Rofo 2007; 179(2): 101
DOI: 10.1055/s-2006-959094
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungenemboliediagnostik in der Schwangerschaft - Strahlenbelastung des Fetus häufig falsch eingeschätzt

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Februar 2007 (online)

 
Inhaltsübersicht

Besteht bei einer schwangeren Patientin der Verdacht auf eine Lungenembolie, ist der Fetus bei einer Ventilations-/Perfusions (V/P)-Szintigrafie einer vielfach höheren Strahlenbelastung ausgesetzt als bei einer CT-Angiografie. Groves et al. untersuchten, ob Fachleuten, die in die Diagnostik von Lungenembolien involviert sind, dieser Sachverhalt bewusst ist. Radiology 2006; 240:765-770

Die Autoren befragten in persönlichen Gesprächen insgesamt 161 Spezialisten in 7 kommunalen Krankenhäusern und 7 Universitätskliniken in Großbritannien zur Dosimetrie der beiden Verfahren V/P-Szintigrafie und CT-Angiografie in der Schwangerschaft. 102 der Studienteilnehmer waren Radiologen (oder in der Ausbildung zum Radiologen), 13 Fachärzte für Nuklearmedizin (oder in Ausbildung), 7 Ärzte mit beiden Fachbezeichnungen (oder in Ausbildung), 16 Medizinphysiker (oder in Ausbildung) und 23 Pneumologen (oder in Ausbildung). Es wurde danach gefragt, welche der beiden bildgebenden Methoden für den Fetus bzw. für die Schwangere die höhere Strahlenbelastung mit sich bringt und eine Einschätzung der jeweiligen Strahlendosen der Verfahren bei der Schwangeren und beim Fetus erbeten (Tab. [1]).

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Nicht jeder weiß, welche Untersuchung den Fetus mehr belastet

Nur 2% der Studienteilnehmer konnten alle 8 Fragen korrekt beantworten. 84% schätzten die Strahlenbelastung für einen erwachsenen Menschen durch eine CT-Angiografie richtig als höher ein als die durch eine V/P-Szintigrafie, aber nur 58% gaben die richtige Antwort auf die Frage, welches Verfahren in der Schwangerschaft die höhere Strahlenbelastung für den Fetus mit sich bringt. Das bedeutet, dass sich fast die Hälfte der Studienteilnehmer nicht darüber im Klaren war, dass bei schwangeren Patientinnen - zumindest vom Aspekt der Strahlenbelastung für den Fetus her gesehen - die CT-Angiografie gegenüber der V/P-Szintigrafie bevorzugt werden sollte.

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Wissenslücken in allen Teilnehmergruppen

Bei der Rate der richtigen Antworten auf diese Frage zeigten sich in der Subgruppenanalyse keine signifikanten Unterschiede, d.h. Spezialisten verschiedener Fachrichtungen, Angehörige von kommunalen Krankenhäusern und Universitätskliniken sowie Fachärzte und Ärzte in der Facharztausbildung gaben gleich häufig die falsche Antwort.

Die Autoren führen aus, dass, abhängig vom Schwangerschaftstrimester, die fetale Strahlendosis bei einer V/P-Szintigrafie mehr als 200-mal höher liegen kann als bei einer CT-Angiografie. Allerdings geben sie zu bedenken, dass es trotzdem auch Argumente gibt, die für eine V/P-Szintigrafie in der Schwangerschaft sprechen könnten: Zum einen liegt die Strahlenbelastung der Mutter bei einer CT-Angiografie höher als bei einer V/P-Szintigrafie, zum anderen gibt es bisher keine kontrollierten Studien zu der Frage der schädlichen Effekte des Röntgenkontrastmittels bei der CT auf den Fetus. Außerdem kann aufgrund der Verdünnung des Kontrastmittels durch das erhöhte Blutvolumen in der Schwangerschaft die Beurteilbarkeit einer CT-Angiografie beeinträchtigt sein.

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Fazit

Unabhängig von Ausbildungsstand, Fachrichtung und Status der Klinik konnten in Großbritannien bei Spezialisten, die mit der Diagnostik von Lungenembolien in der Schwangerschaft betraut sind, Wissensdefizite hinsichtlich der Dosimetrie festgestellt werden. Die Autoren weisen darauf hin, dass zusätzliche Fortbildungen zu diesem Thema erfolgen sollten.

Dr. Katharina Franke, Frankfurt/Main

 
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