Z Gastroenterol 2006; 44(10): 1047-1051
DOI: 10.1055/s-2006-92
Kasuistik

© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Massive gastrointestinale Blutung eines 28-jährigen Patienten mit intestinalem Befall eines Morbus Behçet

Massive Hemorrhage in a 28-Year-Old Male Patient with Intestinal Behçet’s DiseaseM. Waldner1 , C. Schimanski1 , W. Klaas2 , F. Bittinger3 , M. Pitton4 , M. Korenkov5 , R. Kiesslich1 , M. Neurath1 , P. Galle1 , S. Kanzler1
  • 1I. Medizinische Klinik, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
  • 2III. Medizinische Klinik, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
  • 3Institut für Pathologie, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
  • 4Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
  • 5Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
Further Information

Publication History

Manuskript eingetroffen: 28.3.2006

Manuskript akzeptiert: 5.5.2006

Publication Date:
25 October 2006 (online)

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Zusammenfassung

Ein 28-jähriger kuwaitischer Patient wurde nach einer Synkope bei einer unteren gastrointestinalen Blutung in die Notaufnahme unserer Klinik eingewiesen. Bei einem vorangegangen Krankenhausaufenthalt in Kuwait war die Diagnose eines Morbus Behçet gestellt worden, nachdem bei dem Patienten zahlreiche orale und genitale Ulzera sowie eine Uveitis anterior und ein Erythema nodosum aufgetreten waren. Initial konnte in der Endoskopie keine Blutungsquelle gefunden werden. Im Verlauf kam es trotz immunsuppressiver Therapie mit Steroiden erneut zu massiver Hämatochezie. Koloskopisch konnte die Blutungsquelle nicht identifiziert werden. Angiographisch konnte eine umschriebene punktuelle Blutungsquelle im Colon transversum nahe der linken Flexur dargestellt werden, welche mittels superselektiver Coil-Embolisation behandelt wurde. Nachdem es zu einer ausgeprägten Rezidivblutung kam, wurde die Entscheidung zur operativen Sanierung getroffen. Es erfolgte eine subtotale Kolektomie mit stumpfem Verschluss des Rektums und Anlage eines passageren endständigen Ileostomas. In der Histologie fanden sich Einblutungen im Bereich der Submukosa und Mukosa mit einer begleitenden Ulzeration in diesem Bereich und einem lymphozytären Entzündungsinfiltrat der Schleimhaut. Postoperativ traten keine weiteren Blutungen auf. Die immunsuppressive Behandlung wurde um Azathioprin erweitert, worunter im weiteren Verlauf auch die übrige Symptomatik, wie orale und genitale Ulzera, regredient war. Aufgrund der höheren Prävalenz des Morbus Behçet in orientalischen und asiatischen Ländern stellt dieser eine wichtige Differentialdiagnose der gastrointestinalen Blutung bei Patienten dieser Herkunft dar.

Abstract

A 28-year-old man was admitted to the emergency room of our hospital after syncope and acute gastrointestinal bleeding. On the basis of numerous oral and genital ulcerations as well as uveitis anterior and erythema nodosum, the diagnosis of Behçet’s disease had been confirmed previously. The bleeding focus could not be detected by endoscopy. During the next days recurrent massive hemorrhages occurred in spite of immunosuppressive therapy with steroids. Angiography revealed a circumscribed bleeding source in the colon transversum near the left colonic flexure, which was treated by superselective coil embolization. A massive hemorrhage reoccurred and required a surgical approach with a Hartmann procedure. Histology depicted bleeding into the submucosa and mucosa and an ulcer in this area as well as lymphatic infiltration of the mucosa. Immunosuppressive therapy was intensified with azathioprine and resulted in a dramatic improvement of the oral and genital ulcers. In addition, no further gastrointestinal hemorrhage occurred. Due to its higher prevalence in patients from eastern Asia, Behçet’s disease poses an important differential diagnosis of intestinal hemorrhage in patients of this descent.