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DOI: 10.1055/s-2006-948109
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Analyse zur Arzneimittelsicherheit - Potentielle Arzneimittel-Interaktionen werden oft nicht berücksichtigt
Publication History
Publication Date:
08 August 2006 (online)
Die gleichzeitige Verordnung mehrerer Medikamente erfolgt immer häufiger. Das liegt unter anderem an der zunehmenden Zahl älterer, multimorbider Patienten in der Arztpraxis. Eine Polypharmazie ist bei vielen Indikationen unumgänglich, doch birgt sie die Gefahr von Arzneimittelinteraktionen. Das Ausmaß der Gefährdung belegt eine Auswertung der ifap-Datenbank, in der die Verordnungen von fast 1000 Ärzten aus den Jahren 2000 bis 2005 erfasst wurden ([1]). In der Analyse der Verordnungen aus dem Jahre 2005 wurden zum Beispiel 153 Behandlungen mit einem Beta-Blocker bei Patienten erfasst, die gleichzeitig im Rahmen einer spezifischen Immuntherapie mit Allergenextrakten behandelt wurden. Die Kombination der beiden Therapieprinzipien kann aber überschießende anaphylaktische Reaktionen mit möglicherweise fatalen Folgen für den Allergiepatienten triggern. Trotz der verhältnismäßig kleinen Zahl von 153 gemeinsamen Verordnungen der beiden Therapieoptionen auf insgesamt 10 Millionen erfasste Verschreibungen in 2005, ist wegen der potentiell lebensbedrohlichen Reaktion doch von einer relevanten Gesundheitsgefährdung auszugehen.
#Interaktion von Antihypertensiva am häufigsten übersehen
In der aktuellen Datenanalyse werden generell Interaktionen am häufigsten bei der Verordnung von Antihypertensiva übersehen. Insgesamt 1440 Verordnungen entfielen auf kaliumsparende Diuretika, die zusammen mit Kaliumsalzen eingenommen wurden. Die gemeinsame Einnahme erhöht zusätzlich die Gefahr einer Hyperkaliämie, die bereits bei alleiniger Verordnung von kaliumsparenden Diuretika gegeben ist. Wenn auch die Zahl solcher Risikoverordnungen gering ist - 1440 von zirka 10 Millionen analysierten Verordnungen in 2005 -, sind doch die möglichen Konsequenzen für die Patienten gravierend. Fast ebenso häufig (1399 mal) wurden Beta-Sympathomimetika gleichzeitig mit nichtkardioselektiven Beta-Blockern verordnet, wodurch die Wirkung der Beta-Sympathomimetika vermindert oder aufgehoben wird und unter Umständen sogar ein Asthmaanfall mit tödlichem Ausgang hervorgerufen wird.
Die elektronische Arzneimitteldokumentation und Verordnungsunterstützung durch Arzneimittelinformationssysteme sorgt für eine adäquate Vernetzung von Arzneimittel- und Patientendaten und soll so dem Arzt helfen, Verordnungsfehler wie die mangelnde Berücksichtigung von Interaktionen zu vermeiden. Dazu wird die ifap künftig Forschungs- und Aufklärungsprojekte initiieren und fördern. Die Kenntnisse sollen sowohl Fachkreisen als auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
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