Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2005; 2(1): 6
DOI: 10.1055/s-2005-951632
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Onkologie - Lokale Brachytherapie: Komplikationsarme Bestrahlung via Ballonkatheter

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Publikationsdatum:
12. September 2006 (online)

 

Rezidive nach operativ entferntem Mammakarzinom treten zu 80% am Ort des Primärtumors auf. Die Möglichkeit, über einen Ballonkatheter eine Strahlungsquelle, wie Iridium, direkt an diese Stelle zu bringen, schuf in den letzten 2 Jahren eine Alternative zur Bestrahlung der ganzen Brust.

Mit welchen Frühkomplikationen nach Brachytherapie mithilfe des MammoSite-Applikators zu rechnen ist, und wie Patientinnen das kosmetische Ergebnis beurteilen, war Thema der prospektiven Studie von K. Dowlatshahi, Rush University Medical Center, Illinois/USA, et al. (Arch Surg 2004; 139: 603-608). Die Autoren nahmen Patientinnen ab 40 Jahren mit histologisch gesichertem Carcinoma in situ, invasivem T1- oder T2-Mammakarzinom mit negativem Lymphknotenstatus und histopathologisch gesichert tumorfreien Wundrändern in die Studie auf.

Nach der Tumorresektion wurde ein Katheter mit einem doppellumigen Ballon in der Wundhöhle plaziert und mit Kochsalzlösung auf einen Durchmesser von 3-4 cm aufgefüllt. Der Abstand zwischen Haut und Ballon sollte mindestens 5 mm betragen, was sich bei einigen Patientinnen nicht erreichen ließ (s. Tab [1]). Die Brachytherapie mit der lokalen Iridiumstrahlungsquelle via Katheter wurde bei 112 Patientinnen (87%) ca. 48 Stunden nach Implantation für 5 Tage zweimal täglich mit jeweils 340 rad vorgenommen. Danach wurden die Katheter entfernt und die Patientinnen entlassen.

An Komplikationen wurden nur in der Anfangsphase in vier Fällen eine Ballonruptur mit Flüssigkeitsaustritt beobachtet, wobei zwei Fälle mit Manipulationen während der Operation zusammenhingen. Bei sechs Patientinnen musste der Ballonkatheter entfernt und auf äußerliche Bestrahlung übergegangen werden, da die Entfernung Haut-Ballon sich als zu gering erwies, um Nekrosen ausschließen zu können. Dazu neigten besonders Patientinnen mit hautnahen, medial gelegenen Tumoren, kleiner Brust und wenig subkutanem Fettgewebe. Dieses Problem kann, so Dowlatshahi, durch geeignete Präparation der Subkutis oder durch Injektion von Kochsalz vor jeder Behandlung gelöst werden.

Infektionen der Wundhöhle traten bei sieben Patientinnen (6%) auf, die durch einen nahen Ballon-Haut-Abstand begünstigt wurden. Vorübergehende Hautirritationen wie Rötung (bei 28 Frauen), geringe Teleangiektasien der Haut direkt über dem Ballon (12 Fälle) und die Bildung von Bläschen auf der Haut (9 Fälle) waren relativ häufig. Bei zehn Frauen bildete sich nach Entfernung des Ballonkatheters ein Serom, das unter sonographischer Kontrolle punktiert wurde. In den ersten 24 Stunden empfanden die Patientinnen nach der Implantation ein Spannungsgefühl in der Brust, danach wurde der Katheter gut toleriert. Das kosmetische Ergebnis wurde von 80% als "sehr gut" bis "gut", von 15% als "zufriedenstellend" und von 5% als "schlecht" beurteilt.

Mammafrühkarzinom: 6 x 8 cm großer, echoarmer, unregelmäßiger und unscharf begrenzter Tumor (Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme 2001).