Epilepsien zählen mit einer Prävalenz von 1 bis 2% der Bevölkerung zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen, erklärte Prof. Dietz Rating Heidelberg[1]. 0,7% weisen zurzeit eine aktive Epilepsie auf. "Wir müssen dabei zwischen zerebralen Anfällen und epileptischen Anfällen unterscheiden". Im Kindesalter sind so genannte Gelegenheitsanfälle besonders häufig. 2 bis 5% aller Kinder erleiden mindestens einmal in ihrem Leben einen. Nur dann, wenn mehrere rezidivierende Anfälle auftreten, ohne dass äußere Anzeichen vorliegen, spricht man von einer Epilepsie. Ursachen können z.B. ZNS-Läsionen, virale Infekte, oder Stoffwechselstörungen sein.
"Je nach Hirnentwicklungszustand können Epilepsien auch selbst zu Hirnschäden führen, deswegen ist es extrem wichtig, dass wir die Epilepsie behandeln und am besten die Anfälle unterdrücken", forderte Rating. Dies bestätigte auch Prof. Gerd Kurlemann, Münster. Gerade bei Kindern ist die Behandlung eine besondere Herausforderung, für ein Optimum an Lebensqualität ist neben der Reduktion der Anfälle eine möglichst nebenwirkungsarme Behandlung erforderlich. Insbesondere kognitive Nebenwirkungen können Schul- und Berufsausbildung der Patienten beeinträchtigen, aber auch Gewichtszunahme, Schlafstörungen und Nebenwirkungen auf Knochenstoffwechsel und Haut können auftreten.
Bei Patienten im Alter von vier bis sechszehn Jahren
Die EMEA (europäische Arzneimittelbehörde) hat jetzt aufgrund der Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Kindern die Zulassung von Levetiracetam (Keppra®) um die Zusatztherapie von fokalen Epilepsien bei Patienten im Alter von vier bis sechszehn Jahren erweitert.
Prof. Florian Heinen, München, stellte die neuesten Studienergebnisse mit Levetiracetam vor. So liegt die Responderrate der Add-on-Therapie bei Patienten mit fokaler Epilepsie dosisabhängig in drei randomisierten plazebokontrollierten Multizenterstudien zwischen 28-41% (Privitera M. Epilepsia 2001). Laut Heinen ist dieses Ergebnis bei dieser problematischen Gruppe als "gut" zu beurteilen. In weiteren Studie wurden sogar Responderraten bis zu 60% erzielt (z.B. Grosso S et al. Seizure 2005), in Bezug auf Wirksamkeit und Verträglichkeit scheinen dabei keine relevanten Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern und Jugendlichen bei der Zusatztherapie mit Levetiracetam bei fokalen und generalisierten Epilepsien zu bestehen (z.B. Vigevano F. J Child Neurol 2005).