ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2006; 115(11): 484
DOI: 10.1055/s-2006-957162
Thema des Monats

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zukunft der Lasertechnologie

Matthias Frentzen
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 December 2006 (online)

Die Gemeinschaft der Forscher und Anwender auf dem Gebiet der Laserzahnheilkunde feierte im Mai 2006 in Berlin ein Jubiläum: Vor 20 Jahren wurde in Tokio die ISLD (International Society for Laser in Dentistry) als erste wissenschaftliche Fachgesellschaft auf diesem Gebiet gegründet. Bereits seit den 60er-Jahren hat man mit Lasern in der Zahnheilkunde experimentiert, jedoch erst 2 Jahrzehnte später war die Entwicklung so weit vorangeschritten, dass erste wissenschaftlich fundierte Anwendungen für die Praxis angeboten werden konnten.

Seither ist in Wissenschaft und Praxis eine stürmische und wechselvolle Geschichte wie in kaum einer anderen zahnärztlichen Fachdisziplin zu beobachten. Die einst sehr aufwendige Lasertechnologie ist erschwinglich geworden. Für viele zahnmedizinische Fragestellungen wurden Konzepte entwickelt, die im Wettbewerb mit klassischen Diagnose- und Therapieverfahren stehen. Schnell ist aber auch aufgefallen, dass es kein Universalinstrument für alle Fälle gibt. Indikationsspektren für ein bestimmtes Gerät sind oft nur punktuell zu sehen. Manche Enttäuschung bzw. Fehleinschätzung hat jedoch etwas mit mangelndem Verständnis und unzureichender Ausbildung zu tun.

Ähnlich wie die Röntgenstrahlung, die je nach Parameterwahl für diagnostische, therapeutische oder materialkundliche Aspekte benutzt werden kann, hat Laserstrahlung sehr unterschiedliche Effekte. Sie kann für diagnostische Zwecke, zum Schweißen, zum Schneiden, Abtragen und Koagulieren von Gewebe und Polymerisieren von Kunststoffen genutzt werden - je nach Art der Laserstrahlung. Ebenso wie in der Röntgentechnik liegt den verschiedenen Anwendungen nur ein einheitliches physikalisches Prinzip der Generierung von elektromagnetischer Energie zugrunde. Für eine sinnvolle Nutzung ist es daher notwendig, die Wirkung der jeweils genutzten Laserstrahlung zu kennen.

Darüber hinaus stellt sich die Frage: Sind diese Effekte sinnvoll zu nutzen? In der Vergangenheit wurden leider häufig erst Lasergeräte entwickelt und dann mehr oder weniger zielgerichtet Anwendungen gesucht. Dieser Weg ist in der Regel unbefriedigend und unökonomisch. Problemorientiertes Handeln ist dagegen gefragt und erfolgreich. Beispiele hierfür sind z.B. das Fügen von Nichtedelmetallen - früher ein Problem -, oder die Diagnostik der okklusalen Karies mit Fluoreszenztechnik - mit Röntgentechnik unbefriedigend -, die Leukoplakiebehandlung, die Hämangiomtherapie usw. Beispiele für zukunftsorientierte Entwicklung sind die Laserperiimplantitisbehandlung oder die Photodynamische Therapie als Antibiotikaalternative.

Es gibt sie also, Laseranwendungen, die traditionellen Therapieverfahren überlegen sind. Aus diesem Grunde setzen sich heute angesehene Fachgesellschaften wie die DGZMK kritisch und differenzierend mit dieser Thematik auseinander. Der wissenschaftliche Standard in der Laserzahnheilkunde steigt, wie die zunehmende Zahl an Publikationen in angesehenen Fachzeitschriften zeigt. Größtes Problem hingegen sind die Anwender, die ohne Ausbildung und sachgerechte Unterweisung Laser als reines Marketinginstrument benutzen. Mit meist infraroter (unsichtbarer) Laserstrahlung, „denn sie sehen nicht, was sie tun”, brutzeln und brennen sie zum Leidwesen vieler Gutachter. Wenige schwarze Schafe schaden so enorm der Weiterentwicklung und dem Ruf zukunftsorientierter Anwendungstechnologien. Auch für uns Zahnärzte gilt: Man sollte sein Handwerk gelernt haben, auch und vor allem bei neuen Technologien. Qualifizierte, unabhängige und produktneutrale Fortbildung ist wichtiger denn je!

Prof. Matthias Frentzen

Bonn

    >