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DOI: 10.1055/s-2006-956549
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Geschlechter-sensible Psychiatrie - Psychisch kranke Frauen brauchen mehr Unterstützung
Publication History
Publication Date:
09 November 2006 (online)
Die Depression befällt Frauen doppelt so häufig wie Männer. Diese Differenz beginnt bereits in der Pubertät und bleibt lebenslang bestehen. Das liegt nicht nur daran, dass Frauen Zeit ihres Lebens öfter als Männer Gewalt und anderen Traumatisierungen ausgesetzt sind. Es existiert bei Frauen auch eine genetisch verankerte Vulnerabilität für psychische Leiden. Das gilt speziell für die Depression, die sich bei 13,5% der Frauen post partum manifestiert. Von dieser postpartalen Depression sind auch bis zu 5% der Männer betroffen, wie Prof. Anke Rohde, Bonn, deutlich machte.
Laut einer WHO-Studie ist die Depression nicht nur die häufigste psychische Erkrankung von Frauen. Sie zieht oft auch weitere psychische, somatische und psychomotorische Störungen nach sich. Darunter fallen beispielsweise Angst, Schlafstörungen, Schmerzen und gehemmtes Kommunikationsverhalten. Wird die Depression pharmakotherapeutisch angegangen, so ist zu beachten, dass die aus klinischen Studien gewonnenen Ergebnisse meist "männerlastig" sind, also nicht ohne Abstriche auf die Frau übertragen werden dürfen. So ist seit längerem bekannt, dass Frauen und Männer auf bestimmte Antidepressiva unterschiedlich gut ansprechen. Doch allmählich macht sich in Wissenschaft und Praxis die Einsicht breit, dass die geschlechtsspezifische Betrachtung von Diagnostik, Therapie und Prognose psychischer Störungen durchaus relevant sein könnte.
#Selbsthilfe als letzter Rettungsanker
Mehr Unterstützung für die Angehörigen psychisch Kranker forderte Eva Straub, Vorsitzende des Bundesverbands der Angehörigen psychisch Kranker (BapK). Vor allem Mutter, Tochter oder Ehefrau haben meist eine immense familiäre Belastung zu ertragen, der sie sich allein oft nicht gewachsen fühlen. Fast jede Angehörige eines psychisch kranken Menschen klagt über Angst, Ratlosigkeit, Vereinsamung und Überforderung, die nicht selten Krankheitswert annehmen. Frau Straub brachte die Situation auf den Punkt: "Familien brauchen Hilfe, weil der meist jahrelange Stress sie völlig erschöpft hat." Hier ist die Familien-Selbsthilfe Psychiatrie für viele Angehörige häufig der Rettungsanker.
Karl B. Filip, Landsberg
Quelle: Pressekonferenz der Familien-Selbsthilfe Psychiatrie, München, 27. September 2006