therapiekonstanz in anderen Kohorten deutlich schlechter aus (z.B. Quetiapin 51%, Amisulprid 54%). Die Gründe für diesen vorzeitigen Therapieabbruch lagen laut Lambert vor allem in mangelnder Effektivität, Intolerabilität und Non-Compliance.

Wie folgenschwer ein vorzeitiger Therapieabbruch ist, führen verschiedene Untersuchungen vor Augen, wonach das Risiko für einen Rückfall und eine Rehospitalisierung bei fehlender Therapieadhärenz signifikant erhöht ist.

#

Lebensqualität überprüfen

Ein globales Maß für den Behandlungserfolg bietet laut Lambert die subjektive Befindlichkeit der Patienten: "Je besser das subjektive Wohlbefinden unter der Therapie, desto höher die Bereitschaft des Patienten, das Medikament langfristig einzunehmen und desto geringer die Gefahr eines medikamentösen Therapieabbruchs." Lambert rät, die Lebensqualität der Patienten mithilfe des Selbstbeurteilungsbogens "Subjective Well-being under Neuroleptic" (SWN) regelmäßig, am besten bei der Ein- oder Umstellung sowie dann erneut nach sechs Wochen, zu überprüfen. Verbessert sich die Lebensqualität gemessen an der SWN-Skala um 20 Punkte bzw. um 25%, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Patienten das Medikament langfristig weiter einnehmen.

Ulla Satzger-Harsch, Ostfildern

Fortbildungsveranstaltung "Ergebnisse aus Beobachtungsstudien und deren Relevanz für die Behandlung psychiatrischer Patienten" am 5.11.05 in Hamburg, veranstaltet von Lilly Deutschland GmbH