Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(6): 284
DOI: 10.1055/s-2006-948061
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Individuelle Behandlungsziele - Neue Maßstäbe in der Schmerztherapie

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Publication Date:
14 July 2006 (online)

 
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Bisher lautete das Ziel der Schmerztherapie stets "vollständige Schmerzfreiheit". Bei akuten Schmerzen, die als Warnsystem auf eine Störung hinweisen, ist das durchaus richtig und sinnvoll. Bei chronischen Schmerzen wurde dieses Behandlungsziel dagegen in einer großen Untersuchung von Dr. Gerhard Müller-Schwefe aus Göppingen und PD Michael Überall aus Nürnberg widerlegt. Die Studie der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) mit mehr als 5100 Patienten zeigte, dass Patienten häufig ein Erträglichkeitsniveau angaben, das über 0 liegt. Nur 10% der Patienten stellten sich vollständige Schmerzfreiheit als Behandlungsziel vor ([1]). Für alle anderen war eine Schmerzreduktion auf ein erträgliches Niveau entscheidend, das allerdings jeder Patient unterschiedlich definiert.

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Zufriedene Patienten durch individuelles Behandlungsziel

Die Studie untersuchte, ob die für wissenschaftliche Zwecke etablierten, standardisierten Behandlungsziele dem individuellen Anspruch genügen. So gilt in Studien eine 30-bis 50%ige Linderung als Nachweis für eine klinisch signifikante Schmerzreduktion. Diese Werte entsprechen jedoch nur bei 0,6 - 17,3% der Patienten ihrem individuellen Behandlungsziel. Mehr als drei Viertel gaben einer Behandlung, die lediglich Standardziele erreicht, die Schulnote "befriedigend" oder schlechter. Dagegen bewerteten zwei Drittel eine Therapie mit "gut" oder "sehr gut", wenn sie zum individuellen Behandlungsziel führt. Vor diesem Hintergrund nannte Müller-Schwefe das individuelle Behandlungsziel den einzig sinnvollen Behandlungsansatz, um eine Schmerztherapie näher an den individuellen Bedürfnissen der Patienten auszurichten. "Nur der Patient kann entscheiden, welches Schmerzniveau für ihn erträglich ist, wenn - wie bei chronischen Schmerzen häufig der Fall - absolute Schmerzfreiheit nicht mehr erreicht werden kann", betonte Müller-Schwefe. Welche Analgetika in der medikamentösen Schmerztherapie zum Einsatz kommen, hänge daher maßgeblich von ihrer klinisch dokumentierten Fähigkeit ab, diese individuellen Behandlungsziele zu erreichen.

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Richtige Auswahl des Schmerzmittels sichert Therapieerfolg

In einer laufenden prospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie mit zurzeit 256 abgeschlossenen Behandlungsfällen erreichten bisher 84,8% der Patienten ihr individuelles Behandlungsziel unter Oxycodon[1], einem starken Retard-Opioid der WHO-Stufe 3 ([2]). Vor der Behandlung beurteilten fast alle Patienten ihre Schmerzstärke auf der verbalen Ratingskala als "sehr stark" oder "stark". Laut Überall verbesserte sich unter Oxycodon die Schmerzsituation bei 91% deutlich. Sie gaben an, keine oder nur leichte bis mäßige Schmerzen zu haben. Verglichen mit anderen Schmerzmitteln bewerteten rund 80% der Patienten die analgetische Wirkung von Oxycodon mit "viel besser" oder sogar "sehr viel besser" und bescheinigten dem Opioid darüber hinaus eine bessere Verträglichkeit. 70% gaben an, dass es ihnen - verglichen mit der Zeit vor Beginn der aktuellen Behandlung - unter Oxycodon "viel besser" oder "sehr viel besser" gehe. So verbesserte sich bei rund 80% der Patienten die schmerzbedingte Beeinträchtigung bei Aktivitäten für Haushalt und Familie, in Beruf und Freizeit sowie bei Alltagsverrichtungen zum Teil deutlich.

"Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass durch die Auswahl des stark wirksamen und flexibel dosierbaren Schmerzmittels der Therapieerfolg und das individuelle Behandlungsziel deutlich häufiger erzielt und damit die Lebensqualität der Patienten verbessert wird", fasste Überall zusammen. Er plädierte dafür, das klassische WHO-Stufenschema weniger im Sinne einer "Step-by-Step"-Taktik anzuwenden, sondern eher sofort starke Opioide in einer oralen, gut steuerbaren Galenik einzusetzen, wenn NSAR nicht ausreichen beziehungsweise keine entzündliche Schmerzursache vorliege.

Quelle: Presseinformation zum Deutschen Schmerztag "Mit Oxygesic® zum Individuellen Behandlungsziel". Herausgegeben von Mundipharma GmbH, Limburg a.d. Lahn.

Schmerzintensität korrekt einschätzen

Die korrekte Einschätzung der Schmerzintensität des Patienten durch den Arzt ist entscheidend für den Therapieerfolg. Mit Hilfe von Skalen, wie der visuellen Analogskala (Schmerzskala), lassen sich diese Größen in der täglichen Arbeit einfach ermitteln. Die Schmerzskala besteht aus einer 10 cm langen Skala von 0 (= kein Schmerz) bis 100 (= stärkster vorstellbarer Schmerz). In einer Studie mit über 400 Patienten mit Rückenschmerzen schätzten lediglich 19,4% der Ärzte die Schmerzen ihrer Patienten korrekt ein. Auch die Ansicht, dass starke Schmerzen immer als 50 oder mehr auf der 100-Punkte visuellen Analogskala angegeben werden, ist falsch, wie Dr. Müller-Schwefe und PD Dr. Überall zeigen konnten. Kein Schmerz war in einer Untersuchung von Patienten mit 0-16 Punkten auf der visuellen Analogskala verbunden; mäßiger Schmerz von 9-75 und extrem starker Schmerz von 26-100. Im Vergleich dazu definiert die Wissenschaft starke Schmerzen mit 50 und mehr auf der visuellen Schmerzskala. Eine relevante Schmerzreduktion wird als 30%ige Schmerzreduktion beziehungsweise 50%ige Schmerzreduktion auf der visuellen Analogskala bewertet. Die Studiendaten zeigen, dass die bisher gültigen Messgrößen für Schmerzintensität und die Einschätzung durch Schmerzpatienten stark divergieren. Müller-Schwefe hält es daher für angebracht, den Standard einer 30- bis 50%igen Schmerzlinderung abzulösen und durch eine individuelle Zielvereinbarung zwischen Arzt und Patient zu ersetzen.

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Literatur

  • 10 Studie "Individuelle vs. Standardisierte Therapieziele bei der Behandlung von Schmerzpatienten? Ergebnisse einer prospektiven Befragung von 5169 Patienten mit chronischen Schmerzen, Institut für Neurowissenschaften, Algesiologie und Pädiatrie (IFNAP), Nürnberg. 
  • 11 Studie SZEt - Schmerzen messen, Ziele vereinbaren, Erwartungen treffen. Zwischenergebnisse einer prospektiven, multizentrischen Anwendungsstudie mit ca. 5000 Patienten und 1750 Ärzten, IFNAP, Nürnberg. 

02 Oxygesic®, Mundipharma GmbH

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Literatur

  • 10 Studie "Individuelle vs. Standardisierte Therapieziele bei der Behandlung von Schmerzpatienten? Ergebnisse einer prospektiven Befragung von 5169 Patienten mit chronischen Schmerzen, Institut für Neurowissenschaften, Algesiologie und Pädiatrie (IFNAP), Nürnberg. 
  • 11 Studie SZEt - Schmerzen messen, Ziele vereinbaren, Erwartungen treffen. Zwischenergebnisse einer prospektiven, multizentrischen Anwendungsstudie mit ca. 5000 Patienten und 1750 Ärzten, IFNAP, Nürnberg. 

02 Oxygesic®, Mundipharma GmbH