Intensivmedizin up2date 2007; 3(1): 41-52
DOI: 10.1055/s-2006-945089
Allgemeine Prinzipien der Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Endoskopie in der Intensivmedizin

Anja  Schaible, Peter  Sauer, Peter  Kienle
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Publication Date:
18 October 2007 (online)

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Kernaussagen

Bronchoskopie

Die Bronchoskopie ist die häufigste Endoskopie auf der Intensivstation. Die Indikationen sind vor allem die bronchoalveoläre Lavage, die Pneumonie und die schwierige Intubation. Wichtig bei der Bronchoskopie des beatmeten Patienten ist, das Bronchoskop passend zum Innendurchmesser des einliegenden Tubus zu wählen, eine Präoxygenierung vor der Untersuchung durchzuführen und auf ausreichende Ventilation während der Untersuchung zu achten.

Gastrointestinaltrakt: Blutungen

Therapeutisch steht die hämodynamische Stabilisierung des Patienten an erster Stelle. Dann wird bei einer oberen GI-Blutung eine Gastroskopie durchgeführt, die ggf. auch therapeutisch sein kann. Eine Blutung aus Ösophagus- oder Fundusvarizen wird kombiniert medikamentös und endoskopisch behandelt. Nicht-variköse Blutungen sind häufiger und meist bedingt durch Ulzera in Magen oder Duodenum. Diese Blutungen werden endoskopisch durch Sklerosierung oder Clips behandelt. Bei Helicobacternachweis sollte zusätzlich zur obligaten Therapie mit Protonenpumpenhemmern eine Eradikation eingeleitet werden, die die Rezidivblutungsrate deutlich senkt.

Bei einer unteren GI-Blutung wird nach hämodynamischer Stabilisierung zunächst eine Prokto- und Rektoskopie durchgeführt. Zeigt sich hierbei keine Blutungsquelle, wird eine Gastroskopie zum Ausschluss einer Blutungsquelle im oberen GI-Trakt angeschlossen. Bei negativem Ausgang entscheidet die hämodynamische Situation über das weitere Vorgehen: beim stabilen Patienten orthograde Darmlavage und Koloskopie, beim instabilen Angiographie.

Weitere Endoskopien

Früher galt eine postoperative Endoskopie nach Anastomosenanlage als kontraindiziert. In den letzten Jahren ist jedoch die Endoskopie zur Abklärung einer vermuteten Anastomoseninsuffizienz in den Vordergrund gerückt. Wichtig bei dieser Indikationsstellung ist die genaue Kenntnis der postoperativen anatomischen Situation.

Die pseudomembranöse Kolitis ist durch die Endoskopie leicht zu diagnostizieren oder auszuschließen - aufgrund der oft tagelangen wässrigen Durchfälle häufig ohne weitere Spülmaßnahen. Auch die Frage nach einer Kolonischämie ist oft schon am rektosigmoidalen Übergang zu entscheiden und damit problemlos für das Endoskop zu erreichen.

Bei den therapeutischen Endoskopien ist die Anlage einer Ernährungssonde die häufigste Indikation auf Intensivstation. Bei längerfristiger Notwendigkeit einer enteralen Ernährung sollte eine PEG-Anlage erwogen werden. Diese kann in über 95 % der Fälle problemlos angelegt werden mit akzeptablen Komplikationsraten.