Kardiologie up2date 2006; 2(3): 218-225
DOI: 10.1055/s-2006-944742
Hotline - Koronare Herzerkrankung und Arteriosklerose
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prognostische Bedeutung der endothelialen Dysfunktion

Ascan  Warnholtz, Johanna  Buse, Philipp  Wild, Thomas  Münzel
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Oktober 2006 (online)

Preview

Einleitung

Ursprünglich bezeichnete der Begriff „endotheliale Dysfunktion” eine verminderte Reaktion auf endothelabhängige Dilatatoren. Heute wissen wir, dass auch eine „Endothelaktivierung” eine wichtige Rolle spielt. Darunter versteht man in erster Linie ein proinflammatorisches, prokoagulatorisches und proproliferatives Milieu, das den Beginn oder die Unterhaltung des atherosklerotischen Prozesses begünstigt. Die endotheliale Dysfunktion ist mithin das erste klinisch fassbare Zeichen einer Atherosklerose.

Risikofaktoren. Kardiovaskuläre Risikofaktoren, die nachweislich zu einer endothelialen Dysfunktion führen, sind die arterielle Hypertonie, das metabolische Syndrom, Diabetes mellitus Typ I und II, Hypercholesterinämie und Rauchen, aber auch eine familiäre Disposition und die Herzinsuffizienz. Weitere Faktoren sind Bewegungsmangel, das Alter und die Postmenopause.

Ätiologie. Die Einmalgabe einer hohen Dosis an Vitamin C ist ausnahmslos in der Lage, die endotheliale Dysfunktion zu korrigieren, was als Nachweis für die herausragende Rolle reaktiver Sauerstoffspezies als Verursacher der endothelialen Dysfunktion gewertet werden kann. Neuere Untersuchungen belegen, dass die endotheliale Dysfunktion in koronaren und peripheren Leitungs- und Widerstandsgefäßen auch eine prognostische Bedeutung besitzt. ACE-Hemmer und Statine verbessern die Endothelfunktion und gleichzeitig die Prognose von Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung. Dagegen können organische Nitrate und eine chronische Behandlung mit Vitamin E und C eine endotheliale Dysfunktion oder sogar eine Verschlechterung der Prognose bewirken.

Pathogenese. Das Endothel spielt aufgrund der Freisetzung vasokonstriktorisch und vasodilatatorisch wirksamer Moleküle eine herausragende Rolle bei der Regulierung des Gefäßtonus. Zu den am besten untersuchten endothelialen Vasodilatatoren gehören Stickstoffmonoxid (NO) und Prostazyklin (PGI2). Neuere Erkenntnisse weisen darauf hin, dass nahezu alle kardiovaskulären Risikofaktoren eine endotheliale Dysfunktion auslösen können. Diese ist charakterisiert durch eine verminderte vaskuläre Bioverfügbarkeit von NO und Prostazyklin sowie durch eine erhöhte Bildung von Angiotensin II und Endothelin bzw. eine erhöhte Empfindlichkeit auf diese Vasokonstriktoren.

Dieser Übersichtsartikel behandelt in erster Linie die Mechanismen der endothelialen Dysfunktion, deren therapeutische Beeinflussung und ihre prognostische Bedeutung.

Literatur

Prof. Dr. T. Münzel

II. Medizinische Klinik · Johannes Gutenberg Universität Mainz

Langenbeckstraße 1 · 55131 Mainz

eMail: tmuenzel@uni-mainz.de