Ultraschall Med 2006; 27(5): 504-505
DOI: 10.1055/s-2006-954795
ÖGUM-Mitteilungen

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Abdominelle Sonographie im Kindes- und Jugendalter - Dokumentationsempfehlungen

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. Oktober 2006 (online)

 
Inhaltsübersicht

Unter dem Arbeitskreisleiter für Sonographie im Kindesalter, Herrn Univ. Prof. Dr. Michael Riccabona, wurde in Zusammenarbeit mit dem verantwortlichen DEGUM-Arbeitskreis die nachfolgenden Dokumentationsempfehlungen für abdominelle Sonographie im Kindes- und Jugendalter erstellt.

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Apparative Voraussetzung

  • Schallköpfe

    • Curved- und Sektor-/Vektorschallkopf; Linearschallkopf

    • Mindestfrequenz (altersabhängig):

      7 MHz: Neugeborene und Säuglinge, 5 MHz: Kleinkinder, 3 MHz: Jugendliche

  • erweiterter Ultraschall (Intensivstation, Spezialfragen, bestimmte Krankheitsbilder):

    • Möglichkeit zur Farbdopplersonographie

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Minimaldokumentation: Anforderung für den Normalbefund

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Oberbauch (Leber, Gallenwege, Pankreas, Milz, Gefäße)

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Leber und Gallenwege

  • Oberbauchlängsschnitt rechte Flanke/vordere Axillarlinie

    - gleichzeitige Darstellung re. Niere/Nebenniere und/oder Gallenblase möglich

  • Längsschnitt Sternallinie/parasternal: linker Leberlappen, Aorta (IVC), Gefäßabgänge

  • Rippenbogenrandschnitte gekippt: Lebervenenstern, Pfortadergabel

    - Gallenblase, falls nicht anderweitig erfasst

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Pankreas und Milz

  • Oberbauchquer-/schrägschnitt durch Pankreaslängsachse (Mesenterialwurzel)

  • Oberbauchlängs-/schrägschnitt linke Flanke durch Milz (in Hilushöhe)

    - gleichzeitige Darstellung li.Niere/Nebenniere und/oder Pankreasschwanz möglich

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Nieren und Retroperitoneum

  • je ein Längs- und Querschnitt (in Hilushöhe)

    - rechts: gleichzeitige Darstellung: Nebenniere, Leber und/oder Gallenblase möglich

    - links: gleichzeitige Darstellung: Nebenniere und/oder Milz möglich

  • oder von dorsal in Nierenlängs- und Querachse (in Hilushöhe)

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Unterbauch (Harnblase, inneres weibliches Genitale)

  • Uterbauchquerschnitt in Höhe der Uretereneinmündung; bei Fragestellung: harnableitendes System (Erläuterung s. u.)

  • Unterbauchquerschnitt mit Ovarien/Uterus (eventuell Längsschnitte); bei Fragestellung: weibliches Genitale

Beachte:

  • Bei der Erstvorstellung ist die Untersuchung des gesamten Abdomens im Sinne einer abdominellen Übersichtssonographie zu empfehlen!

  • Dokumentation jeder Untersuchung

  • Beschriftung oder Piktogramme verwenden

  • Seitenidentifikation:

    - Längsschnitt: kranial = linke Bildseite

    - Querschnitt in Rückenlage: rechte Körperseite = linke Bildseite, linke Körperseite = rechte Bildseite

    - Querschnitt in Bauchlage: links = links, rechts = rechts

  • pathologische Befunde in zwei Ebenen darstellen und gegebenenfalls vermessen

  • weitere Dokumentation (siehe "erweiterte Dokumentation"): je nach Klinik und Fragestellung

  • standardisierte Vermessung

    Leber: Längsschnitt: VAL rechts und STL

    Milz: Längsachse (organbezogen)

    Nieren (organbezogen): maximale Länge und beide Durchmesser in Hilushöhe

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Erweiterte Dokumentation "Abdomen-Sonographie im Kindesalter"

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Untersuchung des Harntrakts (Standard)

Untersuchungsvorbereitung: gute Hydrierung und volle Blase

  • Harnblase: median längs und quer (eventuell Volumen)

  • distaler Ureterabschnitt/-mündung beidseits längs und/oder quer

  • beide Nieren von ventral und/oder von dorsal (maximaler Längs- und Querschnitt)

    - Vermessung/Nierenvolumetrie

    - bei Verlaufskontrollen für Volumetrie wieder gleichen Zugang wählen

    - Nebenniere miterfassen (Säugling)

  • bei erweitertem Harntrakt:

    - Nierenbecken- und Kelchdurchmesser im Querschnitt

    - Vermessung des Parenchyms an der schmälsten Stelle im Querschnitt

    - Weite des Ureters im Querschnitt (Erfassen der Ureterdynamik)

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Erweiterte Harntrakt-Sonographie

  • Restharnbestimmung mit erneuter Beurteilung des Nierenbeckenkelchsystems

  • Doppleruntersuchung fakultativ

    - Nierenarterien und Nierenvenen

    - Nierenparenchymvaskularisation

    - Uretermündungsjet

    - ggf. Miktionsurosonographie mit US-Kontrastverstärkern

  • transperinealer Zugang: bei männlichem Säugling und erweitertem Ureter und/oder Blasenpathologie

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Magen-Darmtrakt

  • Linearschallkopf (mindestens 7 MHz)

  • graduierte Kompressionstechnik

  • abdominelle Übersichtssonographie

  • + nachgefragter (Darm-) Abschnitt in Längs- und Querschnitt

  • Pylorus: Längs- und Querschnitt, Mageneingang, Oberbauchquerschnitt (Mesenterialwurzel)

  • Appendix: Zökalpol mit Appendix längs und quer, terminales Ileum; FDS hilfreich

  • Invagination: pathologische Kokarde längs und quer

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"Schockraumsonographie"

  • "Douglas-Raum" (spatium rektovesikale, bzw spatium rektouterinum)

  • Parakolische Rinne beidseits (+ Leber/Niere rechts und Milz/Niere links)

  • Basaler Pleuraraum beidseits

  • Kardialer 4-Kammerblick und Perikard; für Detailuntersuchung nach Trauma: abdominelle Übersichtssonographie inklusive Farbdopplersonografie und PW-Dopplersonographie (Niere)

Kontakt: ÖGUM, Arbeitskreis für Sonographie im Kindesalter, Währinger Gürtel 18-20, A-1090 Wien, Internet: www.univie.ac.at/oegum sowie www.DEGUM.de und Prof. Dr. M. Riccabona, Univ. Klinik für Radiologie, klin. Abteilung für Kinderradiologie, Universitätsklinikum Graz, Auenbruggerplatz, A-8036 Graz, Österreich

ÖGUM - DEGUM, Akkordierung Februar 2006