Aktuelle Neurologie 2006; 33(9): 485-491
DOI: 10.1055/s-2006-940087
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schmerzscreening in der Neurologie - eine verantwortungsvolle Aufgabe des Neurologen?

Pain Screening in Neurology - Responsibility of the Neurologist?K.  Gerbershagen1 , H.  J.  Gerbershagen2 , L.  Lachenmayer3
  • 1Neurologische Klinik, Krankenhaus Merheim, Kliniken der Stadt Köln gGmbH
  • 2Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universität zu Köln
  • 3Neurologische Abteilung, Asklepios Klinik Barmbek, Hamburg
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Publication Date:
21 August 2006 (online)

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Zusammenfassung

Schmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden in der Allgemeinbevölkerung. In klinischen Subpopulationen wurde das Vorkommen von Schmerzen bisher nur sporadisch untersucht. Mit der hier vorgestellten Arbeit soll mittels eines validierten epidemiologischen Schmerzfragebogens Prävalenz, Schwere und Chronizität von Schmerzen ermittelt werden, um Rückschlüsse auf das Vorkommen von Schmerzen bei stationär neurologischen Patienten ziehen zu können. 400 konsekutiv stationär aufgenommene Patienten der neurologischen Abteilung der Asklepios Klinik Barmbek, Hamburg, wurden darum gebeten, unseren Selbstevaluationsfragebogen auszufüllen, der verschiedene Abschnitte beinhaltete: Soziodemografische und sozioökonomische Fragen, Fragen zu Schmerzen, zur Inanspruchnahme des Gesundheitssystems und Fragen zu Angst, Depression und habituellem Wohlbefinden. Von den befragten 400 Patienten beklagten 320 (80 %) Schmerzen. Mit Bezug auf die ICD-Diagnosen ist keiner der Patienten primär zur Behandlung von Schmerzen aufgenommen worden. Zwei Drittel der befragten Patienten mit Schmerzen müssen als „chronische Schmerzpatienten” bezeichnet werden. Patienten mit Schmerzen weisen signifikant höhere Depressionswerte und eine reduzierte Lebensqualität auf. Die hohen Schmerzprävalenzen bei stationär neurologischen Patienten rechtfertigen ein Schmerzscreening, um klinisch bedeutsame Schmerzen zu erfassen. Damit kann der Neurologe eine entscheidende Rolle in einem interdisziplinären Behandlungsansatz spielen und für den Patienten eine weitere Chronifizierung seiner Schmerzen mit den bekannten negativen bio-psycho-sozialen Konsequenzen verhindert werden.

Abstract

Pain represents a frequent and common problem in the general population. In clinical subpopulations the prevalence of pain has only been sporadically investigated. The aim of this study was to determine prevalence, severity and chronicity of pain among neurological inpatients with the help of a validated, epidemiological questionnaire. 400 consecutive neurological inpatients of the Neurological Department of a general hospital in Hamburg, Germany, were asked to participate and to fill in our self-administered epidemiological questionnaire including different sections demographic and socio-economic questions, questions concerning pain, health care utilization, anxiety, diagnostic screening for anxiety, depression and habitual well-being. 320 patients (80 %) complained of pain. With reference to the ICD index diagnosis, no patient had primarily been admitted for the treatment of pain. Two-thirds of this subgroup must be considered as „chronic pain patients”. Patients with pain exhibit significantly higher depression rates and experience a lower health-related quality of life. The high prevalence of pain among neurological inpatients justifies a pain screening procedure in order to record clinically significant pain. The neurologist can play an important role in an interdisciplinary treatment plan and can thereby possibly prevent further chronicity with the known negative bio-psycho-social consequences for the patient.

Literatur

Dr. Kathrin Gerbershagen

Neurologische Klinik · Krankenhaus Köln-Merheim · Kliniken der Stadt Köln gGmbH

Ostmerheimer Straße 200

51109 Köln

Email: gerbershagenk@kliniken-koeln.de