Mittlerweile über 1000 hundert Versandapotheken (= Offizin-Apotheker mit Zulassung als Versandapotheker) konkurrieren um deutsche Kunden. Doch das Versandgeschäft tröpfelt seit seiner Zulassung am 1.1.2004 - bis auf einige Ausnahmen - eher vor sich hin. Die von vielen innovativen Apothekern fieberhaft erhofften Umsatzzuwächse [[1] „Marktpotential 2015 bis 12 %”] sind nur für wenige Betriebe Wirklichkeit geworden [[2] „Marktanteil 2005 0,34 %”]. Ein Grund ist sicher die, zum Beispiel von der Stiftung Warentest bemängelte Beratungsqualität [[3] „Jede zweite Apotheke mangelhaft”]. Übrigens ein Problem, so beispielsweise die Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen, das auch die wohnortnahe öffentliche Offizin oftmals hat [[4] „qualifizierte Beratung in Apotheken nur gering dosiert”]. Eine mögliche Abhilfe könnte die Zusammenarbeit von Versandapotheken mit Krankenkassen sein, besonders wenn qualifizierte Sonderverträge Beratungs- oder Lieferqualität sichern. Solche Verträge, so hat jetzt die Deutsche Presseagentur (dpa) in Hamburg recherchiert, werden mittlerweile immer häufiger abgeschlossen [5].
Rahmenvereinbarungen mit Online-Apotheken
Rahmenvereinbarungen mit Online-Apotheken
Beispielsweise ermuntern Krankenkassen in Norddeutschland, so dpa, ihre Mitglieder zur Nutzung von Versandapotheken. Viele Kassen haben entsprechende Rahmenvereinbarungen mit Online-Apotheken im In- und Ausland abgeschlossen. Die Versicherten der DAK (www.dak.de) kaufen derzeit rund 0,8 % ihrer Medikamente bei entsprechenden Apotheken ein, sagte Pressesprecher Frank Meiners. Das Versandpotential schätzt er für die kommenden fünf Jahre auf 7-10 %, die Mitglieder werden per Mitgliederzeitschrift und Internet informiert. Die Einsparung für die Mitglieder sei bei rezeptfreien Medikamenten von Fall zu Fall unterschiedlich hoch. Bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln könne zumindest ein Teil der Rezeptgebühr gespart werden. Auch der Hamburger Geschäftsstellenleiter der Siemens Betriebskrankenkasse (SBK, www. sbk.org), Horst Ramisch, sieht im Versandhandel eine gute Möglichkeit, den Kostensteigerungen bei Medikamenten etwas entgegenzusetzen. „Wir informieren unsere Mitglieder sehr intensiv darüber”. Die Kasse hat mit der „Europa Apotheek” (www.europa-apotheek.de) im niederländischen Venlo außerdem eine Rabatt-Vereinbarung getroffen. Bei rezeptpflichtigen Medikamenten können so bis 50 % oder mehr bei der gesetzlichen Zuzahlung gespart werden. Bei rezeptfreien Medikamenten beträgt die Ersparnis bis zu 35 %. „Das funktioniert sehr gut”, sagte Ramisch. Bisher liege der Umsatzanteil von Versandapotheken bei der SBK bei etwa 1,5 %. Bei rund 200 Millionen Euro Arzneimittelgesamtkosten 2005 ergeben sich erhebliche Sparmöglichkeiten. Auch die Techniker Krankenkasse (TK - www.tk-online.de) in Hamburg weist ihre Mitglieder zum Beispiel im Internet auf verschiedene Versandapotheken hin. Die Ersparnis könne je nach rezeptfreiem Medikament bis zu 30 % betragen. „Wir bewerben das aber nicht offensiv”, sagte Pressesprecherin Antja Walther, „es ist ein Angebot. Zudem sollten die Kunden die Lieferzeit von zwei bis drei Tagen berücksichtigen.” Auch das Bundesgesundheitsministerium begrüßt mittlerweile nicht mehr überschwenglich den Arzneimittel-Versandhandel, sondern empfiehlt Kaufinteressenten prinzipiell den Umweg über die Krankenkassen [8], womit sich der erhoffte kostensparende Effekt des Versandhandels durch den finanziellen Aufwand zusätzlich notwendiger (Kassen-)Beratung teilweise wieder aufhebt.
Wachsendes Problem: Produkt-Piraterie
Wachsendes Problem: Produkt-Piraterie
Wie jedoch das wachsende Problem mit Produkt-Piraterie („Arzneimittel-Fälschung”), besonders bei Lifestyle-Medikamenten, in den Griff gebracht werden soll, ist bislang noch unklar [6]. Nicht zuletzt, weil vielen Verbrauchern oftmals nicht transparent ist, welche der ebenfalls für den deutschen Arzneimittel-Versandhandel formal zugelassenen europäischen Internetapotheken zum Beispiel in Holland oder Großbritannien seriös sind, welche keine Zulassung für den deutschen Markt haben oder bei welchen Internetangeboten es sich nicht einmal um Apotheken handelt. Auch der Versuch des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA, www.bvdva.de), seine Mitglieder mit Hilfe eines neu geschaffenen Qualitätssiegels von unseriösen Anbietern abzugrenzen [7], dürfte außerhalb Deutschlands wenig Erfolg zeigen - das Siegel gilt nur in der Bundesrepublik.