Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(5): 234
DOI: 10.1055/s-2006-947042
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Funktionelle Dyspepsie - Multi-Target-Therapie bei heterogenen Symptomen im Gastrointestinaltrakt

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Publication Date:
31 May 2006 (online)

 
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Die Ursachen einer funktionellen Dyspepsie sind vielfältig. Diskutiert werden eine Hyper- oder auch Hypomotilität des Magens, Hypersensibilität der Magenschleimhaut und auch Störungen der Säuresekretion und Entzündungsprozesse. Bis heute gibt es keine Standardtherapie, die bei allen Patienten wirksam ist, daher erfolgt die Behandlung symptomatisch.

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Multiple Wirkungen der Multi-Target-Therapie

Bewährt hat sich eine Multi-Target-Therapie, ein Behandlungskonzept, mit dem eine Erkrankung gezielt gleichzeitig an verschiedenen Ansatzpunkten behandelt wird. Bei der funktionellen Dyspepsie wirkt das Phytopharmakon Iberogast® mit seiner Kombination aus neun Pflanzenextrakten auf alle wichtigen Symptome und Ursachen. Als Wirkkomponenten enthält das Kombinationspräparat den Frischpflanzenauszug der bitteren Schleifenblume (Iberis amara) sowie alkoholische Drogenauszüge von Angelikawurzel (Angelicae radix), Kamillenblüten (Matricariae flos), Kümmelfrüchte (Carvi fructus), Pfefferminzblätter (Menthae piperitae folium), Mariendistelfrüchte (Cardui mariae fructus), Schöllkraut (Chelidonii herba), Melissenblätter (Melissae folium) und Süßholzwurzel (Liquiritae radix). Es ist das einzige evidence basierte Phytopharmakon, dessen Wirksamkeit in klinischen Studien nachgewiesen wurde und das in den Leitlinien der DGVS (Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten) bei funktioneller Dyspepsie empfohlen wird.

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Verschiedene Studien bestätigen therapeutischen Gesamteffekt

Iberogast® wurde in fünf randomisierten Doppelblindstudien mit mehr als 1000 Patienten geprüft. In vier dieser Studien wurde das Präparat gegen Plazebo getestet, wobei es sich als wirksam in der Behandlung der funktionellen Dyspepsie über einen Therapiezeitraum von vier beziehungsweise acht Wochen zeigte. Eine Metaanalyse bestätigte den therapeutischen Gesamteffekt.

In einer weiteren verumkontrollierten Studie erwies es sich als vergleichbar wirksam wie das zu dieser Zeit als Standardtherapeutikum eingesetzte Cisaprid. Nach vier Wochen zeigte sich in beiden Gruppen eine signifikante Reduktion des gastrointestinalen Summenscores (GIS). Zudem bewerteten 97% der Ärzte und 94% der Patienten die Verträglichkeit als sehr gut oder gut. Es wurden keine sicherheitsrelevanten Laborwertveränderungen registriert.

In einer Kohortenstudie erwies sich Iberogast® als besser wirksam und verträglich als das Prokinetikum Metoclopramid. Darüber hinaus gibt es zwölf zum Teil offene klinische Prüfungen sowie zwei Anwendungsbeobachtungen mit insgesamt 5163 Patienten, und eine retrospektive Kohortenstudie mit zirka 1000 Patienten. Weiterhin wurden zwei Erfahrungsberichte bei mehr als 40000 Kindern bis zu zwölf Jahren mit funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen durchgeführt, die die erfolgreiche Anwendung im pädiatrischen Bereich belegen.

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Wirksam auf alle wichtigen Ursachen und Symptome

Die Wirkung des Phytopharmakons auf die gastrointestinale Motilität und Hypersensibilität beruht auf der Beeinflussung der Serotonin- (5-HT3, 5-HT4) und Muscarin-Rezeptoren (M3). Damit kann es die Funktion des enteralen Nervensystems beeinflussen, das den Magen-Darm-Trakt steuert.

Iberogast wirkt in unterschiedlicher Weise auf die einzelnen Regionen des Magens. Im Magenfundus und -korpus kommt es zu einer Relaxation, wofür der Angelika-Extrakt verantwortlich gemacht wird. Komplett entgegengesetzt stimuliert es im Antrum die Magenpumpe und fördert damit den Weitertransport der Nahrung. Bei Hypermotilität wirken Schöllkraut und Iberis amara spasmolytisch. Gleichzeitig entstehen tonisierende Effekte bei Hypomotilität, wofür vor allem der Extrakt aus Iberis amara steht. Dabei entscheidet die physiologische Ausgangslage, das heißt der aktuelle Tonus der glatten Muskulatur darüber, ob die tonisierend-prokinetische oder die spasmolytisch entkrampfende Wirkung des Präparats in den Vordergrund tritt. Mithilfe dieses dualen Wirkprinzips kann das Präparat sowohl eine gestörte Akkomodation als auch eine verzögerte Entleerung des Magens normalisieren und so an den motilitätsbedingten Symptomen der funktionellen Dyspepsie angreifen.

Diese Eigenschaften zusammen mit seinen entzündungs- und säuresekretionshemmenden, schleimhautschützenden, bakteriostatischen und entblähenden Effekten tragen zur Multi-Target-Wirkung des Präparates bei.

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Phytopharmaka - kontrovers diskutiert

Phytopharmaka werden in der modernen Medizin oftmals kontrovers diskutiert. Bereits die Definition zeigt, wie unkritisch mit dem Begriff umgegangen wird. So sind Phytopharmaka definiert als "Arzneimittel, die als wirksame Bestandteile ausschließlich pflanzliche Drogen und/oder Zubereitungen aus pflanzlichen Drogen" enthalten.

Als Droge wird das Ausgangsmaterial für den Extrakt (= eigentlicher Wirkstoff) bezeichnet. Das Spektrum umfasst unstandardisierte Zubereitungen, bei denen die Qualität der eingesetzten Pflanze nicht dargelegt wird und deren klinische Wirksamkeit nicht in Studien belegt ist, bis hin zu Präparaten aus kontrolliertem Anbau mit genau definierter Zubereitung und standardisiert auf die Inhaltsstoffe, deren klinische Wirksamkeit in kontrollierten Studien dokumentiert wurde. Aus rechtlicher Sicht müssen Phytopharmaka die gleichen Kriterien erfüllen wie alle anderen Arzneimittel: Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit.

Quelle: Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, Darmstadt.