Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(1): 7
DOI: 10.1055/s-2006-932265
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Opioidtherapie - Abhilfe bei stärkeren chronischen Schmerzen

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Publication Date:
14 February 2006 (online)

 
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Das Opioidpräparat Tilidin/Naloxon[1] eignet sich gut zur Therapie mäßig starker bis starker Schmerzen bei älteren Patienten. Das Schmerzmittel wird nicht über relevante Leberenzymsysteme abgebaut und erfordert bei Niereninsuffizienz keine Dosisanpassung. Das ist wichtig für ältere Patienten, da ihre Nierenfunktion um die Hälfte reduziert ist. Außerdem werden sie wegen verschiedener Grundkrankheiten im Mittel mit sieben Medikamenten behandelt, was das Risiko für Arzneimittelwechselwirkungen erhöht.

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Metabolisierung unabhängig vom Cytochrom-P450-System

Gefragt sind deshalb Schmerzmittel, deren Metabolite nicht kumulieren und die wenig Interaktionen mit anderen Pharmaka eingehen. Von den Opioidanalgetika werden nur Tilidin/Naloxon und Hydromorphon unabhängig vom Cytochrom-P450-System metabolisiert, sagte Dr. Uwe Junker vom Sana Klinikum Remscheid beim Schmerzkongress in Bremen. Für ältere Patienten sei retardiertes Tilidin/Naloxon in Kombination mit peripher wirksamen Analgetika erste Wahl bei stärkeren Schmerzen. Die Therapie kann bei Bedarf mit wirkstoffgleichen schnell freisetzenden Tropfen kombiniert werden und zeichnet sich durch gute Verträglichkeit aus. "Obstipationen sind damit selten", sagte Junker. In einer Anwendungsbeobachtung bei über 18500 ambulant behandelten Schmerzpatienten schnitt Tilidin/Naloxon im Patientenurteil gut ab. Die im Mittel 62 Jahre alten Patienten erzielten mit dem mittelstarken Opioid auf einer 10-Punkte-Schmerzskala eine Reduktion von sieben auf drei Punkte und eine Verbesserung der Funktionalität um mehr als die Hälfte. "Nebenwirkungen wurden nur bei 2% der Patienten gemeldet", sagte Junker. Wegen der geringen Organtoxizität könne die Therapie mit Tilidin/Naloxon lange auf Stufe 2 des WHO-Stufenschemas fortgeführt werden, bei Bedarf auch in höherer Dosierung. Ein Überspringen dieser Therapiestufe oder eine zu frühe Einstellung auf starkwirksame Opioidanalgetika der Stufe 3 sei weder nötig noch empfehlenswert.

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Einfache Schmerztherapie mit wenigen Nebenwirkungen

Das Opioid Tilidin wird nach der Resorption rasch zu der analgetisch aktiven Substanz Nortilidin umgewandelt, die durch die Stimulation des endogenen schmerzhemmenden Systems die Schmerzempfindung herabsetzt. Der Opioidantagonist Naloxon verhindert weitgehend den Missbrauch durch opioidabhängige Patienten. Daher unterliegt das Medikament nur der einfachen Rezeptpflicht. Besonders ältere Patienten mit eingeschränkter Mobilität brauchen, zumindest wenn sie allein leben, eine möglichst einfache Schmerztherapie, sagte Dr. Christian Dierke-Dzierzon aus Bonn. Auch diesbezüglich sei retardiertes Tilidin/Naloxon günstig, weil es langfristig nur zweimal täglich nach einem festen Zeitschema und unabhängig von der Nahrungsaufnahme eingenommen wird. Dabei könne die Dosis bei Patienten mit ausgeprägter zirkadianer Rhythmik im Schmerzverlauf zur Nacht niedriger gewählt werden, sagte der Schmerztherapeut. Es sei auch möglich, die zur Verfügung stehenden Wirkstärken miteinander zu kombinieren.

Dr. med. Beate Grübler, Hannover

Quelle: Pressegespräch "Schmerztherapie in Klinik und Praxis - Enge Zusammenarbeit sichert Behandlungserfolg", Oktober 2005 in Bremen, veranstaltet von Pfizer GmbH.

1 Valoron® N retard, Pfizer GmbH

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