In die Schizophreniebehandlung kommt Bewegung. Neue Galeniken und Weiterentwicklungen
der Neuroleptika ermöglichen moderne Therapieziele wie Remission und Recovery und
die Verbesserung des psychosozialen Funktionsniveaus.
Mit dem seit Juni 2007 zugelassenen atypischen Antipsychotikum Paliperidon ER (Invega®)
können umfassende Therapieziele erreicht werden. In klinischen Studien wurden über
3000 Patienten in 23 Ländern untersucht. Paliperidon ER (Extended Release) wurde in
einer speziellen Galenik entwickelt, die eine gleichmäßigere Plasmakonzentration im
Blut ermöglicht, wie Prof. Hans-Jürgen Möller, München, vorstellte. Als erstes atypisches
Antipsychotikum nutzt das Paliperidon ER die OROS®-Technologie. Die INVEGA®-Tablette
stellt eine osmotisch kontrollierte Freisetzungsgalenik des Wirkstoffs dar. So werden
unter oraler täglicher Einmalgabe über 24 Stunden gleichmäßigere Plasmaspiegel aufrechterhalten
[4] als unter herkömmlicher Therapie mit nichtretardierten Präparaten. Dadurch werden
unnötige Spitzenkonzentrationen beim Anfluten verhindert. Außerdem ist so nur eine
einmal tägliche Einnahme erforderlich, und von Beginn an kann eine antipsychotisch
wirksame Dosis gegeben werden. Damit ist ein einfaches Handling möglich. Paliperidon
ER wird nur zu einem geringen Teil über die Leber metabolisiert und zu etwa 60%
unverändert renal ausgeschieden [8]. "Dies ist insbesondere für pharmakokinetische Wechselwirkungen entscheidend", so
Möller.
Den klinischen Studien zufolge erreichen die Patienten unter Paliperidon ER (3-12
mg/d) eine frühzeitige und effektive Kontrolle der Positiv- und Negativsymptomatik
[7]. Bereits ab dem vierten Behandlungstag sind die Ergebnisse nach der Positive and
Negative Syndrome Scale (PANSS) gegenüber Placebo signifikant (Abb. [1]; p < 0,05) [5]. Die Wirksamkeit bleibt auch langfristig erhalten. Eine placebokontrollierte Studie
über 40 Wochen zur Rezidivprophylaxe konnte aufgrund statistisch signifikanter Unterschiede
(p = 0,001) zwischen der Paliperidon-ER-Gruppe und der Placebogruppe vorzeitig beendet
werden [6].
Wirksamkeit im Vergleich
Wirksamkeit im Vergleich
Möller stellte auch die Ergebnisse einer aktuellen randomisierten, placebokontrollierten,
direkten Vergleichsstudie von Paliperidon ER vs. Quetiapin vor [1]. Die Patienten mit einer akuten Exazerbation der Schizophrenie (n = 399) erhielten
randomisiert Paliperidon ER (9-12 mg/d, im Mittel 10,4 mg/d) oder Quetiapin (600-800
mg/d, im Mittel 690,9 mg/d). Paliperidon ER zeigte anhand der PANSS ab dem fünften
Behandlungstag eine signifikante Verbesserung sowohl gegenüber Quetiapin als auch
gegenüber Placebo (p < 0,001 für beide Vergleiche zum Studienendpunkt nach 14 Tagen).
Auch Patienten, die bereits mit den Neuroleptika Olanzapin oder Risperidon vorbehandelt
wurden, können von der Behandlung mit Paliperidon ER profitieren, wie zwei Subgruppenanalysen
von drei placebokontrollierten, randomisierten Studien ergaben [2], [3]. Bei der Umstellung auf Paliperidon ER verbesserte sich der PANSS-Gesamtwert, aber
auch alle einzelnen PANSS-Subskalen. Das psychosoziale Funktionsniveau der Patienten
nahm unter Paliperidon ER ebenfalls signifikant zu.
Abb. 1 Wirkeintritt ab Tag 4 bei Patienten mit akuter Exazerbation mod. nach [4]
Zunahme des psychosozialen Funktionsniveaus
Zunahme des psychosozialen Funktionsniveaus
Für Prof. Georg Juckel, Bochum, ist dies heute ein entscheidendes Kriterium für den
Therapieerfolg. Moderne Ansprüche an die Therapie gehen über eine reine Symptomreduktion
hinaus hin zu Remission und Recovery. Diese Ziele beinhalten auch eine erfolgreiche
psychosoziale Reintegration des Patienten in ihr privates und berufliches Umfeld.
Die hierzu nötigen exakten Messinstrumente zur Erfassung des psychosozialen Funktionsniveaus
konnten bislang jedoch nur sehr zeitintensiv - und damit für den Praxisalltag nicht
geeignet - bestimmt werden. Die Personal-and-Social-Performance(PSP)-Skala (www.psp-check.de) dagegen ist ein neues Instrument, das bereits in deutscher Sprache validiert wurde
und innerhalb weniger Minuten ein einfaches und valides Monitoring des Therapieverlaufs
und eine Messung des psychosozialen Funktionsniveaus ermöglicht.
KW
Quelle: Pressegespräch "Pharmakotherapie als Empowerment", im Rahmen des DGPPN-Kongresses
am 22. November 2007 in Berlin, veranstaltet von der Janssen-Cilag GmbH