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DOI: 10.1055/s-2007-960531
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Editorial
Publication History
Publication Date:
04 June 2007 (online)

Nuklearmedizinische Methoden zur Entzündungsdiagnostik werden seit Jahrzehnten erfolgreich angewandt. Sie erfüllen in hohem Maße eine Erwartung an die molekulare Bildgebung, nämlich einzelne Aspekte der Entzündungskaskade spezifisch darzustellen. Wieweit dies gelingt und in welchem Ausmaß die mittlerweile sehr fortgeschrittene Radiochemie ihren Beitrag zu den Innovationen der letzten Jahre erbracht hat, wird aus dem ersten Beitrag dieses Heftes deutlich.
In den letzten Jahren wurden neue und hochinteressante Ansätze zur nuklearmedizinischen Entzündungsdiagnostik entwickelt, wie z. B. radioaktiv markierte chemotaktische und -kinetische Zytokine, COX-2-Inhibitoren sowie radioaktiv markierte Antikörper, die gegen Adhäsionsmoleküle gerichtet sind. Diese Entwicklungen befinden sich allerdings noch in der vorklinischen oder frühen klinischen Erprobung und bilden nicht den Schwerpunkt der Übersichtsarbeiten in diesem Heft. Ziel der Beiträge ist es vielmehr, dem interessierten Leser und Anwender eine fundierte und evidenzgeleitete Übersicht über die gängigen Fragestellungen und Problemlösungsstrategien in der nuklearmedizinischen Entzündungsdiagnostik zu geben.
Nach der Euphorie, die in den 90er-Jahren die Einführung der ersten murinen Antikörper und Fab′-Fragmente zur Immunentzündungsszintigrafie begleitet hat, ist heute hinsichtlich der Bewertung des Potenzials der Methoden eine Ernüchterung eingetreten. Die Immunentzündungsszintigrafie ist zwar sensitiv, aber häufig doch zu unspezifisch, was sich z. T. durch die unspezifische Exsudation von nicht an polymorphkernige neutrophile Granulozyten gebundener Aktivität in sterilen Prozessen erklärt.
So zeigt die Metaanalyse aussagekräftiger prospektiver Studien, dass in vitro markierte Leukozyten bei bestimmten Fragestellungen bis heute als nuklearmedizinische Methoden der ersten Wahl zu gelten haben. Dies gilt zum Beispiel für die periphere Osteomyelitis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Aortenprotheseninfektionen.
Erst in den späten 90er-Jahren begann man das Potenzial der FDG-PET bei entzündungsszintigrafischen Fragestellungen wahrzunehmen und systematisch zu evaluieren. Wie eine Anzahl der hier vorgestellten Artikel zeigen, hat sich die Methode mittlerweile, trotz anfänglicher Bedenken bei verschiedenen Fragestellungen erfolgreich etabliert. Erwähnt werden soll hier nur die Diagnostik der Vaskulitis großer und mittelgroßer Arterien, die mit den bisherigen konventionellen Tracern nur in Ausnahmefällen möglich war, die Diagnostik der Spondylitis und der Beitrag, den die FDG-PET bei der Abklärung prolongierter Fieberzustände und bei der Diagnostik der septischen Hüft-TEP leistet.
Aus jüngster Zeit stammen die ersten Publikationen von entzündungsaffinen PET-Tracern und FDG-markierten Leukozyten sowie das Bemühen, durch den Einsatz der PET / CT und SPECT / CT die Spezifität der nuklearmedizinischen Befunde zu verbessern. Es ist jetzt schon abzusehen, dass sich diese fortgeschrittenen Methoden in naher Zukunft als fester Bestandteil nuklearmedizinischer Entzündungsdiagnostik etablieren werden.
PD Dr. J. Meller
Abteilung Nuklearmedizin
Robert Koch-Str. 40
37075 Göttingen
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Fax: +49/5 51/39 85 26
Email: jmeller@med.uni-goettingen.de