Zentralbl Gynakol 2006; 128(4): 207-212
DOI: 10.1055/s-2006-933430
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gynäkologische Betreuung von Patientinnen mit HNPCC-Syndrom und deren Familien

Gynecological Outpatient Management in HNPCCK. Bach1 , J. Preyer2 , A. Jensen3 , J. T. Epplen1 , E. Kunstmann1
  • 1Humangenetik Ruhr-Universität Bochum
  • 2Praxis für Gynäkologie, Dortmund
  • 3Universitätsfrauenklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum
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Publication Date:
11 July 2006 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Bei Patientinnen, die vor dem 45. Lebensjahr an einem Endometrium- oder Ovarialkarzinom erkranken, besteht Verdacht auf das erbliche Tumorsyndrom HNPCC (hereditäres nicht-polypöses kolorektales Karzinom). Die diagnostische Abgrenzung des HNPCC-Syndroms von sporadischen Tumorerkrankungen bereitet im Praxisalltag Schwierigkeiten, ist aber folgenschwer. Zur Evaluation der ambulanten Versorgungssituation von Patientinnen mit HNPCC-Syndrom wurde ein standardisiertes Interview durchgeführt. Kollektiv und Methoden: 36 ambulant tätige GynäkologInnen wurden befragt, die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS 12.0. Ergebnisse: Die Familienanamnese, frühes Erkrankungsalter und das Auftreten von Zweitmalignomen wird von der Mehrzahl der Befragten als richtungsweisend für ein erbliches Tumorsyndrom benannt. Patientinnen, die vor dem 45. Lebensjahr an einem Endometrium- oder Ovarialkarzinom erkrankten, werden als besonders gefährdet eingestuft und intensivierte Nachsorge eingeleitet. Von 72 % der befragten GynäkologInnen wurden Patientinnen behandelt, bei denen aufgrund der Bethesda-Kriterien Verdacht auf ein HNPCC-Syndrom besteht. Von der Hälfte dieser Ärzte wurde jedoch keine Patientin mit der Diagnose HNPCC geführt. Das Spektrum der fachspezifischen Vorsorgeuntersuchungen wurde für diese Patientinnen nicht ausgeschöpft und das interdisziplinäre Betreuungskonzept zu selten eingeleitet. Schlussfolgerung: Die Diagnostik bei Patientinnen mit Verdacht ein HNPCC-Syndrom und deren Behandlung im Praxisalltag sollte gemäß den Leitlinien optimiert werden. Diese Arbeit wurde von der Deutschen Krebshilfe gefördert.

Abstract

Objective: Female patients with diagnosis of endometrial or ovarian cancer before the age of 45 are suspicious of hereditary non-polyposis colorectal cancer (HNPCC). In the daily routine it is difficult to distinguish between HNPCC and sporadic cancer, however, the consequences are severe. A standardised interview was conducted to evaluate the management of HNPCC-patients in medical practice. Cohort and methods: 36 gynecologists working in medical practice were interviewed, statistical analyses were performed with SPSS 12.0. Results: Most of the gynecologists refer to a hereditary tumor syndrome in consideration of family history, diagnosis at early age and synchronous or metachronous cancer. Patients with endometrial or ovarian cancer before the age of 45 years were rated as high risk patients. 72 % of the gynecologists take care of female patients suspicious of HNPCC according to the Bethesda criteria, even though half of these do not consider that diagnosis. Gynecological surveillance examinations are not fully taken into account. The interdisciplinary surveillance concept is rarely initiated. Conclusion: The current surveillance recommendation for patients suspicious of HNPCC should be applied more often in the daily routine of gynecological outpatient management. Sponsored by Deutsche Krebshilfe.

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