Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(11): 528
DOI: 10.1055/s-2006-958482
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DDG fordert aussagekräftige Studien - Kurzwirkende Insulinanaloga bei Typ 2-Diabetes nicht mehr verordnungsfähig

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12 December 2006 (online)

 
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Seit 29. September 2006 ist es Gesetz: Hausärzte und Diabetologen sollen zukünftig alle Patienten mit Diabetes Typ 2 auf kostengünstigeres Humaninsulin einstellen. Das Bundesgesundheitsministerium stimmte diesem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zu und strich die Wirkstoffe Insulin Aspart, Insulin Glulisin und Insulin Lispro aus dem Verordnungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen für Diabetes mellitus Typ 2. Die kurzwirksamen Insulinanaloga sind nicht verordnungsfähig, solange sie mit Mehrkosten für die Krankenkassen im Vergleich zu kurzwirksamen Humaninsulin verbunden sind. Der G-BA-Beschluss beruht nach Meinung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) jedoch auf einer unzureichenden Studienlage.

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IQWiG: kein erkennbarer Mehrnutzen für Patienten

Dem G-BA-Beschluss ging ein Vorbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) voraus. Dieses empfahl die Streichung der genannten Wirkstoffe aus dem Verordnungskatalog, da sie keinen erkennbaren Mehrnutzen für Patienten nach sich ziehe. Das IQWIG hat mit seiner Analyse der Literatur keine Evidenz der höchsten Stufe (randomisierte kontrollierte Studien mit mindestens 24 Wochen Dauer) finden können, das Vorteile der Insulinanaloga auch in der praktischen Diabetesbehandlung belegt. Dies liegt nach Meinung der DDG vermutlich daran, dass sich bisherige Studien eher an den Zulassungsvoraussetzungen als an der Nutzenanalyse orientierten und widerspricht der Erfahrung vieler Hausärzte, Diabetologen und Patienten.

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DDG warnt vor weitreichenden Folgen

"Die Folgen für unsere Patienten können so weitreichend sein, dass wir es für dringend notwendig halten, umgehend aussagekräftige wissenschaftliche Studien durchzuführen", fordert Prof. Kerner. "Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft war und ist gerne bereit, dazu ihren Beitrag zu leisten. So können wir beispielsweise die Expertise unserer Mitglieder bei der Erstellung eines Studienplanes anbieten."

Catrin Pflöschner, Stuttgart