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DOI: 10.1055/s-2006-947044
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Fortschritte in der Krebstherapie - Mehr Freiheit für Patienten durch orale Therapie
Publication History
Publication Date:
31 May 2006 (online)
- Therapie beim metastasierten Kolonkarzinom
- Adjuvante Chemotherapie kann Rezidive verhindern
- Capecitabin als Bereicherung für Brustkrebspatientinnen
- Neue Behandlungsoption für Pankreas- und Magenkarzinom?
- Literatur
Darmkrebs ist in Deutschland ein wichtiges Ziel in der Onkologie geworden. "Durch therapeutische Fortschritte konnte das mediane Gesamtüberleben von Patienten mit metastasiertem Kolonkarzinom nahezu vervierfacht werden", erläuterte Dr. Dirk Arnold aus Halle bei einer Pressekonferenz in Eltville-Erbach. Ein erster Schritt hierfür war die Einführung der 5-Fluorouracil-basierten Chemotherapie, später der Kombinationen von 5-Fluorouracil (5-FU) mit Folinsäure und Substanzen wie Oxaliplatin und Irinotecan. Seit fünf Jahren hat das orale Fluoropyrimidin Capecitabin[1], eine inaktive Vorstufe von 5-FU, einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung.
#Therapie beim metastasierten Kolonkarzinom
Im Jahr 2002 zeigten zwei unabhängige randomisierte Studien beim metastasierten Kolonkarzinom bei über 1200 Patienten, dass die Monotherapie mit Capecitabin mindestens so wirksam ist wie mit 5-FU, "die Ansprechraten von Capecitabin waren sogar etwas günstiger", fasste Arnold zusammen. Während 5-FU an allen Körperzellen aktiv ist, wird Capecitabin oral und über den Darm aufgenommen und über die Leber metabolisiert. "Die Aktivierung von 5-FU findet schließlich direkt im Tumor statt", erklärte Arnold. Möglicherweise sei dies der Grund dafür, weshalb die Wirksamkeit in der Monotherapie gegenüber 5-FU tendenziell besser war.
In mehreren Studien wurde Capecitabin auch in Kombinationsprotokollen als Ersatz für die 5-FU/FS-Infusion oder -Bolusgabe geprüft. Während Kombinations-Schemata wie FOLFOX (5-FU/FS-Dauerinfusion plus Oxaliplatin) recht aufwändig zu verabreichen sind, kann die orale Verabreichung die Therapie erheblich vereinfachen. "Der Vorteil ist dabei, dass die Portimplantation entfällt und der Patient nur zirka alle drei Wochen in die Praxis kommen muss", sagte Arnold. Es zeigte sich, dass die Kombination mit Oxaliplatin (XELOX) in Phase-II-Studien Remissionsraten von bis zu 55% erreichen konnte ([1]). Capecitabin wies eine vergleichbare Wirksamkeit zu den infusionalen Schemata auf. "XELOX ist eine gute Alternative zu FOLFOX und sollte bei allen geeigneten Patienten in Betracht gezogen werden. Ergebnisse der drei noch laufenden Studien erwarten wir Ende 2006", so Arnold.
#Adjuvante Chemotherapie kann Rezidive verhindern
Ohne adjuvante Therapie erleiden 35-75% aller Patienten, die mit Kolonkarzinom operiert wurden, innerhalb von fünf Jahren ein Rezidiv. Eine adjuvante Chemotherapie kann dies verhindern. Die Evidenz für den adjuvanten Einsatz von Capecitabin basiert auf zwei Phase-III-Studien mit insgesamt fast 4000 Patienten. Die X-ACT-Studie (Xeloda in Adjuvant Colon Cancer Therapy) ergab, dass Capecitabin signifikant besser verträglich ist als die 5-FU/FS-Bolusgabe ([2]), schwere Nebenwirkungen (WHO-Grad 3 und 4) waren deutlich verringert. Aufgrund der überzeugenden Wirksamkeit ist Capecitabin zur adjuvanten Therapie zugelassen worden und wegen des zusätzlichen Kostenvorteils, der durch die orale Chemotherapie möglich ist, hat das National Institute for Clinical Excellence (NICE) die Anwendung von Capecitabin beim Kolonkarzinom empfohlen.
#Capecitabin als Bereicherung für Brustkrebspatientinnen
Beim metastasierten Mammakarzinom ist die Kombination von Capecitabin und Docetaxel das einzige Chemotherapeutikum, das im Vergleich zu einer Docetaxel-Monotherapie eine Überlebensverlängerung bieten kann ([3]). "Ohne Zweifel ist Capecitabin eine ausgesprochene Bereicherung des therapeutischen Angebots für Brustkrebspatientinnen", hob Dr. Friedrich Overkamp aus Recklinghausen hervor. Die orale Therapie komme dem Wunsch der Patientinnen nach mehr Lebensqualität nach, aber auch einer bequemeren Behandlung. Die orale Therapie ermöglicht auch eine flexiblere Handhabung: Bei auftretenden Nebenwirkungen kann die Therapie unterbrochen werden.
Entscheidend für den Therapieerfolg ist jedoch, dass der Therapieplan exakt eingehalten wird. "Treten Nebenwirkungen auf, ist eine schnelle Rückmeldung beim betreuenden Arzt wichtig", betonte er. Somit erfordert die orale Therapie eine besonders hohe Compliance seitens des Patienten und ein hohes Engagement des Onkologen, da die Therapie trotz weniger Konsultationen genauso sorgfältig überwacht werden muss.
#Neue Behandlungsoption für Pankreas- und Magenkarzinom?
5-FU-basierte Schemata gehören inzwischen zum Standard bei zahlreichen anderen Tumorentitäten. Eindrucksvoll sind die Ergebnisse einer randomisierten Studie beim Pankreaskarzinom. "Gegenüber dem bisherigen Standard mit Gemcitabin hat nun die Kombination Gemcitabin mit Capecitabin einen Überlebensvorteil gezeigt", betonte Arnold.
Auch beim Magenkarzinom liegen vielversprechende Phase-II-Daten vor, die zeigen, dass Capecitabin auch hier 5-FU als langjährigen Standard ersetzen könnte.
ts
Quelle: Jubiläumspressekonferenz - 5 Jahre Xeloda® Fortschritt durch Innovation, Mai 2006 in Eltville-Erbach. Veranstalter: Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen.
#Literatur
- 01 Cassidy J . et al . J Clin Oncol. 2004; 22 2084-2091
- 02 Scheithauer W . et al . Ann Oncol. 2003; 14 1735-1743
- 03 O'Shaughnessy J . et al . J Clin Oncol. 2002; 20(12)
Literatur
- 01 Cassidy J . et al . J Clin Oncol. 2004; 22 2084-2091
- 02 Scheithauer W . et al . Ann Oncol. 2003; 14 1735-1743
- 03 O'Shaughnessy J . et al . J Clin Oncol. 2002; 20(12)