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DOI: 10.1055/s-2006-933647
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Wilting et al. Bipolar Disorders, 2005:7:274-280 - Drug-drug interactions as a determinant of elevated lithium serum levels
Publication History
Publication Date:
03 March 2006 (online)
Patientin J.F, weiblich, geboren 29.06.1976. Die Patientin befindet sich seit April 2004 in meiner ambulanten Behandlung.
Frage: Welche medikamentösen Interaktionen bewirken eine klinisch relevante Lithiumspiegelerhöhung?
Einschlusskriterien: mind. 18 Jahre, mind. 3 Monate Li-Therapie. 2 vorangegangene Serumspiegel im therapeutischen Bereich. Erhöhung mind. auf > 1,3 mmol/l und 50% vom vorangegangenen Wert
Ausschlusskriterien: Patienten mit einer Lithium-Einnahme in suizidaler Absicht
Studiendesign: Datenerhebung im Rahmen einer retrospektiven Multicenter Studie, eingeschlossen wurden ambulante und stationäre Lithium-Langzeitpatienten
Studienort: 12 niederländische Kliniken nahmen an der Studie teil
Intervention: Es wurden 4 potenzielle Medikamentengruppen retrospektiv als ein möglicher Faktor bzgl. einer Lithiumerhöhung untersucht, NSAID, ACE-Hemmer, Diuretika, Antibiotika. Für den Zeitraum 1997-2003 wurden retrospektiv die Daten erhoben. 51 Patienten wurden erfasst, die eine Lithiumerhöhung in diesem Zeitraum zeigten, weitere 51 Patienten mit einer Lithiumtherapie ohne Erhöhung dienten als Kontrollgruppe
Outcome: Erhöhung mind. auf >1,3 mmol/l und 50% vom vorangegangenen Lithium-Wert. Wurde retrospektiv ein Tag der Erhöhung festgestellt, wurde dieser als "Index-date" benutzt, dieser wurde dann als Referenztag für die Kontrollgruppe ohne Erhöhung verwendet. Weiterhin fand eine Unterteilung in "Starters" und "Users" bzgl. der Einnahme von potenziellen Interaktionsmedikamenten (ACE-Hemmer, NSAID, Diuretika, Antibiotika) statt (Per Definitionem war das Zeitfenster 14 Tage vor dem eigentlichen "Index-date" für die NSAID- und Antibiotikaeinnahme, um in die Gruppe der "Starters" zu kommen, ACE-Hemmer und Diuretika hatten ein Zeitfenster von 30 Tagen bezogen auf 120 Tage Beobachtungszeitraum
Resultat: Beide Gruppen ("Cases & Controlls") konnten verglichen werden. Cases zeigten eine Erhöhung durchschnittl. von 107% (range: 50-369%), 15 "Cases" mit potenziellen IA-Medikation wiesen eine Erhöhung auf. Bei beiden Gruppen ("Starters & Users") fand man die größte Gruppe unter der Antibiotikaeinnahme (jeweils 7). Die Kontrollgruppe hatte 5 mögliche Interaktionsmedikamente, es zeigte sich jedoch keine Erhöhung unter Antibiotikagabe. Es fand sich ein weiterer Faktor, der statistisch signifikant eine Erhöhung des Lithiumspiegels bewirkte, die "unregelmäßige Einnahme" von Lithium
Kommentar: Klinisch relevant sind Co-Medikationen, unabhängig ob Neubeginn oder bereits bestehend. Auch ist eine Ungenauigkeit bzgl. der Einnahme von Lithium durch den Patienten klinisch relevant bzw. statistisch signifikant. An erster Stelle bzgl. möglicher Interaktionen unter einer Lithiumtherapie sind nicht nur die klassischen Medikamentengruppen wie z. B. ACE-Inhibitoren, Diuretika, sondern auch eine mögliche Antibiotikatherapie kann zu einer Erhöhung des Lithiumspiegels führen, diesbzgl. muss diskutiert werden, ob eine Wechselwirkung oder der zugrunde liegende Infekt (Diarrhoe, Fieber, allgemein Flüssigkeitsverlust) als eine Ursache gesehen werden muss. Ziel war es, den "klinischen Fall" für den praktisch tätigen Arzt zu erfassen, es sollte keine "klassische Pharma-Studie" mit der Untersuchung der Pharmakokinetik bzw. der Pharmakodynamik bei einer Lithiumtherapie durchgeführt werden
Heribert Kirchner, Rheinische Kliniken Essen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, E-Mail: Heribert.Kirchner@lvr.de
Quelle: Wilting I, Movig KL, Moolenaar M, Hekster YA, Brouwers JR, Heerdink ER, Nolen WA, Egberts AC. Bipolar Disord 2005; 7 (3): 274-80