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DOI: 10.1055/s-2006-958816
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Umfrage unter Psychiatern und Neurologen - Galantamin zur Behandlung von Alzheimer-Patienten in der Praxis bevorzugt
Publication History
Publication Date:
22 January 2007 (online)
Acetylcholinesterase-Inhibitoren gelten als Mittel der Wahl für die Therapie bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz. Eine Behandlung mit dem dual wirksamen Antidementivum Galantamin (Reminyl®) führt zu einer lang anhaltenden Stabilisierung der klinischen Symptomatik und verzögert dadurch auch die Heimunterbringung, wie mittlerweile zahlreiche Studienergebnisse belegen. In einer aktuellen Umfrage bestätigten Fachärzte die Vorteile einer Galantamintherapie, was sich in der Praxis auch deutlich in deren Verordnungsverhalten widerspiegelt.
Für die Behandlung der kognitiven Störungen von Alzheimer-Patienten, die beispielsweise durch einen schleichend zunehmenden Gedächtnisverlust, eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit oder Orientierungs- und Sprachschwierigkeiten charakterisiert sind, gelten in leichten bis mittelschweren Fällen Acetylcholinesterase-(AChE-)Inhibitoren als Mittel der ersten Wahl. Diese Präparate hemmen im Gehirn den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin, der eine entscheidende Bedeutung für Denk- und Lernprozesse besitzt, und können so die Einbuße der kognitiven Leistungsfähigkeit wirkungsvoll verzögern. Zwischen den einzelnen AChE-Hemmern gibt es jedoch Unterschiede hinsichtlich ihres Wirkprinzips: So reduziert das moderne Antidementivum Galantamin (Reminyl®) als einziges Präparat dieser Wirkstoffgruppe nicht nur den Abbau von Acetylcholin, sondern verbessert gleichzeitig die nikotinerge Neurotransmission, indem es an den Nikotinrezeptoren bindet und diese damit allosterisch moduliert. Dadurch wird die Empfindlichkeit für den natürlichen Transmitter erhöht und so dessen Effekt verstärkt; zusätzlich kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung des Neurotransmitters.
Durch Galantamin lassen sich auf diese Weise die kognitiven Leistungen von Alzheimer-Patienten langfristig verbessern; aber auch demenzbedingte Verhaltensstörungen und die Alltagskompetenz der Patienten werden positiv beeinflusst, wie eine Reihe von Zulassungsstudien belegen ([1], [2], [3], [4]). Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Behandlung von Alzheimerkranken ist deren frühzeitige Einweisung in ein Pflegeheim, die häufig vor allem aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten notwendig wird, wenn die Angehörigen deswegen mit der häuslichen Pflege überfordert sind. Da diese bei einem guten Ansprechen der Galantamintherapie deutlich entlastet werden, lässt sich eine dauerhafte Einweisung der Demenzkranken in ein Heim über Monate bis Jahre hinausschieben, so die Ergebnisse einer retrospektiven Untersuchung [5].
#Bevorzugt wegen guter Wirksamkeit und Verträglichkeit
Wie Fachärzte Galantamin beurteilen und welche Konsequenzen sich daraus für ihr Verordnungsverhalten ergeben, wurde von Anfang August bis Ende Oktober dieses Jahres in einer Umfrage mittels strukturierter Fragebögen überprüft, an der knapp 1000 Neurologen und Psychiater aus Klinik und Praxis teilnahmen. Die Auswertung der Antworten brachte folgende Ergebnisse:
Die meisten der von den befragten Medizinern im letzten Quartal behandelten Demenz-Patienten litten unter Alzheimer-Demenz (49%) oder einer Mischform aus Morbus Alzheimer und vaskulärer Demenz (24%). Dabei diagnostizierte knapp die Hälfte der Ärzte im letzten Quartal zwischen 1 und 10 Patienten, die unter einer Alzheimer-Erkrankung litten. In einigen Fällen wurde während dieses Zeitraums aber auch mehr als 100 Mal die Diagnose "Morbus Alzheimer" neu gestellt. Diese Zahlen verdeutlichen die Bedeutung der Alzheimer-Erkrankung als häufigste Form der Demenz im Praxisalltag und damit die Notwendigkeit einer effektiven Therapie.
Was das Verordnungsverhalten betrifft, äußerten sich die Teilnehmer der Befragung eindeutig: 85% setzen bevorzugt Galantamin zur Behandlung der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz ein (Abb. [1]). Erst mit weitem Abstand folgen die übrigen im Fragebogen als Alternative aufgeführten Präparate Donepezil (Aricept®), Rivastigmin (Exelon®) und Memantine (Axura®, Ebixa®). Auch für Alzheimer-Patienten, die unter einer begleitenden zerebrovaskulären Erkrankung leiden, wird zu 80% der dual wirksame AChE-Hemmer Galantamin bevorzugt, 26% entfallen auf Donepezil, 19% auf Memantine und 31% auf sonstige Präparate. Die Präferenz der befragten Mediziner für das moderne Antidementivum belegt auch folgende Aussage: Nach der Einschätzung von 80% ist Galantamin Mittel der ersten Wahl bei der Therapie der Alzheimer-Erkrankung (Abb. [2]). Bezüglich der Dosierung konnte ebenfalls ein klarer Trend festgestellt werden: 81% der Ärzte setzen den dual wirksamen AChE-Hemmer am häufigsten in der empfohlenen Tagesdosis von 16 mg ein. Lediglich 6% gaben an, vornehmlich eine Dosis von 24 mg/Tag zu verordnen; 13% der Mediziner verabreichen in den meisten Fällen eine Tagesdosis von nur 8 mg.

