Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(1): 8
DOI: 10.1055/s-2006-932267
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Alarmierend unterversorgt - Ältere Tumorpatienten werden anders behandelt

Further Information

Publication History

Publication Date:
14 February 2006 (online)

 
Table of Contents

    Alarmierend unterversorgt sind geriatrische Krebspatienten in Deutschland, berichtete Dr. Ulrich Wedding, Jena, anlässlich der 13. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie in Fulda: Obwohl bereits jetzt weit mehr als die Hälfte aller Tumorpatienten über 65 Jahre sind, mit noch steigender Tendenz! Der Einfluss von Parametern wie reduzierte Lebenserwartung, Einschränkung der Funktionalität, Komorbiditäten sowie veränderte pharmakokinetische und -dynamische Aspekte werden bei älteren Patienten häufig unterbewertet. Zudem, berichtete Dr. Ralf Angermund, Janssen-Cilag Neuss, würden innerhalb von Studien ältere Patienten kaum berücksichtigt. Wobei das nicht zu verstehen sei, seien sie doch das künftige Patientenklientel, meinte er. Teilweise, bemängelte er, fehle sogar in der Literatur eine saubere Definition des älteren Patienten.

    Prof. Dr. Dr. Gerald Kolb, Lingen/Ems, ergänzte, dass über 70-Jährige zu 70% Einschränkungen ihrer körperlichen Funktionen und Selbstversorgungsfähigkeit zeigen, rund 40% bereits dement sind und/oder eine Depression und/oder eine Mangelernährung aufweisen. Weiterhin nehmen 40% mehr als sieben Medikamente ein. Außerdem, berichtete Wedding weiter, wird bei alten Menschen eine Krebserkrankung seltener bei Früherkennungsuntersuchungen festgestellt und meist nicht durch histologische Untersuchungen abgesichert. Stattdessen, betonte der Referent, würden weitere Behandlungsentscheidungen eher "spontan" getroffen. Insofern hat die Ortho Biotech, ein Unternehmen der Janssen-Cilag GmbH, die "IN-GHO" (Initiative Geriatrische Hämatologie und Onkologie) gegründet. Mit ihrer Hilfe werden neue diagnostische und therapeutische Standards geschaffen und sollen praktische Entscheidungshilfen für den ärztlichen Alltag geben. Damit das möglich wird, arbeiten Onkologen, Hämatologen und Geriater derzeit am Aufbau eines Patientenregisters. Es soll zirka zwei- bis dreitausend ältere Patienten mit verschiedenen Tumorentitäten erfassen. Erste komplette Daten erwartet man für Frühjahr/Sommer 2007. Vorher sollen jedoch Einblicke in das Register aus der Pilotphase im Frühjahr 2006 möglich sein. In Kürze werden alle Infos unter www.in-gho.de zur Verfügung stehen.

    Dr. med. Nana Mosler, Wiesbaden

    Quelle: "IN-GHO - Die Initiative Geriatrische Hämatologie und Onkologie." November 2005 in Fulda, veranstaltet von der ORTHO BIOTECH GmbH, Neuss.