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DOI: 10.1055/s-2006-939790
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Altersdepression - Moderne Antidepressiva im Fokus
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
26. April 2006 (online)
- Mögliche Interaktionen mit anderen Medikamenten beachten
- Venlafaxin wird besser vertragen als klassische Trizyklika
Psychische Störungen, besonders bei älteren Patienten, werden oft nicht rechtzeitig erkannt und demzufolge allzu selten auch adäquat therapiert. Die verspätete Diagnosestellung führt häufig dazu, dass vielen älteren Patienten ein aktives Seniorenleben vorenthalten bleibt. Dem steht die Tatsache gegenüber, dass mit Hilfe standardisierter Fragebögen, wie etwa dem ICD-10-Fragebogen, die Diagnose einer Depression durchaus möglich ist.
#Mögliche Interaktionen mit anderen Medikamenten beachten
Sinnvoll ist die Therapie einer Depression ungeachtet des Alters, wie die folgenden Zahlen belegen: Demnach führt eine adäquate Behandlung bei 60 bis 70% der Patienten zu einer nachhaltigen Besserung der Symptome. Gerade bei älteren Patienten muss jedoch immer auf mögliche Interaktionen mit anderen Medikamenten geachtet werden, wie Dr. Gabriel Eckermann aus Kaufbeuren betonte.
Klinisch relevant sind insbesondere Substanzen, die den gleichen Abbaumechanismus, etwa das Cytochrom-P-450 System (CYP) benutzen. Wie Eckermann weiter ausführte, ist beispielsweise Fluoxetin einer der stärksten CYP-Inhibitoren. "Dies ist vor allem bei der Kombination mit Trizyklika klinisch relevant", sagte Eckermann.
Das sSNRI Duloxetin hingegen inhibiert den Abbau lipophiler Betablocker (z.B. Metoprolol). Carbamazepin und Rifampicin wiederum gehören zu den Induktoren. Dies ist klinisch vor allem bei der Kombination mit einigen Antikonvulsiva und Antikonzeptiva bedeutsam.
#Venlafaxin wird besser vertragen als klassische Trizyklika
Für ältere Patienten mit Depression sind moderne Substanzen wie SSRI oder sSNRI vor allem wegen der besseren Verträglichkeit und dem geringeren Interaktionspotential den älteren Wirkstoffen vorzuziehen.
Insbesondere bei einigen SSRI (Fluvoxamin, Paroxetin und Fluoxetin) ist allerdings auf ein nicht zu vernachlässigendes Interaktionspotential mit kardiologisch relevanten Medikamenten zu achten, die ja bei nahezu jedem älteren Menschen eine Rolle spielen. Gerade beim älteren Menschen empfiehlt sich daher der Einsatz eines sSNRI wie Venlafaxin. Der Grund: Venlafaxin ist hoch wirksam und zugleich nebenwirkungsarm. Darüber hinaus scheint der Wirkstoff kein klinisch relevantes Interaktionspotential zu haben.
Schließlich ist auch wichtig, dass Venlafaxin aufgrund seines dualen Wirkmechanismus ein sehr breites Wirkspektrum aufweist und besser vertragen wird als die klassischen Trizyklika.
Alexander Wehr, Hamburg
Quelle: Pressegespräch "Depression - Neues Wissen für die Therapie", Februar 2006 in Hamburg. Veranstalter: Wyeth Pharma GmbH, Münster