Die meisten der knapp 1000 befragten Neurologen und Psychiater bevorzugten Galantamin (Reminyl®) zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz

Für 80% der knapp 1000 befragten Neurologen und Psychiater ist Reminyl® das Medikament der ersten Wahl zur Behandlung von Alzheimer-Demenz
Die Begründungen für den bevorzugten Einsatz von Galantamin zur Behandlung von Alzheimer-Patienten zielten hauptsächlich auf die zuverlässige Wirksamkeit und hohe Verträglichkeit des modernen Antidementivums ab. Aber auch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis wurde von 40% der Mediziner als wesentlicher Grund genannt (Abb. [3]). Dabei sind die befragten Ärzte in der Mehrzahl gut über Wirkweise, Effektivität und Einsatzempfehlungen der auf dem Markt angebotenen Antidementiva informiert: So gaben 89% richtigerweise an, dass Galantamin dasjenige Antidementivum ist, das über einen dualen Wirkmechanismus verfügt. 96% der Mediziner kannten die Ergebnisse einer aktuellen Metaanalyse des britischen National Institute of Clinical Excellence (NICE), in der sich für Galantamin die stärkste Wirkung gemäß der Alzheimer's Disease Assessment Scale cognitive subscale (ADAS-cog) bei der Behandlung leichter, mäßiger und mittelschwerer Alzheimer-Demenz ergeben hatte. Immerhin 67 bzw. 65% wussten auch, dass Memantine-Präparate von NICE generell nicht zur Therapie der Alzheimer-Demenz empfohlen werden (sondern nur experimentell im Rahmen klinischer Studien).

Gute Wirksamkeit und Verträglichkeit sind nach Meinung der knapp 1000 befragten Neurologen und Psyhiater die häufigsten Gründe für den Einsatz von Galantamin bei der Behandlung von Alzheimer-Patienten
Fazit
Die vorliegende Umfrage zeigt, dass die Fachärzte in der Praxis Galantamin (Reminyl®)eindeutig anderen Antidementiva vorziehen, um Patienten mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz zu behandeln. Gründe für die hohe Verordnungsrate sind nach Aussage der Mediziner hauptsächlich die zuverlässige Wirksamkeit und gute Verträglichkeit des Präparats, was wiederum mit den guten Ergebnissen kontrollierter und offen geführter Untersuchungen übereinstimmt. Dabei kennen die meisten der befragten Ärzte das Wirkprinzip von Galantamin und wissen, dass für dieses Präparat in einer Metaanalyse die höchste Wirksamkeit gegen kognitive Störungen bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz nachgewiesen wurde.
PD Dr. Pasquale Calabrese, Bochum
#Quellen
-
01 Hager K . et al . Untersuchung zur Sicherheit und Wirksamkeit von Galantamin (Reminyl®) bei Patienten mit einer leichten bis mittelgradigen Alzheimer Demenz (GAL-GER-4): Interimsanalyse der Jahresdaten bei 86 Patienten. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) 2003 in Berlin. Poster.
- 02 Raskind MA . et al . Galantamine is safe and effective during long-term therapy in patients with Alzheimer's disease. Ann Neurol. 2002; 52 (Suppl.1)
- 03 Monsch AU . et al . Effects of galantamine on behavioural and psychological disturbances and caregiver burden in patients with Alzheimer's disease. Curr Med Res Opin. 2004; 20 931-8
- 04 Tariot PN . et al . A 5-month, randomized, placebo-controlled trial of galantamine in AD. Neurology. 2000; 54 2269-76
-
05 Feldmann H . et al . Die Wirkung von Galantamin auf die Zeit bis zur Einweisung in ein Pflegeheim. 8th European Federation of Neurological Societies 2004 in Paris. Poster.
Quellen
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01 Hager K . et al . Untersuchung zur Sicherheit und Wirksamkeit von Galantamin (Reminyl®) bei Patienten mit einer leichten bis mittelgradigen Alzheimer Demenz (GAL-GER-4): Interimsanalyse der Jahresdaten bei 86 Patienten. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) 2003 in Berlin. Poster.
- 02 Raskind MA . et al . Galantamine is safe and effective during long-term therapy in patients with Alzheimer's disease. Ann Neurol. 2002; 52 (Suppl.1)
- 03 Monsch AU . et al . Effects of galantamine on behavioural and psychological disturbances and caregiver burden in patients with Alzheimer's disease. Curr Med Res Opin. 2004; 20 931-8
- 04 Tariot PN . et al . A 5-month, randomized, placebo-controlled trial of galantamine in AD. Neurology. 2000; 54 2269-76
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05 Feldmann H . et al . Die Wirkung von Galantamin auf die Zeit bis zur Einweisung in ein Pflegeheim. 8th European Federation of Neurological Societies 2004 in Paris. Poster.

Die meisten der knapp 1000 befragten Neurologen und Psychiater bevorzugten Galantamin (Reminyl®) zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz

Für 80% der knapp 1000 befragten Neurologen und Psychiater ist Reminyl® das Medikament der ersten Wahl zur Behandlung von Alzheimer-Demenz

Gute Wirksamkeit und Verträglichkeit sind nach Meinung der knapp 1000 befragten Neurologen und Psyhiater die häufigsten Gründe für den Einsatz von Galantamin bei der Behandlung von Alzheimer-Patienten